"Jeder Homo sapiens sollte gegen diesen Krieg sein"
Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Verlage aus? Ein Interview mit Detlev von Oppeln vom Trescher Verlag, der auf Osteuropa, Russland und Ostasien spezialisiert ist.
Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Verlage aus? Ein Interview mit Detlev von Oppeln vom Trescher Verlag, der auf Osteuropa, Russland und Ostasien spezialisiert ist.
Am Tag, als Russland die Ukraine angriff, wie war Ihnen da zumute?
Ganz schlecht. Das hat uns nach Corona gerade noch gefehlt. Wie mir eine Verwandte aus Sankt Petersburg schrieb: Jeder Homo sapiens sollte gegen diesen Krieg sein.
Ihr Verlag hat Titel zu Sankt Petersburg, Lemberg und zur Ukraine angekündigt – was passiert damit?
Wir hatten diese Titel bereits angesichts der Corona-Epidemie auf einen Erscheinungstermin 2023 gesetzt. Wir warten ab und hoffen, dass touristische Reisen dann wieder möglich sind.
Waren ihre Autoren bei Kriegsausbruch noch dort zur Recherche unterwegs?
Nein, wir hatten diese wegen Corona verschoben, daher sind unsere Autoren glücklicherweise zurzeit in Deutschland. Aber für dieses Jahr waren nicht nur Recherchereisen nach Lemberg und Sankt Petersburg geplant, sondern auch zum Baikalsee, nach Karelien und entlang der Transsibirischen Eisenbahn. Das ist nach Ausbruch des Krieges alles abgeblasen.
Was hören Sie aus dem Reise-Umfeld?
Wir kennen eine ganze Reihe von Reiseveranstaltern, die sich auf Russland und Länder der ehemaligen Sowjetunion spezialisiert haben. Die Kollegen sehen im Moment kein Licht am Ende des Tunnels. Ebenso manche Autoren von uns, die sich in der Zeit vor Corona recht erfolgreich als Kleinreiseveranstalter zu osteuropäischen Reisezielen etabliert hatten. Sie stehen mit ihren bis 2019 florierenden Unternehmen nun vor der zweiten Krise, die sie nicht beeinflussen können.
Und Ihr Verlag?
Wir hatten unser Programm bereits unter dem Eindruck der Corona-Krise breiter aufgestellt – und wir drucken schon immer ausschließlich in Deutschland. Probleme bereiten zurzeit jedoch mitunter begrenzte Lieferkapazitäten sowie stark steigende Preise für Papier.
Ihre Hoffnung?
Dass der Krieg möglichst schnell zu Ende geht, die Brüderländer sich wieder vertragen, und wir alle uns wirtschaftlich, gesundheitlich und mental wieder erholen.
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