Deutscher Buchpreis - die Verleihung
Bildergalerie von der Preisverleihung des Deutschen Buchpreises 2024.
Bildergalerie von der Preisverleihung des Deutschen Buchpreises 2024.
Heute wurde die 20. Verleihung des Deutschen Buchpreises gefeiert. Video-Impressionen aus den 20 Preisjahren weckten Erinnerungen an in jedem Jahr besondere, einzigartige Preisträger:innen.
Die nominierte Schriftstellerin Iris Wolff mit Gästen der Preisverleihung.
Erstmals moderierte Julia Westlake die Preisverleihung. Als sie die Stoffe der 6 Roman anriss, wurde beeindruckend klar, welche Tiefe, welche Breite an Themen allein in den sechs Büchern der Shortlist zu finden sind.
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig meinte: Der Buchpreis hat sich nicht verändert, aber die Welt drumherum. Deshalb verändern sich die Diskussionen über Literatur, es geht mehr um Haltung - ein Begriff, den Hartwig dem der „Identität“ vorzieht.
Bewährt habe sich das Konzept des Buchpreises, so Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. Mit der Longlist habe man eine Leseliste für den Herbst. Der Preis gebe Orientierung, auch wenn das Gespräch über Bücher inzwischen an anderen Orten als den linearen Medien stattfände, sondern mehr in den sozialen Netzwerken. In diesem Gespräch sieht Schmidt-Friderichs eine Stärke: „In der Polyvalenz liegt die Kraft der Literatur – die Welt ist nicht eindeutig, die Literatur macht es deutlich. Und keine zwei Leser:innen lesen einen Roman genau gleich.“
Natascha Freundel (Jurysprecherin, rbb): "Die finale Jurysitzung war die intensivste – wir haben gerungen". In den Büchern nämen autofiktionales Erzählen und das Erzählen von Weltpolitik viel Raum ein – das Thema Heilung im weitesten Sinne kommt hier ins Spiel.
Die Protagonistin Juno wird von einem Lovescammer umworben. der auf die Einsamkeit und das Geld älterer Frauen spekuliert. Immer unklarer wird, woran man »echte« Liebe eigentlich erkennt. Schließlich betrügt Juno die Betrüger.
Martina Hefter (Jahrgang 1965) lebt als Autorin und Performerin in Leipzig. Ihre Texte bewegen sich zwischen Gedicht, szenischen Schreibformen und Roman.
Ein surrealer, schillernder Roman, dessen Plot Haken schlägt: Eine Frau und ein Plüschhase. Er ist ihr ein Begleiter wie bei Alice im Wunderland.
Maren Kames, 1984 in Überlingen am Bodensee geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin, ihre Bücher wurden schon mehrfach ausgezeichnet.
Ein Strudel von Gedanken und Erzählungen, Abenteuer- und Liebesgeschichten: Clemens Meyer erzählt von den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren, von den Karl-May-Filmen, die in Kroatien in den sechziger Jahren gedreht wurden, und vom Kino überhaupt — deshalb der Titel.
Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle/Saale, lebt in Leipzig. Für sein literarisches Werk erhielt Clemens Meyer zahlreiche Preise, unter anderen den Preis der Leipziger Buchmesse.
Damit sprach Freundel (rechts) für ihre Jurykolleg:innen Marianna Lieder (freie Kritikerin), Gerrit Bartels (Der Tagesspiegel), Magda Birkmann (freie Literaturvermittlerin und Buchhändlerin), Klaus Nüchtern (Der Falter), Regina Moths (Buchhandlung Literatur Moths) und Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart).
Der dokumentarische Roman über den Genozid an den Jesiden im Jahr 2014 stellt die Frage, wie man davon erzählen kann. Othmann mischt Gattungen und Erzählformen – als Reisereportage, Gerichtsprotokoll, historische Exkurse, Autobiografisches.
Ronya Othmann, als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters 1993 geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin, ihre Werke wurden mehrfach ausgezeichnet.
Ein Anti-Heimatroman, der in der Lüneburger Heide spielt: Der 19-jährige Jannes treibt wie seine Vorfahren die Schafherde seiner Familie übers Land. Archaik und Moderne treffen in einer unheimlichen Mischung aufeinander: „Hier gibt es viele Gespenster aus der Vergangenheit“, so der Autor.
Markus Thielemann, Jahrgang 1992, wuchs in Niedersachsen auf und studierte Geographie und Philosophie in Osnabrück und Literarisches Schreiben am Hildesheimer Literaturinstitut, er lebt in Hannover. Der nominierte Titel ist sein zweiter Roman.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Zürich treffen sich Kato und Lev: Lev durchlebte in Siebenbürgen den Niedergang des Ceausescu-Regimes, Kato war bereits in den Westen gezogen. In ihrer rückwärts erzählten Liebesgeschichte werden die Brüche der beiden Lebenswege herausgearbeitet.
Iris Wolff, 1977 in Siebenbürgen geboren, wurde für ihr literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Marieluise-Fleißer-Preis und dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für ihr Gesamtwerk.
Fischer-Verleger Oliver Vogel und Schriftsteller Clemens Meyer verfolgen die Videoporträts, die die Deutsche Welle von den Shortlist-Nominierten gedreht hat.
Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs hält die Urkunde in die Höhe, bevor sie den Gewinnertitel nennt.
Martina Hefter, deren Namen Vorsteherin Schmidt-Friderichs schließlich nannte, schreckte in freudiger Überraschung auf, umarmte ihren Mann, den Schriftsteller Jan Kuhlbrodt, ihre Lektorin und weitere Menschen in den Sitzreihen und bahnte sich schließlich ihren Weg durch die Fotografen Richtung Bühne. „Danke für das Vertrauen in den Roman“ richtete sie an die Jury. „Ich hatte tolle Gespräche über den Roman. Und dieser Austausch ist gewissermaßen der zweite Teil des Romans. Eigentlich ist dieser Preis auch einer für die Leser:innen.“
Hefter dankte neben ihrer Familie auch ihrem künstlerischen Partner, dem Musiker Patrice Lipeb, für die Ermunterung, an ihrem Literaturagent Matthias Landwehr – und natürlich ging ein ganz großer Dank an den Verlag Klett-Cotta und insbesondere die Lektorin Katharina Körber.
„Wann hat man eine Lektorin, die mit einem zusammen ins Tattoo-Studio geht?“ Martina Hefter und Katharina Körber vereint das Tattoo einer Wildbiene auf dem Unterarm.
Nach der Preisverleihung wird gefeiert.
Mehr über die Preisträgerin und die Begründung der Jury lesen Sie hier: