Derzeit erhalten weder Verleger noch Drucker eine Entschädigung, da sich die Versicherungsgesellschaften weigern, Unternehmen in Charkiw zu versichern. Experten schlagen vor, dass Zuschüsse der Europäischen Kommission für den Kauf von Büchern für Bibliotheken ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der Erholung der Branche sein könnten.
In den ersten Wochen taten sich die Leser:innen zusammen, um die Druckerei und die betroffenen Verleger zu unterstützen. Das Versandunternehmen Nova Poshta half den Verlegern, indem es kostenlose Buchlieferungen anbot. So wurden innerhalb eines Monats 19.492 Bestellungen von der Onlinebuchhandels-Website Vivat ausgeliefert, was fast eine Vervierfachung der Bestellungen des Vormonats bedeutet. Bis heute hat Vivat fast 28.000 Bestellungen erfüllt, weitere 8.000 Vorbestellungen warten auf den Druck.
Neben der Unterstützung durch die Leser:innen haben auch staatliche Stellen und internationale Fonds ihre Hilfe zugesagt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj hat das Wirtschaftsministerium und die Regionalregierung von Charkiw angewiesen, der Branche nach den Streiks staatliche Unterstützung zu gewähren. Es ist jedoch noch zu früh, um über staatliche Finanzhilfen für den Wiederaufbau zu sprechen, da es in der Ukraine keinen etablierten Mechanismus für die Bereitstellung von Finanzhilfen für Privatunternehmen gibt.
Die britische Renaissance Foundation reagierte als erste und bot dem Verlag einen dringenden Zuschuss an, um die Folgen des Beschusses zu überwinden. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat umgehend eine Erklärung abgegeben, in der er die Menschen auffordert, zu spenden und Factor Druk zu unterstützen. Der deutsche Verlag Katapult, der sein geopolitisches Magazin "Katapult" bei Factor Druk drucken lässt, hat eine Spendenaktion zugunsten der betroffenen Druckerei gestartet.
Später kündigte der Fonds des amerikanischen Milliardärs Howard Buffett Pläne an, die Verluste von Factor Druk auszugleichen, und die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) wird Mittel für den Druck von Schulbüchern für Grundschüler in der Ukraine bereitstellen.
Nur eine Woche vor dem internationalen Festival Book Arsenal, einer der wichtigsten Veranstaltungen des ukrainischen Verlagswesens, versetzte Russland der Druckerei in Charkiw einen verheerenden Schlag. Als Zeichen der Solidarität mit der zerstörten Druckerei und den Verlegern war auf dem Festival ein ergreifender Stand mit dem Titel "Von Russland zerstörte Bücher" zu sehen, an dem verkohlte Publikationen ausgestellt waren, und an dem die Besucher:innen über einen QR-Code für die Restaurierung von Factor Druk spenden konnten. Die beeindruckende Ausstellung wird nun in verschiedene Länder reisen, um das Bewusstsein für das ukrainische Verlagswesen zu schärfen und es zu unterstützen.