„Der Buchhandel ist unsere Nummer eins“
Patric Faßbender und Marcus Stahl haben ein taffes Weihnachtsgeschäft hinter sich. Auch 2021 haben die Tonies-Macher sich viel vorgenommen – nicht nur beim Thema Lieferbarkeit. Eine Rekordproduktion steht an.
Patric Faßbender und Marcus Stahl haben ein taffes Weihnachtsgeschäft hinter sich. Auch 2021 haben die Tonies-Macher sich viel vorgenommen – nicht nur beim Thema Lieferbarkeit. Eine Rekordproduktion steht an.
Die Corona-Pandemie hat auch viele Lieferketten durcheinandergewirbelt. Konnte Boxine dieses Jahr zu Weihnachten wie geplant liefern oder musste der Buchhandel mit Engpässen leben?
Marcus Stahl: Aktuell erleben wir durch die Corona-Pandemie ein unvorhersehbares Ereignis, das unsere Produktion seit Jahresbeginn teilweise erheblich beeinträchtigt hat. So mussten wir beispielsweise unsere Produktion in Tunesien aufgrund eines landesweiten Lockdowns wochenlang pausieren, was sich natürlich auf unsere Produktionskapazitäten ausgewirkt hat. Daher mussten wir kämpfen, um ausreichend Ware für das Weihnachtsgeschäft zu produzieren. Am Ende haben wir leider unsere Ziele nicht so wie geplant erreicht, auch wenn ein Großteil unserer Produkte verfügbar ist. Um für die Zukunft besser und breiter aufgestellt zu sein sind wir dazu übergegangen, jeweils einen zweiten Zulieferer zu suchen. Das macht uns von lokalen Ereignissen etwas unabhängiger, ist jedoch auch aufgrund der geplanten Produktionszahlen wichtig. Haben wir in den letzten vier Jahren 20 Millionen Tonies verkauft, so wollen wir ungefähr die gleiche Menge im kommenden Jahr produzieren.
Wie arbeiten Sie eigentlich unter Corona-Bedingungen? Gibt es Besonderheiten?
Patric Faßbender: Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Geschäftspartner steht für uns an erster Stelle. Aus diesem Grund haben wir sehr schnell auf die neue Situation reagiert und soweit möglich sämtliche Kolleginnen und Kollegen ins Home-Office geschickt. Es ist erstaunlich, wie gut das mit einem eingespielten Team in der Praxis funktioniert und wie schnell sich alle auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt haben. Zusätzlich haben wir für die verbliebenen Mitarbeiter im Büro ein Hygienekonzept erarbeitet, das bislang sehr gut funktioniert. Aufgrund unseres starken Wachstums haben wir jedoch auch eine ganze Reihe an neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern während der vergangenen Monate eingestellt. Hier haben wir versucht, den Start mit digitalen Team Events, Company Meetings und sehr regelmäßigen Video Calls so einfach wie möglich zu gestalten. Aber natürlich fehlt vielen auch - wie jedem, der lange im Home-Office arbeitet - das tägliche Miteinander. Daher freuen wir uns umso mehr, wenn wir uns endlich wieder persönlich treffen können. Übrigens dann vielleicht schon in einem neuen Büro, das wir momentan für uns umbauen lassen. So werden wir erstmals alle gemeinsam an einem Standort sitzen und nicht über drei verschiedene Büros in Düsseldorf verteilt.
Mit dem Aufbau des US-Geschäfts und Download-Möglichkeiten für Hörspiel-Reihen beackern Sie gerade mehrere Großbaustellen. Die Rahmenumstände könnten einfacher sein. Wie ist die Resonanz?
Marcus Stahl: Durch unseren Markteintritt in UK haben wir viel gelernt, das uns nun beim Launch in den USA sehr geholfen hat. Trotz der schwierigen Umstände – unser USA-Team hat sich noch nie persönlich getroffen – sind wir mit dem Start außerordentlich zufrieden. Wir sind trotz Corona in über 350 Geschäften in den USA verfügbar, sogar in Alaska. Dazu kommen natürlich besondere Highlights wie z.B. der Verkaufsstart bei FAO Schwarz in New York. Trotz der Umstände läuft es tatsächlich sehr gut, so dass wir davon ausgehen, unsere Verkaufsziele zu erreichen.
Mit der Audiothek auf meinetonies haben wir nun die Möglichkeit, sehr umfassende Reihen, wie z. B. Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg unseren Kunden in vollem Umfang zur Verfügung zu stellen. Denn wir wären niemals in der Lage gewesen, für jede Folge von Benjamin Blümchen einen eigenen Tonie zu produzieren. Aktuell bieten wir dort knapp 40 verschiedene Hörspielreihen mit über 600 Folgen an, u.a. Die drei Fragezeichen, Pettersson und Findus, Das Sams oder Rabe Socke. Unsere Fans nehmen die neue Möglichkeit sehr gut an und wir werden die Audiothek in Zukunft mit weiteren Inhalten erweitern.
Zuletzt war aus dem Buchhandel neben Lob für die „Hörbuchmenschen des Jahres” auch Kritik an Rabatt-Aktionen zu hören, z.B. als Kreativ-Tonies im Tonies-Shop günstiger angeboten wurden. Außerdem möchte der Handel gerne kleinteiliger (nach)-bestellen können. Was sagen Sie diesen verärgerten Buchhändler:innen?
Patric Faßbender: Der stationäre Handel ist für uns der wichtigste Vertriebsweg, weshalb über 90 Prozent unseres Warenbestands stets an unsere Partner geht. Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden die Tonieboxen und Tonies bekommen, die sie sich wünschen. Daher arbeiten wir daran, die Warenverfügbarkeit kontinuierlich sicherzustellen und unseren Handelspartnern die Möglichkeit einer Vorbestellung anzubieten. In der Vergangenheit haben wir in unserem Online Shop nur sehr selten Rabatte angeboten. Auch zum Black Friday haben wir uns bewusst gegen spezielle Angebote oder Rabatte entschieden.
Diese spezielle Aktion zu unseren Kreativ-Tonies erschien uns jetzt jedoch wichtig, um unseren Fans in dieser schwierigen Zeit etwas zurückzugeben. Wir wissen von vielen Familien, die unsere Kreativ-Tonies nutzen, um während der Corona-Pandemie z.B. den Großeltern in Altenheimen Nachrichten zu übermitteln oder Kontakt zu Angehörigen in Krankenhäusern zu halten. Hier war es uns wichtig, dies noch mehr Familien zu ermöglichen.
Was sind die nächsten große Schritte für Boxine?
Marcus Stahl: „Auch 2021 stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Neben tollen neuen Lizenzen für Deutschland werden wir unser Sortiment auch in den USA und UK deutlich ausbauen. Ein weiterer großer Schritt wird für uns der Markteintritt in Frankreich werden. Hier wollen wir spätestens zum Weihnachtsgeschäft präsent sein. Darüber hinaus müssen wir aufgrund unseres enormen Wachstums auch intern einiges neu justieren und gewisse Prozesse anpassen.“
Über Boxine und die Tonies
Seit dem Start 2016 hat Boxine über 2 Millionen Tonieboxen verkauft. Dazu kommen ca. 20 Millionen verkaufte Tonies. Für 2020 peilt Boxine einen Umsatz von rund 140 Millionen Euro an.