Als „Gelegenheitsschreiberin“, die in sporadischen, aber intensiven Phasen Kurzgeschichten zu Papier bringt, so beschreibt sich Marcella Melien selbst. In Anbetracht der Resonanz ist das ein klares Understatement: Beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen war sie alljährlich von 2011 bis 2017 – solange sie altersmäßig teilnehmen durfte – auf eine Auszeichnung „abonniert“. In 2014 gewann sie den hr2-Literaturpreis und erhielt eine Einladung zum Treffen junger Autor*innen, 2017 war sie Artist in Residence im Rahmen des Prosanova Festivals Hildesheim, im Jahr darauf konnte sie als Schreibstipendiatin des Hessischen Literaturrats e.V. für einen Monat in Litauen arbeiten.
Trotz dieses erfolgreichen Hintergrunds wollte sich die 28-jährige Wiesbadenerin nie völlig ihrer Passion verschreiben. „Ich hatte immer die Idee eines „richtigen“ Berufs und bin von Anfang an zweigleisig gefahren“, erklärt sie. Nach verschiedenen Stationen, die fast immer etwas mit Wort und Schrift zu tun hatten, fühlt sie sich jetzt angekommen: Bei dem Verein Litprom in Frankfurt hat Melien nach einem Volontariat eine neu geschaffene Vollzeitstelle im Bereich Veranstaltungen, PR und Social Media inne.
Seit 40 Jahren schon setzt sich der Verein, der von Brot für die Welt und anderen Organisationen der internationalen Zusammenarbeit bezuschusst wird und eng mit der Frankfurter Buchmesse kooperiert, für Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt ein. Das fünfköpfige Team im Haus des Buches fördert Übersetzungsarbeiten und vor allem die Wahrnehmung von Texten. „Literaturvermittlung ist genau mein Ding“, betont Melien, die die 9. Litprom-Literaturtage im Januar – damals noch als Volontärin – als „Highlight“ erlebt hat: ein Wochenende mit Autoren und Autorinnen aus neun Ländern zum Thema „Migration – Literaturen ohne festen Wohnsitz“, das rund 600 Gäste ins Literaturhaus Frankfurt zog. „Es war richtig schön, das Ergebnis unserer Arbeit zu sehen, festzustellen, dass das Konzept aufgeht und die Veranstaltung gut besucht ist – und die Autorinnen und Autoren endlich persönlich zu treffen“, erzählt Melien, die von der Programmplanung, über die Beantragung, Reiseplanung und Werbung bis zur Abrechnung in das Literaturfest involviert war und auch die regelmäßig stattfindenden „Weltempfänger-Salons“ mitorganisiert.