Eliot Weinberger erhält Schocken-Preis 2021

"Agent provocateur für eine bessere Welt"

9. März 2021
Redaktion Börsenblatt

Der Jeanette Schocken Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur 2021 geht an den US-amerikanischen Schriftsteller Eliot Weinberger. Das teilte die Stadt Bremerhaven mit.

Das habe die unabhängige Jury des Jeanette Schocken Preises – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur entschieden. In der Begründung heißt es: "Eliot Weinberger, 1949 in New York geboren, wo er auch heute lebt, ist Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und vor allem ein begnadeter Essayist. Seine enzyklopädische Neugier weitet sich krakenarmig in auch ferne Orte und Zeiten, lässt ihn mal erzählen von Nashörnern oder der Mythologie der Steine, lässt ihn schreiben über chinesische Lyrik, Frösche oder mittelalterliche Heilige. Es sind oft entlegene Fundstücke, die er in seinen Texten ausbreitet, und die wir staunend lesen ob all des Wissens, ob der poetischen Eleganz und der assoziativen Erkenntnisse." Er sei ein Ästhet, der Zerbrechlichkeit und Schönheit, der die Ungewissheit des Seins auch in ironisch gebrochene Sprache fasse.

Dabei ziehe er sich keineswegs in die Abgeschiedenheit der Weltferne zurück. Im Gegenteil – immer wieder werfe Weinberger sich mit Verve ins Getümmel der aktuellen Politik und offenbare "monströse Abgründe und moralische Korrosion in brillant komponierten und komprimierten Textmontagen von Zitaten und Fakten", so die Jury. In dem Band "Neulich in Amerika" (Berenberg, 2020), in dem er den Weg der republikanischen Partei, ihrer Präsidenten und Repräsentanten, ihrer Einstellungen und Entscheidungen von Bush bis Trump nachzeichne, entlarve er den Zynismus der Herrschenden und zeige die Fragilität der Demokratie. Male ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten.

"Ganz im Sinne der Aufklärung agiert Weinberger in diesen Texten als agent provocateur für eine bessere Welt, als großer Warner vor dem Verlust von Freiheit und Menschenwürde", urteilt die Jury.

Zur Jury gehören Gabriele von Arnim, Nico Bleutge, Helmut Böttiger, Kerstin Preiwuß und Dorothea Westphal.

Die für diesen Mai geplante Preisverleihung muss abhängig von der Entwicklung des Pandemiegeschehens auf einen noch zu benennenden späteren Termin verschoben werden.

Zum Preis

Der Schocken-Preis sei einzigartig in Deutschland, so die Stadt Bremerhaven. Die Preissumme (7.500 Euro) werde nicht wie üblich von der Kommune, von Banken oder großen Wirtschaftsunternehmen aufgebracht, sondern allein durch Spenden Bremerhavener Bürgerinnen und Bürger.

Er wird alle zwei Jahre in mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und an das Schicksal all jener Verfolgten vergeben, für die Bremerhaven oftmals die letzte Station auf der Flucht ins Exil war.

Die bisherigen Preisträger*innen sind: Irene Dische (1991), Hanna Krall (1993), Louis Begley (1995), Imre Kertész (1997), Tuvia Rübner (1999), Barbara Honigmann (2001),George Tabori (2003), Bei Dao (2005), Lizzie Doron (2007), Ursula Krechel (2009), Richard Sennett (2011) Péter Esterházy (2013), Gerhard Roth (2015), Aris Fioretos (2017), Dzevad Karahasan (2019).