„Jenny Erpenbeck gelingt eine nahtlose Verbindung von Privatem und Öffentlichem, die zur Folie für einen Roman wird, der sowohl die Ideale des Beginns in den Blick bekommt, wie auch das Scheitern jenes Staates (DDR), den Uwe Johnson einmal als ‚wünschenswert‘ bezeichnet hat“, heißt es in der Begründung der Jury. „Unmerklich und literarisch faszinierend werden dabei Ankerpunkte gesetzt, die Hinweise auf das geben, was man kulturelles Gedächtnis nennt: Zitate aus Liedern, Gedichten, Theaterstücken, philosophischen Schriften, Losungen oder Wandzeitungsüberschriften. Die Veränderungen in der Liebe sowie die zunehmende Bedeutung der unterschiedlichen Erfahrungen innerhalb des sich wandelnden gesellschaftlichen Systems erkundet die Autorin mit einer Sensibilität, die in der Tradition des Schreibens von Uwe Johnson steht.“
Jenny Erpenbeck ist 1967 in Ost-Berlin geboren und studierte Theaterwissenschaft und Musiktheater-Regie. 1999 erschien ihr Debüt „Geschichte vom alten Kind“ (Eichborn). Zuletzt erschien „Kairos“ (Penguin). Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Independent Foreign Fiction Prize und dem Thomas-Mann-Preis. Ihre Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.
Der Jury gehören an:
- Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft)
- Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen; Sprecher der Jury)
- Cornelia Geißler (Kulturredakteurin der Berliner Zeitung)
- Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO)
- René Strien (ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages und seit 2018 Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin).
Für den Uwe-Johnson-Preis 2022 konnten Prosa- und essayistische Arbeiten eingereicht werden. Der Preis würdigt herausragende literarische Werke, in denen sich Bezugspunkte zur Poetik Uwe Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.