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Menschen als Betriebsmittel?

3. Januar 2023
Veronika Weiss

Die Unternehmensabteilung Human Resources ist für das Personal da – auch für dessen Wohlbefinden und Motivation. Das allerdings ist manchmal schwer zu glauben. Denn allzu oft werden Mitarbeitende nur als Kostenfaktor und auszuschöpfende Ressource betrachtet

»Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit bewirkt eine ­höhere Arbeitsproduktivität, kreativere Forschung und Entwicklung, geringere Personal- und Betriebskosten, eine längere Betriebszugehörigkeit, langfristige Bindung hoch qualifizierter Mitarbeiter (›Talente‹) und vermehrtes Interesse hochwertiger Bewerber, weniger Krankenstand und Fehlzeiten, höhere Leistungen, schnellere Reaktion auf Veränderungen am Markt.« Das steht so im Artikel »Personalwesen« in Wikipedia, der fehlerfreisten Enzyklopädie der Welt.

Ganz neu ist das ja nicht, und man sollte meinen, es sei langsam ins kollektive Bewusstsein durchgesickert. Sprechen wir denn nicht dauernd darüber, wie wichtig Wertschätzung ist und wie menschliche Führung geht? Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass wir damit nach wie vor ein großes Problem haben und dieses thematisieren müssen.

Der Mensch kostet und hat zu leisten

In größeren Firmen gibt es meistens eine eigene Personalabteilung, genannt HR. Human Resources. Menschliche Betriebsmittel? Der Teil des Unternehmenskapitals, das zufällig aus biologischer Zellmasse besteht? »Humankapital« wurde bereits 2004 zum Unwort des Jahres gekürt, weil es nicht nur Arbeitskräfte, sondern ganz allgemein den Menschen zu einer rein ökonomisch relevanten Größe degradiere. Es folgten laute Proteste von Ökonom:innen, die argumentierten, es würde eine »Aufwertung bei gleichzeitiger Versachlichung« passieren und dies sei ausschließlich positiv zu bewerten. Aber was passiert, wenn man Menschen versachlicht? Man kann Angestellte als Potenzial, als Wert eines Unternehmens betrachten; wir bringen dem Unternehmen unterm Strich im besten Fall Gewinn, dort hat sich unsere Arbeit in eine Zahl verwandelt. Soll sein.

Es geht im Unternehmensalltag aber darum, was über dem Strich passiert. Es kommt darauf an, was auf dem Weg zum Geschäftsergebnis getan wird, wie ein Mensch behandelt wird, bevor und damit er oder sie »Gewinn abwirft«, und erst recht, wenn er oder sie es nicht tut. Wir sind nämlich keine Maschinen. Wir brauchen Pausen, Ausgleich, Freizeit. Wir können uns eine Meinung bilden, diese anpassen, wir bewerten Dinge unterschiedlich, machen Fehler. Und an guten Tagen sind wir geistreich, kontaktfreudig, sprühen vor Kreativität. Diese Unregel­mäßigkeiten sind menschlich, und sie brauchen Raum und Zeit. 

Wertschätzung führt zu Wertschöpfung

Gute Führung öffnet diesen Raum und schenkt uns die Zeit dafür. Die Erfüllung der Fürsorgepflicht ist sowieso ein Muss, und auch die ­Sicherung der Arbeitsplätze und die Motivation der Mitarbeitenden sind festgeschriebene Ziele des Personalwesens. Das bedeutet, dass alle HR-Beauftragten unter anderem dafür Sorge zu tragen haben, dass es den Mitarbeitenden im Arbeitsumfeld gut geht, dass sie leistungsfähig und motiviert bleiben und sich um ihren Arbeitsplatz keine Sorgen machen müssen. Wenn man sich so umhört, ist das eher eine Seltenheit. 

Manche HR-Abteilungen aber setzen momentan ein Zeichen, wie man hört: Sie benennen sich um in »People and Organizations«. Wollen wir hoffen, dass hier auch inhaltlich ein Umdenken stattfindet. Denn wenn die Personalarbeit nicht nur nach außen Wertschätzung vorspielt, sondern so gemacht wird, wie sie klingt, dann können und wollen wir Mitarbeitenden uns aus vollem Herzen und mit aller Menschlichkeit einbringen