Reisetagebuch: Mairisch in Barcelona

Woche 2: Bücher und Blumen

29. April 2022
Daniel Beskos

Der mairisch Verlag hat seinen Verlagssitz für einige Wochen nach Barcelona verlegt. Das Team möchte die spanische und katalanische Buchwelt schon vor der Frankfurter Buchmesse 2022 gründlich kennenlernen. In Woche zwei steht der Festtag Sant Jordi im Mittelpunkt. 

Spanien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022 – daher haben wir vom mairisch Verlag unseren Verlagssitz für einige Wochen nach Barcelona verlegt, um die spanische und katalanische Buchwelt kennenzulernen. In Gesprächen mit deren Akteuren wollen wir ihre Arbeit kennenlernen und Kontakte knüpfen. Wir wollen verstehen, wie die Buchszene Spaniens tickt und wie das Land durch die Corona-Zeit gekommen ist. Hier ein Rückblick auf unsere zweite Woche, die ganz im Zeichen des anstehenden Festtags Sant Jordi stand.

An diesem 23. April, aus dem international auch der Welttag des Buches hervorgegangen ist, gibt es überall in der Stand Bücher- und Blumenstände; Verlage und Buchhandlungen machen an diesem einen Tag bis zu einem Drittel ihres Jahresumsatzes (!), entsprechend aufgeregt sind alle hier.

Den Montag nutzen wir aber erstmal, um mit unserem deutschen Autor Hannes Köhler, der teilweise hier in Barcelona lebt, durch das wunderschöne Viertel Gràcia mit seinen vielen Cafés und Buchhandlungen zu streifen.

Am Dienstag stehen Interviews mit verschiedenen deutschen Medien an, denen wir von unserem Aufenthalt hier in Barcelona berichten – unter anderem nachzuhören hier im Deutschlandfunk.

Am Mittwoch arbeiten wir weiter an einem unserer Schwerpunktthemen: Dem Kinderbuch. Wir treffen eine ganze Reihe von Kinderbuchverlagen, unter anderem Takatuka, Apila, Flamboyant und Thule, mit denen wir über ihre Programme, die Chancen und Möglichkeiten im internationalen Markt und über Illustrationen sprechen – und darüber, wie schwierig es ist, ein richtig gutes Kinderbuch zu schreiben. Die Gespräche in unserem Blog.

Am Donnerstag tauchen wir noch tiefer ein in die spanische Literaturwelt – unter anderem sprechen wir per Zoom mit den Machern des Podcasts »Messepiratinnen«, der vom Goethe-Institut produziert wird und auf spielerische Weise den spanischen Gastlandauftritt in Frankfurt vorbereitet. Eingeladen sind sowohl spanische als auch deutschsprachige Autorinnen und Autoren, u.a. Hartmut Rosa, Ronya Othmann und Ken Yamamoto.

Freitag Vormittag fällt ein Termin aus – wir nutzen die freie Zeit für einen Besuch des wirklich empfehlenswerten Aquariums, in dem es nicht nur ein riesiges Becken mit diversen Haien gibt, sondern auch viele Tunnel, durch die man die Fische über sich hinweg schwimmen sehen kann. Und unser Wochenziel »Selfie mit Hai« ist so auch erreicht.

Nachmittags findet dann in der brandneuen Buchhandlung Finestres, die übrigens einen schönen grünen Hinterhof hat, eine Lesung des Autors Kiko Amat statt. Anschließend sind wir zum großen Sant-Jordi-Abendempfang der katalanischen Tageszeitung La Vanguardia eingeladen, wo wir nicht nur auf Messechef Juergen Boos treffen, sondern auch auf eine Delegation deutscher Journalist*innen, mit der wir uns über den Gastlandauftritt austauschen. Und auch unser neues, lustiges Lieblingsspiel kommt nicht zu kurz: Doppelgänger suchen. Einzige Regel: Man sucht in der Menge möglichst passende Doppelgänger*innen zum deutschen Literaturbetrieb. Erkenntnis: Wenn man nur gut hinschaut, sind es erstaunlich viele.

Samstag dann der große Tag: Sant Jordi. Wir machen uns gleich morgens auf dem Weg. Die Sonne scheint und wir sind überrascht von den vielen Ständen, sie sind wirklich in der ganzen Stadt. Überall tummeln sich Menschen aller Altersklassen, die für ihre Liebsten Bücher und Blumen kaufen wollen. Als wir gerade in der schönen Kinderbuchhandlung Casa Anita sind, geht es dann aber plötzlich los. Draußen donnert es, und dann zieht ein Hagelsturm über die Stadt, der dem Sant Jordi auch bald ein Ende setzt. Für viele Buchhandlungen und Verlage wird der langersehnte Tag heute leider ein kleines oder mittleres Desaster. Für uns war es dennoch ein spannendes Erlebnis. Und wir fragen uns natürlich sofort: Warum gibt es das nicht auch in Deutschland zum Welttag des Buches? Für nächstes Jahr könnte man sich ja schon mal den Hashtag merken: #bücherundblumen. Mal schauen, was passiert …

Mehr im Blog: https://www.mairisch.de/blog/barcelona-2022/