Unter der Lütticher Straße 38 liegt keine Baugrube der Kölner Verkehrsbetriebe. Für den Emons Verlag, der hier, im Belgischen Viertel der Domstadt, residiert, ist das ein Glück – denn damit dürften das Verlagsarchiv und die hauseigene Auslieferung vor einem plötzlichen Absturz verschont bleiben. Zum Kölner Untergrund hingegen, der seit den Manipulationen beim U-Bahn-Bau neue Dimensionen annimmt, pflegt Verleger Hejo Emons eine langjährige Arbeitsbeziehung. Schließlich ist Kölns Geschichte reich an Kriminalstoffen – und entsprechenden Tatorten.
Die typische Mischung aus Frömmigkeit, Geschäftssinn und Korruption hat über die Jahrhunderte hinweg sich zum sprichwörtlichen Kölschen Klüngel verdichtet. Das fing schon im Mittelalter an, als die Kölner schwunghaften Handel mit Reliquien betrieben. Die unzähligen geweihten Knochen, die zu jener Zeit auf dem Markt waren, könnte man zu weitaus mehr Heiligen zusammensetzen, als es jemals gegeben hat. Wessen Gebeine nun wirklich im Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom ruhen, weiß niemand so genau. »Wirtschaftlich war die Sache damals ein toller Erfolg«, sagt der Krimiverleger: »Es kamen jede Menge Pilger.« Mit einem historischen Krimi bringt Emons Licht in dieses dunkle Kapitel der Kirchengeschichte – unter dem schlichten Titel »Reliquien«.
Hejo Emons ist zwar in Köln geboren und bezeichnet sich selbst als »ziemlich kölsch«, hat aber mit dem Klüngel nichts am Hut: »Das ist sowieso nichts typisch Kölsches, das gibt es überall. Diese Art, sich gegenseitig zu helfen, ist in Köln eben nur besonders lebendig.« Zu den Jecken gehört Emons ebenfalls nicht – »auch wenn es geschäftlich vielleicht ein Fehler war, keinem Karnevalsverein beizutreten«. Schließlich sind Vereine wichtige Netzwerke, wie Emons weiß. »Wer einen Handwerker braucht, nimmt natürlich den Kollegen aus der Karnevalsgesellschaft.« Ein Geben und Nehmen unter Vereinsfreunden, das die bekannten Schattenseiten hat: etwa wenn der Vorarbeiter mit dem Bauleiter mit dem Ingenieur und so weiter in karnevalistischer Eintracht Schlitzlamellen verschiebt