Die Sonntagsfrage

Hörbuch-Klassiker ohne Ende. Wie geht das, Frau Machulik?

12. September 2021
Redaktion Börsenblatt

Im September erscheint im DAV Der Audio Verlag der 350. Titel der Klassiker-Hörbuch-Edition „Große Werke. Große Stimmen“ auf CD! 2015 wurde die Reihe gestartet, ein Ende ist nicht abzusehen. Wo werden die Titel hauptsächlich vertrieben? Ist die Edition auch auf den Streaming-Portalen dabei? Und gibt es überhaupt noch genug Schätze zu heben? Katrin Machulik, Programmleitung Erwachsenenprogramm bei DAV, gibt Antworten.

Es ist ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren, die die Edition aus meiner Sicht so erfolgreich macht. Der wichtigste ist mit Sicherheit, dass in ihr herausragende Produktionen mit den besten Sprechern und Sprecherinnen der Gegenwart und der Vergangenheit enthalten sind. In ihr finden Sie die wichtigen Werke der Weltliteratur. Dabei sind wir immer von einem sehr weit gefassten Klassikerbegriff ausgegangen, der von der Antike bis fast zur Gegenwart führt und auch Klassiker der Moderne wie beispielsweise Werke von Christa Wolf umfasst. Wobei viele der Titel ungekürzt sind, doch es gibt auch eine ganze Reihe von gekürzten Titeln. Pro Titel verkaufen wir zwischen 500 und 10.000 Exemplaren. 

Im Vordergrund stand für uns immer das Markenzeichen „Große Stimmen. Große Werke.“ Ich denke, dass wir gerade dadurch, eine große Zielgruppe ansprechen, da so viele unterschiedliche Autoren und Titel darin enthalten sind und für jeden Geschmack etwas dabei ist. Dies zeigt sich auch an der großen Bandbreite unsere Bestseller aus dieser Reihe, die von „Schuld und Sühne“ von Dostojewski (gelesen von Gerd Wameling) über Fontanes „Stechlin“ (gelesen von Hans Paetsch) bis zur „Die Strudlhofstiege“ von Heimito von Doderer (gelesen von Peter Simonischek) führt.

Die Reihe funktioniert vor allem im physischen Hörbuchmarkt

Darüber hinaus führte sicher auch die klare Gestaltung zu einem großen Wiedererkennungswert der Reihe und die einheitliche Preisgestaltung von 10 Euro - und zwar unabhängig vom Umfang der Produktion - dazu, dass sich die Reihe im Handel und beim Kunden durchsetzen konnte.

Wobei man sagen muss, dass für diese Reihe der Buchhandel unser wichtigste Partner im Handel ist.  Gerade im kleineren und mittleren Sortiment wird die Reihe gut eingekauft und liebevoll präsentiert. Dafür sind wir sehr dankbar! Dabei ist das Außergewöhnliche, dass die Edition vor allem im physischen Markt, der ja leider stark rückläufig ist, gut funktioniert und wir hier bislang kaum Einbußen feststellen konnten. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass neben Schülern und Studenten, auch viele ältere Kunden Liebhaber dieser Reihe sind und diese nach wie vor die CD bevorzugen. Wir sind aber auch in allen gängigen Downloadportalen mit der Edition vertreten, aber nicht bei dem Streamingdiensten. 

Aufregend ist, wenn wir Kundenwünsche realisieren können

Im September erscheint nun der 350. Titel in der Edition, worauf ich sehr stolz bin! Wobei ich gar nicht sagen kann, welcher Titel konkret der 350. ist, da alle Novitäten im Herbst zum selben Termin erscheinen und wir die Reihe bewusst nicht durchnummeriert haben. Wenn ich mir aus dem aktuellen Programm einen Titel aussuchen könnte, dann wäre es vermutlich „Der glückliche Tod“ von Albert Camus. Auch wenn das nicht das Ende der Reihe vorwegnehmen soll. Im Gegenteil: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die Edition noch lange fortsetzen können.

Ich bin immer wieder überrascht, was für spannende Produktionen immer noch gefunden werden. Besonders aufregend ist es, wenn Kunden Lesungen vorschlagen, die sie einst im Radio gehört haben, und wir diese Produktion dann tatsächlich finden und veröffentlichen können. Auch in den Archiven der Rundfunkanstalten sind garantiert immer noch viele interessante Entdeckungen zu machen. Insofern bin ich sehr zuversichtlich, dass noch viele Programme der Edition „Große Stimmen. Große Werke.“ folgen werden.