Die Sonntagsfrage

Hilft Kochen gegen den Corona-Blues, Frau Ladwig?

27. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Wibke Ladwig hat ein Kochbuch geschrieben, ihre „Heimbürokantine“ erscheint im September bei Hädecke. Schon seit 2017 betreibt die Netzwerkerin, die für sich die Berufsbezeichnung „Social Web Ranger“ erfunden hat, den zauberhaften Koch-Blog „Papperlahapp. Umstandslos kochen“. Reicht das, um sich als Kochbuchautorin zu qualifizieren? Gibt’s bei Ladwigs eine professionelle Versuchsküche? Und wem sollen die Buchhändler*innen ihr Kochbuch empfehlen? Das beantwortet sie in der Sonntagsfrage.  

Während im Pandemiejahr alles ungewiss war, bot Essen eine verlässliche Konstante. Wer sich auf Wochen oder Monate im Homeoffice wiederfand, mochte vielleicht feststellen, dass Selbstfürsorge in Form von erfreulichen Mahlzeiten die seltsam grau-gleichen Tage zu verschönern vermochten. Das mag dort gewesen sein, wo Außer-Haus-Arbeit und Familie den Alltag bestimmten. Aber wer auf sich selbst zurückgeworfen wurde, musste sich etwas einfallen lassen.

In meinem Buch gibt es mehr Geschichten als Rezepte, was vor allem einen Grund hat: Ich selbst koche äußerst selten nach Rezept. Dass Kochen für ein oder zwei Menschen im Homeoffice auch ohne Rezepte abwechslungsreich sein kann und welche Denkweise dazu gehört, davon erzähle ich. Es gibt durchaus Anleitungen für einfache Gerichte, deren Zutaten sich nach Saison und Verfügbarkeit variieren lassen, dabei aber vom Charakter und der Zubereitung her gleich bleiben. Das sind aber keine klassischen Rezepte mit Zutatenblock und Zubereitungsschritten. Es geht darum, ein Gericht zu verstehen, die Idee zu erfassen, nicht darum, ein Rezept nach genauer Anweisung zu kochen. Das Feld überlasse ich inklusive Versuchsküche den Profis.

Angefangen vom Einkauf selbst geht es in meiner Heimbürokantine um weit mehr als nur darum, möglichst schnell der lästigen Pflicht nachzukommen, sich zu ernähren. Warum nicht aus etwas, das man ohnehin tun muss, etwas Schönes machen? Gerade im ersten Lockdown, als die Lage unwägbar war, gelüstete es mich nach Gerichten, die mit Trost und Heimat verbunden sind. Geschmack und Geruch bergen und schaffen Erinnerungen. Die meisten der Gerichte, von denen ich im Buch schreibe, kann man als Hausmannskost bezeichnen. Oft sind Hausmannskost und klassische „Arme-Leute-Essen“ über Ländergrenzen hinweg im Kern miteinander verwandt und unterscheiden sich lediglich in den saisonalen Zutaten und landestypischen Gewürzen. Wer gleich an deftige und schwere Gerichte denkt, geht übrigens fehl: In der Heimbürokantine stehen in der Regel Schmackhaftes aus frischen Zutaten mit geringer Garzeit auf der Speisekarte.

Kochen mit dem, was da ist und was unkompliziert zu bekommen ist: Das vereinfacht Abläufe in der Heimbürokantine. Ich erzähle im Buch davon, wie ich in der Heimbürokantine vorgehe, was mir wichtig ist, welche Gedanken ich mir mache und insbesondere davon, wieviel Genuss und Freude mit dem Kochen verbunden sein kann. Vom Einkauf bis zum Abwasch, vom Scheitern bis zur Schönheit ist alles drin.

Hilft Kochen also gegen den Corona-Blues? Ich bin davon überzeugt. Ich kenne selbst die Zeiten, als ich am Schreibtisch freudlos Nudeln aus dem Topf gegessen habe. Da brauchte es kein Corona, um darüber depressiv zu werden. Sich mit sich selbst zum Kochen verabreden, sich im Kochen einfacher, aber abwechslungsreicher Gerichte zu üben und sich dann mit einem hübsch anzusehenden, wohlriechenden Teller an den Tisch zu setzen – ja, das hilft, um auch ungewissen Zeiten etwas abzugewinnen.

Zwei Küchen, ein Gericht

Jeden letzten Montag im Monat ist Wibke Ladwig mit der Heimbürokantine zu Gast im Instagram-Account vom Hädecke Verlag, wo sie mit Hädecke-Verlegerin Julia Graff in einem Insta-Live aus zwei Küchen ein Gericht kocht - wobei das Gespräch über Dies und Das nicht zu kurz kommt. Der nächste Termin ist am Montag, 28. Juni, ab 19 Uhr.