Jugendbuchmesse Bologna

"Durch Kinderbücher lernt man das Lesen zu lieben"

8. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Seit heute ist es wieder soweit: In Bologna trifft sich zum 61. Mal die weltweite Kinderbuch-Community für den Austausch von neuen Ideen, Lizenzen und Kooperationen. Auftakt war Sonntagabend beim Empfang der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen.

Jugendbuchmesse in Bologna: der avj-Empfang im Istituto die Cultura Germanica -  ein Teil der Jugendbuchszene ist im Garten, der andere drinnen

"Eine wichtige Säule gegen einen sich einschleichenden Faschismus"

"Es ist hier eine gute Gelegenheit, das Kinder- und Jugendbuch zu feiern, in Deutschland immerhin die zweitgrößte Warengruppe", begrüßte Kristy Koth am Sonntagabend rund 130 Mitarbeiter:innen aus Verlagen, Literaturagenturen, Autor:innen und Illustrator:innen zum traditionellen Auftakt der Internationalen Jugendbuchmesse in Bologna. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen avj zum traditionellen Empfang ins Istituto die Cultura Germanica. avj-Vorstandsmitglied Koth hob dabei die gesellschaftliche Relevanz des Kinder- und Jugendbuchs hervor: "Wir schaffen die Werke, die den Kindern die Freude am Lesen vermitteln. Wir kurbeln ihre Fantasie an. Wir bringen ihnen Fakten bei. Wir vermitteln wichtige Werte und präsentieren ihnen sprachliche Varietät, damit sie vielfältige Ausdrucksweisen lernen." Eine lesende Bevölkerung sichere nicht nur die Zukunft für den Buchmarkt der Literatur für Erwachsene, sondern sei auch "essenziell für den Erhalt unseres freien politischen Systems. Denn Lesen ermöglicht einen leichteren Zugang zur Information, eine wichtige Säule gegen einen sich einschleichenden Faschismus." Eine weitere, noch wichtigere Säule bildeten die sozialen und demokratischen Werte, die in Kinderbüchern vermittelt werden – Werte, die Kinder in einem sie prägenden Alter erreichten. Deswegen könnten die Verlage zu Recht stolz auf ihre Arbeit sein. Und: "Man lernt das Lesen in der Schule, aber durch Kinderbücher lernt man das Lesen zu lieben."

Auftakt zur Jugendbuchmesse Bologna: Kristy Koth begrüßt zum avj-Empfang

1.500 Aussteller aus 100 Ländern und Regionen

Vom 8. bis 11. April 2024 kommen rund 1500 Aussteller zur Fiera del Libro per Ragazzi und ihren "Schwestern" BolognaBookPlus (BBPlus) - einer Erweiterung, die dem allgemeinen Verlagswesen gewidmet ist - und der Bologna Licensing Trade Fair/Kids, bei der es um Marken und der Lizenzierung von Inhalten für Kinder und Jugendliche geht. Die Verlage kommen aus etwa 100 Ländern und Regionen, unter den Neuzugängen sind: Angola, Belarus, Benin, Bolivien, Kamerun, Kolumbien, Luxemburg, Mauritius, das Fürstentum Monaco, Moldawien, Paraguay, Philippinen, die Togolesische Republik und Uganda.

2024 begrüßt Bologna zudem Slowenien als Ehrengast: eine Gelegenheit für Verleger aus der ganzen Welt, mit der slowenischen Kinderbuchszene in Kontakt zu kommen. Eine Ausstellung stellt Werke von 59 zeitgenössischen slowenischen Illustrationskünstlern vor, es gibt viele Podiumsdiskussionen und Aktivitäten für das Publikum in der Stadt. Der Fokus auf Afrika wird von der Buchmesse fortgesetzt, mit Terminen, die darauf abzielen, das Fachwissen der auf der Jugendbuchmesse ausstellenden Verlage mit dem aufstrebenden und facettenreichen Verlagswesen dieses Kontinents zusammenzubringen. Auch die Kultur ethnischer und indigener Minderheiten und die Rezeption von Autoren und Themen aus der afroamerikanischen und afrolateinamerikanischen Welt im "Mainstream"-Verlagswesen werden thematisiert.

Wahrzeichen von Bologna - aber der vordere Turm droht umzukippen

Der Turm droht umzukippen

Was einigen der Gäste beim ersten Rundgang im 27 Grad warmen Bologna schon aufgefallen ist: Der Platz um die beiden Türme, Wahrzeichen der Stadt, ist abgesperrt. Schief waren die Türme schon immer, aber der kleinere, 48 Meter hohe Garisenda-Turm zeigt immer mehr Risse im Mauerwerk und hat inzwischen eine Neigung von 3,20 Metern und knapp vier Grad (der Schiefe Turm von Pisa eine Neigung von "nur" 3,97 Grad), was eine Expertenkommission die "höchste Alarmstufe" hat ausrufen lassen. Mit einem Stahlgerüst, Pylonen und Kabeln und einer neuen Mörtelmischung soll nun das Auseinanderbrechen des Turms verhindert werden, zudem sollen Stütztürme errichtet werden. Für die Maßnahmen hat die Stadtverwaltung derzeit 19 Millionen Euro veranschlagt.

Eisenbänder sichern bereits den Zusammenhalt des Garisenda-Turms