Julia Kniep: Wir wählen für unser Programm die Titel sehr genau und kritisch aus, sodass wir im Handel und auch bei den Leser:innen für ein bestimmtes Umfeld stehen und solche Inhalte bei uns tendenziell eher nicht im Erwartungshorizont liegen. Inhaltlich achten wir im Lektorat darauf, dass es sich innerhalb eines gewissen Rahmens und unserem Qualitätsanspruch genügend bewegt. Für uns sollten gerade sexuelle Inhalte nicht als Mittel zum Zweck oder inhaltlich unbegründet in der Handlung vorkommen, sondern diese, je nach Alterszuschreibung angepasst explizit dargestellt, unterstützen. Dabei sind wir uns einig, dass Consent eine unbedingt notwendige Maßgabe ist, sofern ein Mangel daran nicht thematisch im Buch aufgearbeitet wird. Dasselbe gilt auch für andere potenziell belastende Inhalte. In der grafischen Gestaltung sehen wir natürlich auch die Tendenz, dass zum Teil als heftig erachtete Inhalte in vergleichsweise harmlos anmutender Optik – wenn auch im passenden Umfeld – präsentiert werden. Hier wird die Entwicklung zeigen müssen, ob die Lesenden und/oder der Handel in Zukunft weitere Signale zum Inhalt als notwendig oder sinnvoll erachten.
Kathrin Becker: Bei Moon Notes ist es uns sehr wichtig, toxische Beziehungen und sexualisierte Gewalt nicht als etwas Romantisches darzustellen. Sexszenen in unseren Büchern stellen die Beteiligten als gleichberechtigt und auf Augenhöhe dar. Wir finden es wichtig, zwei Dinge zu unterscheiden: einerseits, wie sexy, knisternd und explizit eine Szene ist, und andererseits, ob es sich um einvernehmlichen Sex handelt oder ob sexualisierte Gewalt romantisiert wird. Den ersten Punkt stellen wir mit unserer Chilischoten-Skala dar. Den zweiten Punkt können wir prinzipiell für das Moon-Notes-Programm beantworten: In unseren Büchern wird sexualisierte Gewalt nicht romantisiert.