Die siebenköpfige Jury des aktuellen Preises habe sich, wie ihr Sprecher Jörg Albrecht ausführte, angesichts der anstehenden Kürzungen bei den Bundesfonds mit einem Appell an Roth gewandt. Darin seien „zwei Emotionslagen“ formuliert worden: Zum einen Sorge, da die ökonomische Situation vieler kleiner Verlage schon seit Jahren katastrophal sei. Zum anderen Hoffnung, da sich eben diese Verlagslandschaft aktuell sehr weit ausdifferenziert und unendlich vielfältige Facetten bietet. Die Solidarität in der Branche sei immens, sagte Albrecht mit Blick auf die Arbeit von Kurt Wolff Stiftung, Hotlist oder den Indiebookday.
Die an diesem Abend Schecks ausreichende Kulturstaatsministerin sah sich – anders als bei der Buchmesse-Eröffnung am Vortag – keiner Kritik auf offener Bühne ausgesetzt. Roth gab auf der Buchmesse-Agora die unbedingte Kämpferin für gebeutelte Buchbranche, und wenn sich die Ministerin der allgemeinen Feierstimmung alsbald entzog, liegt das nur darin begründet, dass sie schon am heutigen Donnerstagmorgen im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages als Lordsiegelbewahrerin der Indie-Interessen aufzutreten verspricht. Zur Causa der seit gefühlt zehn Jahren angedachten strukturellen Verlagsförderung, deren Prüfung im Koalitionsvertrag der Ampel fixiert war, sagte Roth: „Ich sehe wie Sie den Bedarf für eine strukturelle Verlagsförderung. Es sind die Zwänge des Haushalts und auch die Zwänge einer Schuldenbremse, die uns hier enge Grenzen setzen.“ Bei einem Spitzengespräch mit den Kulturministern der Länder wurde letzte Woche indes vereinbart, „dass es, nicht irgendwann, sondern sehr, sehr schnell, eine Länder-AG geben wird, die die konkreten Möglichkeiten einer strukturellen Verlagsförderung konkret prüfen wird.“ Der Börsenverein immerhin hat konkrete Vorschläge gemacht, auch die Zahl zehn Millionen Euro steht unwidersprochen als Elefant im Raum – nun muss nur noch der politische Wille her. Und eben ein Konzept, das trägt.