„Jan Faktor bringt das traditionelle Genre des Schelmenromans zum Explodieren: Als ‚Trottel‘, so der Titel des Werks, erzählt er sein Leben – aber wilder, überdrehter, radikaler als man es sich bislang vorstellen konnte. Dabei ist ein Werk von erstaunlicher Kraft entstanden“, heißt es in der Begründung der Jury.
In „Trottel“ erzählt Faktor autobiografisch von einem jungen Mann aus Prag, der Ende der 1970er Jahre der Liebe wegen in die DDR kommt. Faktor selbst zog 1978 gemeinsam mit seiner Frau Annette Simon nach Ost-Berlin.
„Voller Wortspielereien, atmosphärischer Beschreibungen und grotesker Szenen bietet er einen ungewöhnlichen böhmischen Blick auf die schon so oft erzählte Lebenswelt der Ost-Berliner Bohème und in der späten DDR“, so die Jury weiter.
Dabei almagiere er tschechische und deutsche Literaturtraditionen. „Formale Experimentierfreude wird mit exzessivem Witz kombiniert, gebettet in einen mitreißenden Erzählstrom. Die Kunst Faktors erweist sich in der Konfrontation mit einer Lebenskatastrophe: Der Suizid des Sohnes wirkt als ständiger Kontrast in dieser Lebenserzählung. In schlichter, fortdauernder Trauer wird von dessen Weg in die Depression erzählt, aus der es kein Entrinnen gab. Albernes und Tragisches beleuchten sich bei Faktor gegenseitig – eine radikale Lebensbeschreibung, die das Genre des autofiktionalen Schreibens revolutioniert.“
Mit „Trottel“ setzte sich Jan Faktor gegen Katerina Poladjan, Julia Schock und Alain Claude Sulzer durch, die ebenfalls auf der Shortlist zum Wilhelm Raabe-Literaturpreis standen. Außerdem steht Faktor auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises: