Nominiert für Börsenblatt Young Excellence Award 2020

Florian Biege: Illustrator mit Wunschzettel

20. Mai 2020
Christina Busse

Zamonien-Fans ist Florian Biege als Illustrator der Graphic Novels "Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers bekannt. Aber als Illustrator ist Biege in vielen Welten unterwegs, in der Medienbranche genauso wie bei Brettspielen. Jetzt ist er für den Börsenblatt Young Excellence Award nominiert.

Horror im Homeoffice? Für Florian Biege ist das eine inspirierende Vorstellung. „Abenteuer, Expedition, spannende Charaktere und Schauplätze mit historischem Bezug, dazu ein Horror-Element – wenn eine Geschichte solch einen Mix mitbringt, reizt es mich sehr, sie als Graphic Novel umzusetzen“, beschreibt der Illustrator sein Wunschszenario.

Rein äußerlich spielt sich sein Arbeitsalltag deutlich weniger spektakulär ab. „Mein Setup besteht aus zwei Monitoren und einem großen Grafiktablet. Ich arbeite ausschließlich digital“, erläutert der 36-Jährige, der in Münster zuhause ist. Hier erweckt er am liebsten surreale Kreaturen zum Leben, die sich dann auf Buchseiten und Covern, in Comics und Spielen tummeln. „Fabelwesen faszinieren mich schon seit meiner Kindheit. Sie ziehen sich durch mein gesamtes Schaffen“, erzählt Biege, der an der Fachhochschule Münster Design mit Schwerpunkt Illustration studiert und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.

Zamonisches Großprojekt

Sagenhafte fünf Jahre lang hat er sich mit seinem bislang umfangreichsten Werk beschäftigt: der Graphic Novel „Die Stadt der Träumenden Bücher“ nach dem gleichnamigen Roman von Walter Moers. Biege ist tief eingetaucht in die Abenteuergeschichten über den phantastischen Kontinent Zamonien und hat gemeinsam mit Moers einen Comic aufwändigster Machart geschaffen. „Das war schon eine besondere Situation, so lange Zeit an einer Sache arbeiten zu können. Es bringt Routine und Ruhe ins Leben. Andere Projekte, zum Beispiel Storyboards für die Werbung, sind ja manchmal in ein bis zwei Tagen abgehakt“, erzählt Biege. Dass „Die Stadt der Träumenden Bücher“ in Bildern, erschienen bei Knaus/Random House, auch bei kritischen Zamonien-Fans sehr gut angekommen sei, habe ihn sehr gefreut. „Ich war auf die Reaktionen wirklich gespannt. Und ich habe mich selbst sehr über das analoge, gedruckte Ergebnis meiner Arbeit gefreut – das ist schon ein besonderer Moment, wenn man das schön gemachte Produkt in den Händen hält“, betont Biege.

Aktuell widmet er sich verstärkt der Entwicklung und Illustration von Brettspielen. Die Ideen entstehen aus dem eigenen Spaß am Spielen – und auch hier gerne in Kombination mit phantastischen Wesen. „Monster-Bande“, verlegt von Drei Hasen in der Abendsonne, ist eine seiner erfolgreichsten Erfindungen und landete 2018 sogar auf der Empfehlungsliste zum Kinderspiel des Jahres. Bei Kosmos kommt in Kürze das von Florian Biege illustrierte Live-Escape-Game „Der einsame Leuchtturm“ auf den Markt. Weitere eigene Spieleprojekte warten noch auf Veröffentlichung, während man der Fortsetzung seines Webcomics „Phantom Reign“, ein Mix aus Bildergeschichte und Spiel, fortlaufend online folgen kann.

„Das Ende ist offen. Die Leser spielen sehr konstruktiv mit und schlagen nach jeder fertigen Seite über Instagram vor, wie es weitergehen soll. Die Idee mit den meisten Likes setze ich um“, erklärt er. Über 100 Personen, die über Webcomic-Plattformen wie webtoon.com und tapas.io oder seine Social Media-Accounts darauf aufmerksam wurden, haben auf diese Art und Weise schon an den bislang 70 Seiten mitgewirkt.

Zeichenbrett und Hörbuch-App

Bücher nimmt Biege selbst meist über die Ohren auf. „Hörbücher lassen sich gut mit Zeichnen, Laufen und Radfahren kombinieren“, erläutert der zweifache Marathonläufer. Seinen Urlaub verbringt er zusammen mit seiner Freundin, die ebenfalls Illustratorin ist, am liebsten aktiv in der Natur - ob kurzentschlossen per Fiets durch Holland oder sechs Wochen lang mit Rad und Zelt entlang der Pazifikküste von Seattle nach L.A. Unterwegs entstehen in Kneipe, Café oder während einer Zugfahrt Skizzen zur Inspiration oder zur Vorlage für Projekte – auf dem Tablet oder mit feinem, schnellem Strich auf Papier.

Auch nach der Corona-Isolation hat er vor, „erst mal für ein paar Tage irgendwohin zu fahren“, Freunde und Familie zu treffen. Und sich mit Kolleginnen und Kollegen wieder von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. „Erstmals hat unser monatlicher Illustratoren-Stammtisch per Videokonferenz stattgefunden“, erzählt Biege, „der harte Kern war ein paar Stunden dabei.“ Aufgrund des Studienangebots gelte Münster als „Illustratoren-Hochburg“, den Stammtisch legt er auch dem Nachwuchs ans Herz. „Er ist eine super Gelegenheit, die wahnsinnig vielen Fragen rund um die Selbstständigkeit loszuwerden: Verträge, Aufträge, Urheberrecht… das lernt man nicht im Studium“, weiß Biege aus eigener Erfahrung.

Er selbst will sich in weitere kreative Abenteuer stürzen: Auf seinem Illustratoren-Wunschzettel steht neben Klassikern wie „Moby Dick“, „Robin Hood“ und „Die Schatzinsel“ auch „Der Schrecksenmeister“ von Walter Moers – vielleicht klappt es dann ja auch mal mit einem Treffen zwischen den beiden Zamonien-Kennern.

Auf ein Wort:

Dinos: „Schon als Kind habe ich mir selbst alle möglichen Arten von Dinosauriern ausgedacht und gemalt. Auch heute noch zeichne ich sehr gerne einfach zur Entspannung Kreaturen, in denen sich Realität und Phantasie durchmischen.“

Walter Moers: „Während unsere fünfjährigen Zusammenarbeit haben wir uns nie persönlich getroffen. Aber wir haben viel miteinander telefoniert.“

Anlaufstelle: „Wenn ich unterwegs bin, schaue ich gerne in Comicbuchhandlungen rein. Dort zu stöbern ist immer etwas Besonderes. In Berlin findet man mich zum Beispiel bei „Comics & Graphics“, bei „Grober Unfug“ und „Modern Graphics“.“

Zur Person: Florian Biege, Jahrgang 1983, ist in Marienfeld bei Gütersloh aufgewachsen. Nach dem Abitur und Zivildienst in einer Werkstatt für Behinderte studierte er von 2005 bis 2010 Design mit Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule in Münster, wo er seither lebt. Seit 2006 ist er freiberuflich als Illustrator tätig. Er zeichnet unter anderem Graphic Novels, entwirft und illustriert Spiele und arbeitet an einem Web-Comic. Sein bisher aufwändigstes Werk ist die Graphic Novel „Die Stadt der Träumenden Bücher“ gemeinsam mit Walter Moers.

Über den Young Excellence Award

Voraussetzung für die Teilnahme am Börsenblatt Young Excellence Award #yeaward20 ist die Altersgrenze von 39 Jahren. Bis August 2020 benennt die Börsenblatt-Redaktion zehn Nominierte für die Online-Abstimmung, bei der die Leserinnen und Leser darüber entscheiden, wer auf der Frankfurter Buchmesse 2020 für seine beispielhafte Arbeit geehrt wird. Vorschläge und Eigenbewerbungen für die neue Runde können fortlaufend per E-Mail eingereicht werden: boersenblatt@mvb-online.de – Stichwort: #yeaward20.

Das gibt es zu gewinnen:

Der Gewinn des #yeaward20 beinhaltet ein umfassendes Netzwerk- und Weiterbildungsangebot:

  • Teilnahme am Mentoring-Programm des Börsenvereins und am Nachwuchsparlament während der Buchtage 2021 sowie an der Friedenspreis-Verleihung 2020

  • Teilnahme am internationalen Young-Talent-Programm mit Nachwuchskräften aus acht Ländern während der Frankfurter Buchmesse 2020 sowie ein "Business & Conference"-Wochenticket für das Branchenevent inklusive Anreise und Hotelunterkunft

  • Bildungsgutschein für den Mediacampus Frankfurt im Wert von 1.000 Euro

  • Jahresabos für die Webinare und die E-Paper-Ausgabe des Börsenblatts

  • Kongressticket für die future!publish 2021 inklusive Anreise und Hotelunterkunft