Für die Branche und uns alle, die wir ihr verbunden sind, hat er in zweierlei Hinsicht ganz besondere Maßstäbe gesetzt: Entschlossen verfolgte er die Digitalisierung des Verlagsprogramms und die Entwicklung der verlagseigenen Datenbank beck-online. Damit hat er als Marktführer allen Wettbewerbern die Richtung und das Tempo vorgegeben.
Keiner in der juristischen Verlagsbranche in Deutschland konnte danach mehr geltend machen, man möge es doch beim guten alten gedruckten Buch belassen oder vorschützen, eine überstürzte Einstellung in Datenbanken lasse so etwas wie eine Kannibalisierung befürchten. Alle diese Einwände hatten sich durch die bei Beck vorgegebene Strategie und Geschwindigkeit erledigt – wer überleben wollte, musste mitziehen.
Sein Instinkt für Macht und Gefahr vermittelte Hans Dieter Beck die klare Einsicht, dass das Internet den First Mover ebenso belohnen kann wie Beinahe-Monopole.
Bis vor kurzem konnte es Menschen geben, die gegen diese mit Wucht betriebene Digitalisierungsstrategie aufbegehrten und einwandten: Ja, aber seinen wichtigsten Kommentar zum BGB – den hat er nicht in beck-online eingestellt. Doch diesem Einwand hat er wenige Wochen vor seinem Tod noch die Grundlage entzogen: Mit „Frag den Grüneberg“ ist jetzt auch dieser Kommentar in digitaler Weise erschlossen, und es erscheint paradigmatisch, dass dabei die neueste Technik in Form einer KI-Anwendung nun gerade für dieses Werk erstmals im Verlag in den Verkauf kommt.
Aber einen weiteren, vielleicht sogar noch wichtigeren von ihm gesetzten Maßstab verdankt ihm die Branche: Allein mit Zahlen und abstrakten, womöglich auf Englisch formulierten Strategien kann kein Verlag geführt werden. Immer waren es die Inhalte, die Autorinnen und Autoren, die Konzepte bis hin zu den wissenschaftlichen wie praktischen Details, auf die er neugierig blieb und die ihn damit vielen zum Vorbild machten. Die von ihm geführte Mediengruppe mochte in Konzernhöhen wachsen: Er blieb wirklich immer Verleger.
Hans Dieter Beck wurde 92 Jahre alt. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden. In den Verlag wird er morgens nun nicht mehr kommen. Seine Verdienste um das Unternehmen und um unsere gesamte Branche bleiben.