Das Gespräch mit Dirk Möhrle hat Sandra Kegel geführt: "Nur ein Gärtner weiß, was ihm blüht" lautet der Titel in der Printausgabe (9. Oktober), auf FAZ online ist das Exklusiv-Interview mit dem Zitat "Ich habe noch nie im Leben etwas verkauft" (hinter der Zahlschranke) betitelt. Möhrle versucht dabei, Spekulationen über eine Krise des Verlags den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Es geht zunächst um seinen Einstieg bei Suhrkamp 2015, sein Verhältnis zu Hans Barlach und Ulla Unseld-Berkéwicz, den Bankrott des familieneigenen Baumarkts Max Bahr nach 136 Jahren Firmengeschichte, sein Immobilienunternehmen. Auf die Frage, wie er als Investor üblicherweise vorgehe, antwortet Möhrle: "Ich habe nie gekauft, um ein paar Jahre später wieder mit Gewinn zu verkaufen." Er habe tatsächlich noch nie in seinem Leben etwas verkauft. "Ich behalte die Dinge. Ich bin Sammler."
Und wie kam es zum Suhrkamp-Deal? Er hätte nie das Ziel gehabt, Suhrkamp als Alleininhaber zu übernehmen, erklärt Möhrle. Aber: "Die Sterne standen gerade günstig, es hat sich einfach alles zum Besten gefügt". Von feindlicher Übernahme könne keine Rede sein. "Wer uns einen Skandal andichten will, den muss ich enttäuschen." Die Entscheidung sei in einem langfristen Prozess getroffen worden.
Angesprochen auf die Zukunftsaussichten Suhrkamps angesichts der turbulenten Zeiten für den Buchmarkt, räumt Möhrle ein: "Heute kann ich Ihnen nicht versprechen, dass alles gut wird". Aber er könne sagen, dass er alles dafür tun werde, dass es gut wird. "Ich habe nirgendwo Ruinen hinterlassen", betont Möhrle.
Ihm gehe es wirtschaftlich gut und könne es aushalten, "wenn der Verlag ein paar Jahre lang 270.000 Euro jährlichen Verlust macht." Das sagt er mit Blick auf Artikel einer ""Zeitung aus dem Süddeutschen", die es als Drama hinstelle, "dass 2022 mal 270.000 Euro Miese verbucht wurden". Suhrkamp sei ein Kulturgut, und er möchte es mit allem, was ihm möglich ist, schützen und bewahren, lautet sein Versprechen. Und Suhrkamp sei quicklebendig, solle weiterleben. Jonathan Langrebe bleibe Verleger.
Schließlich bekräftigt Möhrle nochmals: "Es kommt für mich überhaupt nicht infrage, Suhrkamp wieder zu verkaufen." Und er verrät, sein Begrüßungsgeschenk für Suhrkamp sei eine Einlage. Er investiere sofort Geld in den Verlag, um ihn zu kapitalisieren.