Die Sonntagsfrage

Macht BotTalk Hörbuchsprecher*innen arbeitslos, Herr Esaulov?

7. November 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Text-to-Speech-Software BotTalk kann nicht nur Zeitungsartikel vertonen, sondern soll auch im Hörbuch zum Einsatz kommen. Literatur, vorgelesen von Computerstimmen – kann das funktionieren? Kann die Sprachsoftware Zwischentöne? Wird sie dem Inhalt gerecht? Und gibt es schon Resonanz aus den Hörbuchverlagen? Antworten von Bottalk-Gründer Andrey Esaulov.  

In drei Sätzen: Wie funktioniert BotTalk?
BotTalk erstellt Sprache automatisiert aus Texten. Dabei klingt die synthetische Stimme so natürlich, dass man den Unterschied zwischen einem menschlichen Sprecher und der Maschine kaum bemerkt.

Welche Anwendungsgebiete gibt es bisher? 
Vor der Gründung von BotTalk haben wir zwei Jahre an der Technologie gearbeitet und dann angefangen Nachrichtentexte zu vertonen. Heute stellt BotTalk täglich über einen Audio-Button mehrere tausende Artikel für führende deutsche News Publisher bereit. Die Durchhörrate von über 75% hat uns dann überzeugt, dass unsere Lösung auch in anderen Anwendungsgebieten Akzeptanz findet, und haben sie für den Büchermarkt erweitert.

„Audio ist das nächste große Ding! Und wir freuen uns darauf, unsere ersten Hörbücher zu veröffentlichen!“, haben Sie auf Linkedin nach der CONTENTshift-Preisverleihung geschrieben. Für welche Art Hörbücher ist BotTalk geeignet?
BotTalk eignet sich besonders für Fach- und Lehrbücher, denn die Leserschaft drängt dort besonders nach Audioversionen, die es meist aber nicht gibt. Ein Kapitel das angefangen wurde zu lesen, einfach beim Joggen, im Auto oder beim Kochen weiterhören. Dieses Defizit können wir beheben.

 

Was kostet es, ein Hörbuch von Bottalk vertonen zu lassen?
Zwischen 350€ und 500€ - je nach Länge des Buches.

Gibt es Möglichkeiten der Nachbearbeitung?
Der Text kann jederzeit angepasst werden, Pausen können hinzufügt und Akzente neu gesetzt werden. Die Sprache wird innerhalb von Sekunden angepasst.

Und gibt es schon Resonanz aus den Hörbuchverlagen?In Gesprächen mit Verlagen führen wir immer unseren „Augenbrauen-Test“ durch: wir spielen einen vertonten Absatz aus einem Sachbuch vor - zuerst von einem echten Sprecher, dann von BotTalk. Die Reaktion über das Qualitätslevel ist immer positiv. Wenn Verlage dann noch erfahren, dass ganze Hörbücher zu einem Zehntel des Marktpreises hergestellt werden, ist das Interesse natürlich noch größer. Momentan arbeiten wir mit drei Verlagen an ersten Büchern die mit BotTalk vertont werden.

BotTalk teilt sich mit READ-O den ersten Platz beim CONTENTshift-Accelerator 2021. Was bedeutet der CONTENTshift-Sieg für BotTalk?
In erster Linie ist die Aufmerksamkeit für das Thema Text-to-Speech wichtig, und die Wahrnehmung, dass die Qualität heute weit die eines Navigationsgeräts übersteigt. Die Königsdisziplin – ein ganzes Buch zu vertonen – war für uns sehr riskant, aber wir konnten die Jury mit unserer Lösung überzeugen. Und über CONTENTshift und Bücher hinweg können wir nun auch andere Bereiche angehen.

Welches sind die nächsten Schritte des Unternehmens?Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Sie jeden geschriebenen Text auch in Audioform anhören können. Diese Welt baut BotTalk – Schritt für Schritt – auf. Zuerst Nachrichten, dann Bücher und zukünftig auch ganze Audiospuren für Videos.

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