„Literatur und Reisen sind meine Welt“, sagt Isabella Caldart. Ihr Interesse an Ländern und Menschen verbindet sie mit ihrer Leidenschaft fürs Lesen - und fürs Schreiben. „Ich hatte schon immer das Bedürfnis nach Output“, erklärt die gebürtige Frankfurterin, die in Spanien eine zweite Heimat gefunden hat, wenn auch aktuell mit Hindernissen.
Die freie Journalistin bloggt unter novellieren.com über internationale Literatur, Popkultur und Gesellschaft. Hier stellt sie Bücher und Buchhandlungen vor, lässt Autorinnen und Autoren zu Wort kommen. „Mein Blog war für mich der Türöffner zum Deutschen Buchpreis“, berichtet die 33-Jährige. 2017 gehörte sie dem offiziellen Team der Buchpreis-Blogger an – einer Gruppe von Literaturenthusiasten, die in jährlich wechselnder Zusammenstellung die Longlist für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres auf dem Buchpreis-Blog bespricht, inszeniert und kommentiert.
Im Jahr darauf wechselte sie die Seiten: Als Social-Media-Managerin des Buchpreises pflegt sie seither die Online-Präsenz auf Facebook, Instagram und Twitter und ist nun selbst für die Auswahl und die Betreuung der inzwischen 20 Buchpreis-Bloggerinnen und -Blogger und weiteren Input auf dem Buchpreis-Blog verantwortlich. „Die Blogger-Szene ist sehr gut vernetzt, besonders über Instagram“, erläutert Caldart, „teilweise entstehen engere Kontakte bis hin zu Freundschaften. Die Grenzen zwischen Job und Hobby sind bei mir fließend.“
Neugierig und weltoffen
Dabei setzt sie auf mobiles Arbeiten, was ihrer enormen Reiselust zugutekommt. Mexiko, USA, Spanien… vor allem Barcelona zog sie in ihren Bann, brachte sie überhaupt erst zum Studium, wie sie selbst sagt (Romanistik im Hauptfach - die Katalanistik ist in Frankfurt außerhalb Kataloniens die größte der Welt!). „Diese Stadt hat meinen Lebensweg beeinflusst“, stellt Caldart fest. „Ich fühle mich im Spanischen zuhause. Das Lebensgefühl, die Mentalität und die Architektur machen mich glücklicher – und natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle“, versucht sie, die Faszination, die die 1,5 Millionen-Metropole auf sie ausübt, zu beschreiben.
Doch nach dem Studium der Romanistik, Germanistik und Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt ging sie erst einmal ins beschaulichere Stuttgart: Ab 2016 volontierte sie im Belletristiklektorat des Klett-Cotta Verlags. Bereits ein halbes Jahr vorher startete sie ihren Literaturblog. Nach dem Volontariat nahm sie im Journalismus Fahrt auf – schon seit 2013 schreibt sie für das Frankfurter Stadtmagazin – und zog nach Berlin um.
„Ich beschäftige mich gern mit diversen Themen, die mich oft persönlich umtreiben“, erzählt Caldart. Ihre Artikel mit den Schwerpunkten Literatur, Film und Popkultur, zu Feminismus, LGBTQ, Stadtgeschehen und Porträts von Menschen erscheinen unter anderem in der taz, im Missy Magazin, im Börsenblatt, im Stadtmagazin tip Berlin und im Online-Magazin ze.tt.
2019 war für sie ein bewegtes Jahr mit vollem Programm: Sie hat den Instagram-Account für den Tropen Verlag aufgebaut, war Chefredakteurin für das Sonderheft “Uni Journal” im Stadtmagazin Journal Frankfurt, hat zwei Lesungen auf der Frankfurter Buchmesse moderiert, ist Mitglied der Blogger-Jury des Blogbuster-Wettbewerbs geworden. Dazu lektoriert sie seit vier Jahren das Magazin der Büchergilde und hat jüngst den Frankfurt-Band in der neuen Reclam-Reihe „Zum Verweilen“ zusammengestellt, der im Herbst 2020 erscheint und auf eine literarische Entdeckungsreise durch die Stadt mitnimmt.
Ihr unangefochtenes Highlight des Jahres: eine Tournee auf Einladung des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst e. V.) an fünf spanische Universitäten. Unterwegs war Caldart auch an anderer Stelle - um an den Goethe-Instituten in Barcelona und in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana über deutschsprachige Literatur zu sprechen. „Das macht großen Spaß und näher werde ich ans Rockstar-Leben wohl nicht herankommen“, sagt Caldart mit einem Lachen.
Zurück nach Barcelona
Zum Ende des Jahres hat sie ihre Zelte in der Hauptstadt abgebrochen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt wollte sie, so war der Plan, am 31. März ohne Rückflugticket – „open end“, sagt sie - nach Barcelona aufbrechen. Um in der katalanischen Hauptstadt, in der sie sich längst zuhause fühlt, einen beruflichen Traum zu verwirklichen: als Auslandskorrespondentin aus Katalonien / Spanien zu berichten und spanische Literatur in den Fokus zu rücken. „Mein Wunsch ist es, eine Schnittstelle zwischen spanischen Titeln und deutschen Verlagen herzustellen und zu Übersetzungen zu inspirieren. Spanien hat eine vielfältige, interessante Literaturszene“, ist Caldart überzeugt und hat die iberische Halbinsel dabei auch als Ehrengastland der Buchmesse 2021 im Blick.
Wer, wie Isabella Caldart, Mexiko-Stadt und New York, das Baskenland und Katalonien erlebt und lieben gelernt hat, den wird auch die Corona-Krise nicht vom Weg abbringen. Auf ihrem neuen Instagram-Account @literaturausspanien stellt sie bereits gemeinsam mit anderen Bloggern empfehlenswerte spanische Buchtitel vor.