Stipendien für Gundula Schiffer und Angela Steidele
Gundula Schiffer und Angela Steidele erhalten die Dieter-Wellershoff-Stipendien 2021 des Literaturhaus‘ Köln. Sie sind jeweils mit 12.000 Euro dotiert.
Gundula Schiffer und Angela Steidele erhalten die Dieter-Wellershoff-Stipendien 2021 des Literaturhaus‘ Köln. Sie sind jeweils mit 12.000 Euro dotiert.
Seit 2018 sind die Dieter-Wellershoff-Stipendien als Arbeitsstipendien vom Literaturhaus Köln ausgeschrieben. Sie werden im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet und an zwei in Köln lebende professionelle Schreibende vergeben.
Aus 23 Einsendungen hat die dreiköpfige Jury aus Sonja Herrmann, Martin Mittelmeier und Martin Oehlen Gundula Schiffer und Angela Steidele ausgewählt. Ausschlaggebend für die Entscheidung sei die Sichtung der Exposés und Textproben. Die Jury betont, dass in diesem Jahr „eine ungewöhnlich große Fülle starker Texte“ eingereicht wurde, „ein breit gefächertes Feld interessanter thematischer und stilistischer Zugriffe“.
Gundula Schiffer publiziert seit 2011 Lyrik und Essays in Anthologien und Literaturzeitschriften und arbeitet als literarische Übersetzerin aus dem Hebräischen, Französischen und Englischen. 2017 erschien ihr erster Lyrikband „Jerusalem-Köln. Süden über meinem Buch“, 2019 die Biografie „Tirza Atar – Wenn alles berührt“. Sie überzeugte die Jury mit Textproben aus ihrem gerade entstehenden zweiten Lyrikband „Hioba Hymore“.
„Gundula Schiffer balanciert aufs Schönste die Gegensätze von wuchtiger Abstraktion und der Konzentration aufs Konkrete aus, von Pathos und Verspieltheit, von Sakralem und Profanem, von den Mammuts im Bedeutungsdschungel und den schrill lackierten Fingernägeln lyrischer Grandezza“; erklärt die Jury ihre Begründung. „Schiffer macht das Übersetzen in ihren Gedichten im wörtlichen und übertragenen Sinn produktiv: Hebräisch und Deutsch, mystischer Gesang und Bonmot, Religion und Privatheit ergänzen und bereichern einander. So entsteht eine beeindruckend breit angelegte Palette von Tonlagen, Klangregistern und Bildschichtungen.“
Angela Steidele hat bereits acht Bücher und zahlreiche Beiträge publiziert, zuletzt erschienen „Poetik der Biographie“ (2019) und „Zeitreisen. Vier Frauen, zwei Jahrhunderte, ein Weg“ (2018). Die Entscheidung für ihr Romanprojekt „Aufklärung“ begründet die Jury folgendermaßen:
„Von den 30 Jahren, die Johann Sebastian Bach und Johann Christoph Gottsched im Leipzig des 18. Jahrhunderts nebeneinander gelebt haben, ist nur wenig historisch überliefert. Und die Ehefrauen der beiden – die Sängerin Anna Magdalena Bach und die Schriftstellerin und Übersetzerin Luise Gottsched – sind weitestgehend in Vergessenheit geraten. Angela Steidele füllt mit ihrem Roman „Aufklärung“ diese Leerstellen der Geschichte. Dorothea Bach, die älteste Tochter des Komponisten und Ich-Erzählerin des Romans, beginnt aus Empörung über die Biografie, die J.C. Gottsched von seiner verstorbenen Frau veröffentlicht, ein anderes Bild ihrer Freundin Luise zu Papier zu bringen. Dieses Bild fasst Steidele ein in ein üppiges Tableau geschickt platzierter historischer Fakten und poetischer Fantasie, das sie mit fulminantem szenischem Gespür und dem Witz einer völlig heutigen, aber mit den Eigenheiten des 18. Jahrhunderts spielenden Sprache in Bewegung bringt.“