Bücherfrau des Jahres

„Zoë Beck ist eine Bücherfrau in potenzierter Form“

21. Oktober 2022
Charline Vorherr

Am Messe-Donnerstag wurde die Autorin, Übersetzerin, Verlegerin, Aktivistin Zoë Beck als Bücherfrau des Jahres geehrt. Laudatorin Barbara Weidle warf einen Blick auf das vielseitige Engagement Zoë Becks und auch darauf, welche Konsequenzen die aktivistischen Tätigkeiten für die mentale Gesundheit mit sich ziehen.

„Wenn sich jemand hier fragen sollte, was eine BücherFrau ist: Das ist eine Frau, die beruflich viel mit Büchern zu tun hat – zum Beispiel als Buchhändlerin, Übersetzerin, Vertreterin, Verlegerin –, Feministin ist und netzwerkt“, so Laudatorin Barbara Weidle. „Zoë Beck verkörpert diesen Typus in potenzierter Form. Sie ist quasi mehrere BücherFrauen in einer Person.“

Zoë Beck ist Autorin, Verlegerin von CulturBooks, Übersetzerin, Synchronregisseurin, stellvertretende Vorsitzende der Litprom, Mitgründerin des Aktionsbündnisses „Verlage gegen Rechts“, Mitglied bei Herland, einem aktiven, kämpferischen Netzwerk von Frauen, die Kriminalliteratur schreiben.

Barbara Weidle habe sich schon öfter gefragt, wie sie das alles schaffe. „Aus ihrem Depressionen-Buch weiß ich, dass es viele schlaflose Nächte gibt, in denen sie nachdenkt, schreibt und organisiert. Ihr Output ist gewaltig.“

Zoë Beck ist quasi mehrere BücherFrauen in einer Person

Barbara Weidle

Die Kehrseite des Aktivismus

Einen Schwerpunkt legte Weidle in ihrer Laudatio auf Zoë Beck als Bücherfrau und Aktivistin. Sie mache Frauen in all ihren Funktionen als Künstlerinnen, als Aktivistinnen, als Autorinnen sichtbar. „Sie unterstützt und fördert besonders auch junge Frauen, wie ich häufig beobachten konnte. Sie hat den Mut, als Feministin, als Aktivistin, unbequem zu sein. Sie nutzt ihre Prominenz für die Sache der Frauen und für gesellschaftliches Engagement generell, sie unterstützt Minderheiten, kämpft gegen Homophobie und Fremdenfeindlichkeit, gegen Rassismus und Rechtsradikalismus.“

Doch Zoë Becks Kampf gegen die -ismen dieser Gesellschaft habe auch Spuren hinterlassen, wie Weidle in ihrer Laudatio und die Autorin im Anschluss in ihrer Dankesrede ansprachen. 2021 erschien mit „Depressionen“ ein Buch, in dem Beck von ihrer Krankheit spricht, sich an Betroffene und Angehörige von depressiven Menschen richtet.

„Es gehört sehr viel Mut dazu, diesen sehr persönlichen Beitrag zum Thema zu schreiben und sich als prominente Autorin zu outen. Das ist jedoch, wie Zoë im Buch sagt, für sie die einzig mögliche Strategie, um im beruflichen und privaten Leben zumindest ansatzweise verstanden zu werden“, so Weidle in ihrer Laudatio weiter.

Sie hat den Mut, als Feministin, als Aktivistin, unbequem zu sein. Sie nutzt ihre Prominenz für die Sache der Frauen und für gesellschaftliches Engagement generell

Barbara Weidle

In einer kurzen Rede bedankte sich Zoë Beck bescheiden für die Worte von Barbara Weidle. „Es ist unangenehm, wenn so viel über einen geredet wird. Ihr wisst ja jetzt schon alles“, so die Autorin, Verlegerin, Übersetzerin. Deshalb warf sie einen Blick auf das Netzwerk.

Eigentlich habe sie gar nicht zu den Bücherfrauen gewollt. Die ganze Branche bestünde ja quasi nur aus Frauen, hatte sie nach ihrem Branchenwechsel aus der Film- und Fernsehindustrie festgestellt. Doch innerhalb weniger Jahre habe sie erkannt, wie tief sexistische Strukturen in der Buchbranche verankert sind und dass es die BücherFrauen brauche.

„Aber aktivistische Arbeit macht mental kaputt und ständig Hass ausgesetzt zu sein ist nicht leicht“, so Beck weiter. Deshalb habe sie sich in den letzten Jahren zurückgezogen. „Langsam erhole ich mich.“

Zum Schluss findet Zoë Beck auch noch warnende Worte. Es lasse sich neue, tiefe Gräben unter den Frauen in der Branche erkennen. Beck sprach von Generationen und verschiedenen Strömungen, die aufeinandertreffen würde und appellierte an ihre Netzwerk-Kolleginnen, offener zu sein und die Gräben zu überwinden.