Vor ein paar Wochen rief sie mich an und schilderte mir ihre Verzweiflung: ihr Verlag sollte als Liebhaberei abgetan werden. Das wäre nicht weiter schlimm, denn man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Monika Lustig das, was sie tut, aus Liebe tut. Aber wer sich auskennt, weiß, dass dieses Diktum eines Finanzbeamten für eine Verlegerin einem wirtschaftlichen Exitus gleichkommen kann – heißt es doch, Steuern nachzuzahlen auf etwas, das auch im verflixten 7. Jahr der Liebe noch nicht gar zu viel materielle Erträge abgeworfen hat – wie das bei mancher Liebe der Fall sein mag. Zum Glück ist es ihr, ist es uns gelungen, den Finanzbeamten zu überzeugen, dass das Geschäftsmodell von Verlagen von dem Wort VORLEGEN kommt. Nämlich die Honorare, die Übersetzung, das Papier, die Lieferung an den Buchhändler. Es dauert Jahre, bis das Geld wieder zurückkommt. Monika Lustig darf weiter als große Liebhaberin bezeichnet werden, ohne eine Steuernachzahlung fürchten zu müssen. Denn kulturell kann man kaum hoch genug schätzen, was die Verlegerin an Werten angehäuft hat.
Das ungebrochene Engagement dieser außergewöhnlichen Verlegerin, die geradezu überbordende Liebe zu den Geschichten, zum Übersetzen und zu den hand- und geistschmeichlerisch gestalteten Büchern ihres Verlages hat dazu geführt, dass man heute schon sagen kann: Das Buch von Antonella Marusic, diese anrührende Geschichte des Mädchens Nela und ihrer Großmutter auf der kroatischen Insel Korcula – das muss doch bei der Lustig erschienen sein! Und Fabio Stassi, diese unglaublich unterhaltsamen und lehrreichen Detektivgeschichten des Bibliotherapeuten Vince Corso, die nicht nur ich sondern auch Tobias Gohlis von der Krimi-Bestenliste Ihnen nachdrücklich ans Herz bzw. auf den Nachttisch legen – das kann doch nicht bei Suhrkamp erschienen sein!
Notieren Sie übrigens bitte den 13. November, da wird Fabio Stassi nach Stuttgart kommen, und wir können gemeinsam auf die Eröffnung der Buchwochen anstoßen!
Irgendwie hat Monika Lustig es geschafft, dass man nicht mehr an ihr vorbeikommt. Diese Zähigkeit, dieses Festhalten würdigt der Verlagspreis Literatur Baden-Württemberg. Denn nur so kann Qualität – und eine Verlagsmarke entstehen. Ein besonderes Lob gebührt der herausragenden ästhetischen und handwerklichen Qualität der Bücher, die bei Edition Converso erscheinen. Die Gestaltung der Bücher zeugt von einem hohen künstlerischen Anspruch und einem tiefen Verständnis für die materielle Kultur des Buches. Man möchte sie streicheln. Die Wahl von Schriften, Papier und Bindung spiegelt die Liebe zum Detail und den Respekt vor dem geschriebenen Wort.
Edition Converso versteht es, Brücken zu bauen – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kulturen und Literaturen. Die Verleihung des Verlagspreises Baden-Württemberg an die Edition Converso ist daher mehr als verdient. Sie ist eine Anerkennung für die außergewöhnliche Leistung, die der Verlag in den letzten Jahren erbracht hat, und ein Zeichen der Wertschätzung für die wichtige Rolle, die er in der literarischen Welt spielt.