Die Sonntagsfrage

"Mädels, die lesen." Lässt sich damit Geld verdienen?

14. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Im Januar 2020 gründete Helen Daughtrey den Instagram-Buchclub „Mädels, die lesen.“, über 6.000 Frauen lesen mittlerweile jeden Monat mit ihr zusammen ein Buch. Warum nur Frauen? Wer bestimmt über die Leseliste? Wie laufen Diskussion und Moderation? Und lässt sich mit der Community auch Geld verliehen? Antworten von Helen Daughtrey.

Helen Daughtrey

„Mädels, die lesen." - Warum richtet sich Ihr Buchclub speziell an Frauen?

Die Inhalte richten sich in erster Linie an Frauen* (alle, die sich als solche identifizieren), aber der Buchclub ist offen für alle, die sich bei uns wohlfühlen.

Welche Zielgruppe sprechen Sie an?

Ich spreche Frauen* an, die die Lust an Büchern verloren haben, jetzt aber gerne wieder mehr lesen möchten und den gemeinsamen Austausch mit anderen suchen.

Wie treffen Sie die Buchauswahl?

Einmal im Monat können zahlende Mitglieder des Buchclubs Bücher vorschlagen, aus denen ich vier auslose. Zum Ende eines Monats stimmen dann alle Mitglieder über das nächste Buch ab.

Gibt es Schwerpunkte? Welches waren die Bücher der vergangenen Monate?

Häufig spielen Frauen* eine wichtige Rolle in den Büchern. Dieses Jahr haben wir bereits "Überwintern" von Kaherine May, "Die Kunst des Verschwindens" von Melanie Raabe, "Die Farbe von Milch" von Nell Leyshon und T. J. Klunes "Das unglaubliche Leben des Wallace Price" gelesen.

Wie läuft das Gespräch über das ausgewählte Buch praktisch ab? Gibt es eine Moderation? Wie viele Frauen können sich beteiligen?

Alle, die mitlesen oder auch später ins Buch eintauchen, tauschen sich in den Kommentaren bei Instagram miteinander über einzelne Facetten des Buchs und konkrete Leseabschnitte aus. Am Monatsende gibt es darüber hinaus ein von mir moderiertes, virtuelles Buchclub-Treffen für zahlende Mitglieder.

Es gibt auch Live-Streams mit Autor:innen. Wer war schon da? Wie ist das Interesse?

Zu einigen der Bücher, die wir im Buchclub lesen, habe ich bereits live mit den Autor:innen gesprochen – z.B. mit Oyinkan Braithwaite, Deborah Feldman und Mareike Fallwickl. Das Interesse an diesen Gesprächen ist bei den Mädels jedes Mal sehr hoch, da sie auch neue Perspektiven auf das gelesene Buch eröffnen.

Und darüber hinaus? Bietet die Community auch Live-Treffen?

Wir haben uns im vergangenen Jahr vor Ort in Burscheid, Köln und Berlin getroffen; weitere Treffen sind in Planung.

Wie arbeiten Sie mit Verlagen zusammen? Was wünschen Sie sich von den Verlagen?

Die Verlage stellen mir Rezensions- und Gewinnspielexemplare zur Verfügung und ermöglichen den Kontakt zu Autor:innen. Toll wäre es, wenn die Verlage verstärkt auf die Leserunden aufmerksam machen würden.

Wie viel Zeit investieren Sie in „Mädels, die lesen.“?

Neben meiner Teilzeitstelle investiere ich fast die gesamte restliche Zeit in den Buchclub.

Die Teilnahme an virtuellen Treffen kostet die Lesenden 3,99 Euro. Soll der Buchclub sich langfristig zum veritablen Geschäftsmodell entwickeln?

Daran arbeite ich gerade. Zunächst war "Mädels, die lesen." nur ein Hobby, aber in Zukunft möchte ich mich Vollzeit um den Buchclub kümmern.

Im „Mädels, die lesen.“-Shop gibt es außerdem eine Stofftasche, Briefumschläge aus alten Buchseiten oder Postkarten. Wie ist die Resonanz? Wollen Sie das Sortiment ausbauen?

Wir haben Ende letzten Jahres die Stofftasche zusammen mit unserem Online-Shop gelaunched. Da die Resonanz durchweg positiv ist, arbeite ich bereits an weiteren Produkten.