Bester Debütroman der Saison

Ricarda Messner bekommt den Literaturpreis Fulda 2025

29. Januar 2025
Redaktion Börsenblatt

Ricarda Messner wird für ihren Debütroman "Wo der Name wohnt" (Suhrkamp) mit dem Literaturpreis Fulda 2025 ausgezeichnet. Darin nähert sie sich mit "einer zugleich leisen aber auch eindringlichen Sprache", so die Jury, den nationalsozialistischen Verbrechen in Lettland an.

Das prämierte Buch erscheint am 24. Februar im Suhrkamp Verlag

Ricarda Messners Debütroman "Wo der Name wohnt", der am 24. Februar 2025 bei Suhrkamp erscheint, wird von der fünfköpfigen Jury als das literarisch bedeutendste Romandebüt der Buchsaison Herbst 2024/Frühjahr 2025 gewürdigt. Verbunden mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld von 10.000 Euro. Die Verleihung findet am Donnerstag, 5. Juni, um 19 Uhr im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses statt. Die Laudatio hält Jury-Mitglied Anna Yeliz Schentke, wie die Stadt Fulda mitteilt.

In der Begründung der Jury heißt es: "Ricarda Messners Debüt 'Wo der Name wohnt' ist der tastende Versuch einer Nachgeborenen, die eigene Familiengeschichte zu verstehen und die Erinnerung zu bewahren. Ausgehend von der Erzählung einer ungewöhnlichen Enkelin-Großmutter-Beziehung umkreist der Roman in Fundstücken und Rekonstruktionen die nationalsozialistischen Verbrechen in Lettland. 'Wo der Name wohnt' findet eine zugleich leise aber auch eindringliche Sprache dafür, wie Verluste im Raum der Emotion und Intuition weiterwirken und wie sie Generationen durchdringen."

Zum Inhalt des Romans: Ricarda Messner erzählt in ihrem Debütroman vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt immer wieder zurück zum Leben in zwei Berliner Wohnungen. Sie befinden sich in Hausnummer 36 und 37, liegen in direkter Nachbarschaft. Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten nach nebenan zu sich. Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga. Sie folgt den Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist – und sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen Lettland der 1970er Jahre bis nach Deutschland. Ricarda Messner nähert sich Verlusten und Lücken, verbindet Heute und Gestern. "Wo der Name wohnt" lasse so zärtlich wie klar eine Familie aufleben und bewahrt ihre Geschichten, fasst die Mitteilung zusammen.

Zur Preisträgerin:

Ricarda Messner, geboren 1989, ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Magazins "Flaneur", das sich pro Ausgabe einer Straße in einer anderen Stadt widmet und mehrfach ausgezeichnet wurde. "Wo der Name wohnt" ist der Debütroman der Autorin, für den sie das Alfred-Döblin-Stipendium erhielt. Ricarda Messner lebt und arbeitet in Berlin.

Die Jury:

Die fünfköpfige Jury des Literaturpreises Fulda 2025 setzt sich zusammen aus Literaturkritiker Christoph Schröder, Autorin Anna Yeliz Schentke, Schriftsteller Christoph Peters, Literaturkritikerin Julia Schröder und Schriftstellerin Zsuzsa Bánk.

Zum Preis:

Seit 2019 wird jährlich der Literaturpreis der Stadt Fulda vergeben. Er würdigt das literarische Romandebüt der jeweiligen Buchsaison. Ermittelt wird die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger von einer fünfköpfigen Jury aus Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie Literaturkritikerinnen und Literaturkritikern. Aus den Erstlingswerken küren sie das aus ihrer Sicht bemerkenswerteste Debüt.

Erste Preisträgerin des mit 10.000 Euro dotierten Literaturpreises Fulda war 2019 Johanna Maxl für ihren Roman "Unser großes Album elektrischer Tage" (Matthes & Seitz Berlin). 2020 ging die Auszeichnung zu gleichen Teilen an Nadine Schneider für ihr Debüt "Drei Kilometer" (Jung u. Jung) und an Olivia Wenzel für ihr Buch "1000 Serpentinen Angst" (S. Fischer). 2021 wurde Timon Karl Kaleyta für "Die Geschichte eines einfachen Mannes" (Piper) ausgezeichnet. Preisträger 2022 war Edgar Selge für seinen Debütroman "Hast du uns endlich gefunden" (Rowohlt). Im Juni 2023 nahm Silke Stamm im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses den Literaturpreis Fulda für ihren Band "Hohe Berge" (Berlin Verlag) entgegen. Der Literaturpreis Fulda 2024 ging an Konstantin Ferstl für seinen Roman "Die blaue Grenze" (Rowohlt Berlin).