Žižek analysiert in seinem Beitrag die häufig geäußerte Feststellung "Es gibt hier keine zwei Seiten. Es gibt nur eine Seite" und die Ablehnung des Wortes "Aber": "Ist 'aber' nicht die höfliche Art, in einem Dialog zu widersprechen, also in den Dialog zu treten? 'Ich sehe und respektiere Ihren Standpunkt, aber …' Wie können wir den Konflikt im Nahen Osten verstehen, ohne all die Abers darin zu sehen, die Widersprüche und Antworten 'der einen Seite' darauf?" Der Philosoph zeichnet in Kontexten Entwicklungslinien des Nahost-Konflikts nach, verweist auf Aussagen des israelischen Historikers Yuval Harari und des israelischen Schriftstellers David Grossman und sieht den israelischen wie den palästinesischen Kampf "als zwei Momente desselben Kampfes." Dies sei kein Widerspruch in seiner Haltung.
Für Zündstoff und Widerspruch dürfte eine Passage sorgen, in der Žižek über die Wut, die ihm entgegenschlägt, sowie über seine persönliche Wut spricht: "Meine eigene Wut richtet sich im Moment eher auf Antisemitismusbeauftragte, die im Namen Deutschlands eine schlimme Strategie fahren: Diejenigen aus dem Land, das den Holocaust begangen hat, versuchen nun, sich von ihrer Schuld zu entlasten, indem sie das israelische Unrecht an einer anderen Gruppe befürworten! Die deutsche Besessenheit, auf der richtigen Seite zu stehen, bekommt derzeit eine dunkle Kehrseite."
Die ganze Erwiderung Žižeks auf Kritik an seiner Rede auf der Frankfurter Buchmesse finden Sie hier.