Die Sonntagsfrage

Warum braucht die Branche ein weiteres Frauennetzwerk, Frau Friebel?

6. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Anne Friebel und Josefine Podei vom Verlag Palomaa Publishing haben ein neues Frauennetzwerk gegründet. The Female Publisher will Verlags- und Programmleiterinnen vernetzten, über 50 Vertreterinnen aus unterschiedlichen Verlagen sind schon dabei. Was das Netzwerk leisten soll, ob es für alle Verlagsfrauen offen ist und was The Female Publisher von den Bücherfrauen unterscheidet, erklärt Anne Friebel in der Sonntagsfrage.   

Wir haben mit The Female Publisher ein Netzwerk gegründet, das sich gezielt an Frauen in der Verlags- und Programmleitung richtet. Das gab es bisher nicht. Unser Ziel ist es, Frauen (im Sinne der FLINTA-Definition) und ihre Verlage sichtbar zu machen und alle so zu vernetzen, dass mehr Kraft entfaltet werden kann als durch die Maßnahmen einzelner Verlage. Derzeit planen wir Network Dinner zu den großen Buchmessen, Digital-Events mit Expert*inneninput sowie einen regelmäßigen Newsletter.

Den Anstoß zur Gründung des Netzwerkes haben uns die letzte Frankfurter Buchmesse und die vielen tollen Gespräche mit Frauen aus den Verlagen dort gegeben. Aus diesen Treffen sind spannende Ideen für gemeinsame, verlagsübergreifende Projekte entstanden, zum Beispiel unsere Aktion #verlegerinnenmonat auf Instagram im Januar. Wir haben spätestens in Frankfurt gemerkt, dass es durchaus eine Nachfrage nach einem Raum für Austausch speziell für Verlegerinnen und Programmleiterinnen gibt.

Zur Gründung des Netzwerkes Mitte Februar waren dann direkt 20 Verlage dabei und mittlerweile haben wir Mitglieder aus über 50 Verlagen in Deutschland, Dänemark, Österreich und der Schweiz. Unseren Wunsch nach mehr Vernetzung teilen also viele in der Branche. Denn auch, wenn in der Verlagswirtschaft sehr viele Frauen arbeiten, so sind es doch häufig noch immer die männlichen Kollegen, die sichtbar sind, sich gegenseitig fördern und die besseren Konditionen haben. Wir möchten hier zu mehr Balance finden, sodass Verlagsteams jeden Geschlechts gesehen, gehört und gefördert werden - wir möchten die gleichberechtigte Verlagswelt von morgen aktiv mitgestalten.

Unser Netzwerk richtet sich im Moment in erster Linie an Frauen in Leitungsfunktion in den Verlagen, da hier inhaltlich höchstwahrscheinlich andere Fragestellungen und Themen eine Rolle spielen als für Berufseinsteigerinnen oder Kolleginnen ohne Führungsaufgaben. Wir werden aber schauen, wie sich der Austausch zukünftig gestaltet - ich glaube, auch ein Netzwerk darf flexibel bleiben und sich immer weiterentwickeln. Gleiches gilt für die Frage, ob große, mittlere und kleine Verlage im Netzwerk verschiedene Bedürfnisse haben. Auch dies wird sich in den nächsten Monaten sortieren und ich vertraue darauf, dass wir auch hier gute Strukturen für alle finden.

Während die Bücherfrauen einen sehr diversen Kreis von Mitgliedern vernetzen und eine große Themenvielfalt abdecken, bieten wir einer kleineren Gruppe von Frauen einen Raum für speziell ihre Themen.

Erfreulicherweise gibt es mit den Bücherfrauen ein weiteres, lange etabliertes Netzwerk für alle Frauen, die an Büchern arbeiten und in angrenzenden Medien aktiv sind. Auch hier erfahren wir große gegenseitige Wertschätzung und es ist klar: Je mehr Vernetzung es in der Branche gibt, desto mehr Gutes kann entstehen. Während die Bücherfrauen einen sehr diversen Kreis von Mitgliedern vernetzen und eine große Themenvielfalt abdecken, bieten wir einer kleineren Gruppe von Frauen einen Raum für speziell ihre Themen. Und beides ist wichtig und wird gebraucht. Und selbstverständlich kann man gleichzeitig Bücherfrau und Mitglied bei The Female Publisher sein, das schließt sich also gar nicht aus.