Anne Holt erhalte die Auszeichnung zum einen für die Klarheit, mit der sie gesellschaftlich brennende Konflikte in ihren Romanen thematisiert: von rechtsradikalen Terroranschlägen über Attentate auf hochrangige Politikerinnen bis zu Doping und Intrigen in einem mächtigen Sportverband. Zum anderen habe Holt die Jury mit ihren liebevoll und treffsicher gezeichneten Figuren überzeugt, mit denen sie ihrer Zeit immer wieder voraus gewesen sei: So schuf sie mit Hanne Wilhelmsen schon Anfang der neunziger Jahre eine lesbische Ermittlerin, die später angeschossen wird und im Rollstuhl ermittelt. Ihr stehe in mehreren Bänden Billy T. zur Seite, ein schwarzer alleinerziehender Vater mehrerer Kinder – zu einem Zeitpunkt, als Diversity im bundesdeutschen Bewusstsein noch keine große Rolle gespielt habe. Schon 2013 habe Anne Holt gemeinsam mit ihrem Bruder, einem Kardiologen, über einen Fußballspieler geschrieben, der auf dem Spielfeld mit Herzversagen zusammenbricht – ein Szenario, das Ereignissen der zurückliegenden EM vorgriff.
Die aktuelle Jury setzt sich zusammen aus den Redakteurinnen und Krimi-Kritikerinnen Jutta Günther und Martina Bittermann sowie Lore Kleinert. Sie prämieren Werke, die durch Originalität und Perspektivenreichtum, gesellschaftliche Relevanz, sprachliche Brillanz und dramaturgische Überzeugungskraft sowie schlüssige Figurenzeichnungen auffallen.
Die mehrfach preisgekrönten Kriminalromane der norwegischen Schriftstellerin werden in alle großen Sprachen übersetzt. Mit mehr als sieben Millionen verkauften Exemplaren gilt sie weltweit als eine der erfolgreichsten skandinavischen Autorinnen.
Die deutschen Ausgaben sind zunächst bei Piper erschienen – zuletzt "In Staub und Asche" (2019; Ü: Gabriele Haefs), Band 10 ihrer Hanne-Wilhelmsen-Reihe. Mit ihrer neuen Reihe um Privatermittlerin Selma Falck, einst Spitzenskiläuferin und Staranwältin, wechselt Holt zum Atrium Verlag. Den Auftakt macht am 17. September "Ein Grab für zwei", ins Deutsche übersetzt ebenfalls von Gabriele Haefs. Falck muss einen Dopingskandal in Norwegens Skilanglaufteam aufdecken – und das kurz vor den Olympischen Spielen.