Die Sonntagsfrage

"BOOKS UP! – wollen junge Leser*innen wirklich so angesprochen werden, Herr Steinhoff?"

15. November 2020
Redaktion Börsenblatt

Das Literaturhaus Bonn hat das Projekt BOOKS UP! aufgesetzt, mit dem junge Leser*innen (zurück)erobert werden sollen. BOOKS UP!, SPEAK UP!, #speakupsunday, booksup.me – wollen 20-  bis 35-Jährige so angesprochen werden? Welche Formate sind wirklich neu? Das erklärt der Initiator und Projektleiter Dorian Steinhoff in der Sonntagsfrage.

BOOKS UP! will Bücher und Autor:innen für junge Leseri:nnen erlebbar machen und Einblicke hinter die Kulissen des deutschen Literaturbetriebs bieten. Alles zielgruppengerecht verpackt in Hashtags und ineinandergreifende Formate. Kernstück unserer Instagram-Plattform sind monatliche Live Talks mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich bei uns von einer bislang unbekannten Seite zeigen: als Leser:innen.

Dafür haben wir neue Formate entwickelt: #BuchderWoche präsentiert aktuelle Neuerscheinungen der jungen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Unsere Presenter:innen – u. a. Büchermarkt-Moderatorin Miriam Zeh (@miriam_zeh) und Bookstagrammer und Buchhändler Florian Valerius – (@literarischernerd) teilen hier ihre Eindrücke. Im Rahmen des Formats #wasliestdu geben junge Leser:innen auf der Straße Auskunft über ihre aktuelle Lektüre und erzählen, warum sie sie begeistert. #behindbooks gibt in Stories aufschlussreiche Einblicke in die Buchbranche. Und #wortschatz präsentiert Kronjuwelen der deutschen Ausdruckskraft samt exklusiver Definition der Autor:innen. Zum #speakupsunday posten wir jeden Sonntag einen kurzen, pointierten Meinungsbeitrag einer Autor:in zu einem politisch relevanten Thema. So sollen junge Schriftsteller:innen als politische Impulsgeber gezeigt und Diskussionen mit der Community angestoßen werden. Die BOOKS UP!-Community ist eingeladen mit zu diskutieren. Unter dem Hashtag #lyricfriday wird es unter anderem Lyrikrezitationen der Schauspielerin Rosalie Thomass und dem Komiker Fabian Köster geben.

Nach Corona sind auch klassische Lesungen geplant. Im Zuge einer Verschaltung von online und offline Angeboten, werden wir zusätzlich landesweit stattfindende Lesereihen, wie zum Beispiel Literaturshow NRW, zukünftig auch unter dem Markendach BOOKS UP! präsentieren. Ein Ausbau der Korrelationen zwischen digitaler Plattform und analogen Eventreihen ist für das nächste Jahr in Planung.

Buchblogger können den disruptiven Prozess der Medienlandschaft nicht auffangen. 

Warum überhaupt BOOKS UP!?

Generell schrumpft der Platz für Literatur in den Medien. Die Anzahl der Literaturbeiträge in den überregionalen Feuilletons werden weniger, Kulturredaktionen von regionalen Tageszeitungen werden zusammengelegt, verkleinert oder veröffentlichen gleich nur noch Agenturmeldungen. In den Fernsehprogrammen das gleiche Bild: Aspekte wurde der Sendeplatz genommen und das Bücherjournal des NDR wird eingestellt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Es geht primär gar nicht um die jungen Leser:innen. Unsere Medienlandschaft ist durch die Digitalisierung insgesamt einem disruptiven Prozess ausgesetzt, vom dem wir alle betroffen sind. Darauf gilt es zu reagieren.

Die vielen Buchblogger können das meiner Meinung nach nicht auffangen. Ich bezweifle, dass die Summe von veröffentlichten Beiträgen im Internet so etwas sein kann wie eine „Stimme der Jungen“. Das Engagement der Buchblogger:innen und ihre teilweise sehr hohe Qualität sorgen erfreulicherweise für große literarische Öffentlichkeit im Netz, setzen aber dem massiven Rückgang von Buchkäufer:innen in der Altersgruppe der 20 bis 35-Jährigen nur wenig entgegen.

Insgesamt sind 17 Leute fest an BOOKS UP! beteiligt. Wir sind ein Team aus Freiberufler:innen und Dienstleister:innen, die sich größtenteils von Bonn und Köln aus aufgabenorientiert in das Projekt einbringen und unter phileas FESTE firmieren. Ein von mir gegründeter Inkubator für erzählende Medien. Institutionell angesiedelt ist BOOKS UP! beim Literaturhaus Bonn. Die Geschäftsführerin Almuth Voß verantwortet dort all unsere Aktivitäten. Das PR- und Medienbüro projekt2508 betreut unsere Blogger:innen-Kooperationen. Einmal im Monat stellt ein Gast das Buch der Woche vor, diese Woche kam dieser Beitrag vom Journalisten und Buchblogger Stephan Mesch. Planungen für Kooperationen mit dem Buchhandel, vor allem für Eventreihen, laufen bereits.

1.000 Abpmemt:innen in nicht mal vier Wochen

Wir bespielen unseren Kanal seit nicht mal vier Wochen und haben bereits knapp 1.000 Abonnent:innen. Gemessen an der Zahl der Instagram-Mitglieder ist das sehr wenig, gemessen an der Kürze der Zeit, in der wir aktiv sind, ist das sehr gut. Das Feedback, das uns ansonsten erreicht, ist durchweg positiv – und das freut uns natürlich sehr.

Um den Erfolg zu messen, formulieren wir ganz professionell Kennzahlen. Für nächstes Jahr peilen wir eine fünfstellige Abonnent:innenzahl an, und wollen unsere Reichweite mit neuen Formaten auf anderen Plattformen vergrößern. Ein Zwischenziel ist erreicht, wenn wir es in den nächsten fünf Jahren schaffen, eine für die literarische Öffentlichkeit relevante Institution in Deutschland zu werden!