Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik

Jutta Person auf der Leipziger Buchmesse geehrt

27. April 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Journalistin und Literaturwissenschaftlerin Jutta Person hat auf der Leipziger Buchmesse heute, am 27. April den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik 2023 erhalten. Literaturkritik sei ein "kulturelles Must-have, das verteidigt werden muss", mahnte Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs in ihrem Grußwort an.

Verleihung des Alfred-Kerr-Preises 2023 (v.l.): Michael Roesler-Graichen, Karin Schmidt-Friderichs, Preisträgerin Jutta Person und Lothar Müller

Im Rahmen der Verleihung erklärte Jutta Person: "So ein Preis ist auch deshalb ein großes Glück, weil man als freie Kritikerin in einer Art Kapsel sitzt und manchmal nicht sicher sein kann, ob und wie irgendetwas ankommt von dem, was man sich so denkt." Die Auszeichnung sei eine Ermutigung, mit der sie gestärkt in alle kommenden Schreibrunden gehe. Ihre Dankesrede widmete sie der Sogwirkung, die erzählende Prosa im besten Fall habe, und dem Sprachwitz, der Details zum Leuchten bringe.

Der Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik wird vom Börsenblatt vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert, die die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels stiftet.

"Überall bringt sie den Jutta-Person-Ton zur Geltung"

Sprachgefühl und Wortwitz zeichnen auch die Rezensionen von Jutta Person aus, meint Laudator Lothar Müller, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung und selbst Kerr-Preisträger im Jahr 2000. "Sie hat ihre Autorschaft in eine Fülle von Formaten aufgefächert, ohne ihnen einfach zu Diensten zu sein. Überall bringt sie den Jutta-Person-Ton zur Geltung.“"

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, mahnte in ihrem Grußwort zur Verleihung mehr Raum für die Literaturkritik an. Sie sei ein "kulturelles Must-have, das verteidigt werden muss". Wie die Kritik im Allgemeinen spiele sie eine zentrale Rolle als mahnende, einordnende und korrigierende Stimme für Diskurs und Debattenkultur.

Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs bei ihrem Grußwort

Die Jurybegründung:

"Die Journalistin und Literaturwissenschaftlerin Jutta Person beherrscht die Kunst der Literaturkritik virtuos. In ihren Rezensionen sieht man eine Leserin am Werk, die Büchern nie überheblich begegnet, sondern sie mit feiner Sensibilität von innen heraus erschließt.

Was Jutta Persons Texte auszeichnet, sind argumentative Genauigkeit und stilistisches Raffinement, die mit Witz und Erfindungsreichtum gepaart sind. Mit leichter Hand vermag sie Romane vor dem Auge der Lesenden zu skizzieren, ihre Erzählstruktur offenzulegen und den Blick auf Details zu richten, die bei flüchtiger Lektüre entgehe. Jutta Persons Urteil ist klar und deutlich, in der ganzen Bandbreite zwischen Feier und Verriss. Ihr breites literarisches Traditionswissen schafft Kontexte und Bezüge, die jede Lektüre bereichern.

Wenn Kritik und Vermittlung bedeuten, kluge Leserinnen und Leser sozusagen in Performanz zu erleben, möchte man so vielen Büchern wie möglich eine Jutta Person wünschen. Die Kultur des Lesens gewinnt durch sie."

Die Preisträgerin

Jutta Person wurde 1971 in Südbaden geboren und lebt in Berlin. Nach einem Studium der Germanistik, Italianistik und Philosophie in Köln und Italien promovierte sie mit einer Arbeit zur Kulturgeschichte der Physiognomik im 19. Jahrhundert.

Die Journalistin und Literaturwissenschaftlerin schreibt für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, das Philosophie Magazin und weitere Medien. Von 2004 bis 2007 war sie Redakteurin bei der Zeitschrift "Literaturen", seit Oktober 2011 leitet sie das Ressort "Bücher" beim Philosophie Magazin.

2012 war Jutta Person Mitglied in der Jury des Deutschen Buchpreises.

In der Reihe "Naturkunden" des Verlags Matthes & Seitz hat sie die Bände "Esel – ein Porträt" und "Korallen – ein Porträt" veröffentlicht.

Die Auszeichnung

Seit 1977 würdigt das Fachmagazin Börsenblatt mit dem Alfred-Kerr-Preis literaturkritisches Schaffen in den deutschsprachigen Medien auf kontinuierlich hohem Niveau. Die Auszeichnung erinnert an den Schriftsteller, Theaterkritiker und Publizisten Alfred Kerr (1867 bis 1948), der in der Kritik eine eigene Kunstform sah.

Sechs Expertinnen und Experten wählen jedes Jahr, wer den Preis erhält: die Programmreferentin des Münchner Literaturhauses Katrin Lange, der Geschäftsführer der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl Michael Lemling, die Literaturwissenschaftlerin Alexandra Pontzen, der Ehrenpräsident der Akademie für Sprache und Dichtung Klaus Reichert, der Verleger Klaus Schöffling und neu in diesem Jahr der Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Alle Informationen rund um den Preis gibt es unter: www.alfred-kerr-preis.de