Im Segment Romance, dass diese Entwicklung treibt, macht sich die junge Leserschaft, die in internationalen Social-Media-Communities unterwegs ist, darüber sicher weniger Gedanken. Auch bei den großen britischen Verlagen, wie Simon & Schuster und HarperCollins, die Romance-Bestseller von Autorinnen wie Colleen Hoover, Hannah Grace oder Alice Oseman veröffentlichen, sieht die Branche weniger Bereitschaft, lokalen Verlagen Rechte für englische Ausgaben zu überlassen. Jacqueline Dinas, Publisher bei der Kensington Publishing Corp., einem unabhängigen US-Publikumsverlag mit einem dezidierten Romance-Portfolio, weist auf die Unterschiede zwischen den englischsprachigen Märkten hin: "Für britische Verlage ist der Export ihrer Ausgaben nach Europa traditionell ein sehr wichtiger und größerer Umsatzbringer als für US-Verlage. Ich bin der Meinung, dass europäische Verlage die englischsprachigen Rechte für ihre Länder erwerben sollten und halte es für smart, da beispielsweise ein deutscher Verlag sein deutsches Publikum viel besser erreichen kann. Viele große UK-Verlage sehen das anders und lehnen solche Modelle ab, weil es ihr Vertriebsgeschäft beeinträchtigt." Dinas hebt zudem hervor, dass es keine Einheitslösung geben wird: "Im Endeffekt hängt es immer von dem jeweiligen Buch und der Art des Projekts ab, ob es sinnvoll ist, dass lokale Verlage auch Englisch publizieren."
Im ihrem Geschäft mit Deutschland hat in den letzten zwei Jahren das Tempo angezogen, da die Lizenznehmer die deutsche Ausgabe so nah wie möglich an der Export-Ausgabe auf den Markt bringen wollen. Genauso ist die Zahl der deutschen Partner gestiegen, da immer mehr Verlage mit neuen Imprints auf den Romance-Zug aufspringen. Nachschubprobleme gibt es aus Dinas’ Sicht keine: "Es gibt großartige Autoren in jedem Romance-Untergenre, wie dem aktuellen Trendsegment Romantasy, und genügend Material. Das Wichtige ist, dass von Publikumsseite die Begeisterung für die Autoren da ist, da das Genre extrem verbrauchergetrieben ist. Unsere Leserinnen sagen uns auf TikTok sehr genau, was wie möchten, und es liegt dann an uns, die entsprechenden Bücher zu publizieren."