Als privatwirtschaftliches Kulturunternehmen finanziert sich die lit.COLOGNE ausschließlich durch Eintrittsgelder und Sponsoring. 2020 musste das Festival wegen des Corona-Virus ausfallen. Eine Fortführung stand auf der Kippe. Wie hat sich die Veranstaltung davon erholt, was hat sie gerettet?
Rainer Osnowski: Am Nachmittag vor der Eröffnung 2020 war klar, dass wir absagen müssen. Und dann kam die große Solidaritätswelle. Die Tickets waren ja schon verkauft. Ein Großteil der Menschen hat die Karten nicht zurückgegeben. Das war die Grundlage dafür, dass wir weitermachen konnten. Und dann haben wir uns schrittweise aus dieser Krise herausgearbeitet. Sobald wir wieder live vor Ort waren, kamen die Leute in Scharen wieder. Und 2025 ist das Jahr mit der größten Zuschauermenge.
Das Publikum hat die lit.COLOGNE gerettet?
Rainer Osnowski: Richtig, und unsere Sponsoren natürlich. Thalia hatte vorübergehend einen Wechsel in den Bemühungen um Sponsoring-Partnerschaften, ist aber jetzt nach fünf Jahren Pause wieder einer der Hauptsponsoren. Die anderen Sponsoren sind alle dabeigeblieben, das kann man nicht hoch genug schätzen.
Für Kölner Buchhandlungen war der Ausstieg von Thalia eine große Chance. Die Büchertische zu den Veranstaltungen, die bislang komplett durch die Mayersche besetzt waren, wurden an unabhängige Sortimente vergeben. Nun ist Thalia wieder dabei – was wird sich dadurch für die Kölner Buchhandlungen ändern?
Rainer Osnowski: Die Kleinen bleiben! Bei den Verhandlungen mit Thalia haben wir klargestellt: Wir wollen auf keinen Fall die Buchhändler:innen wieder wegschicken. Sie haben uns in der Zeit geholfen, in der Thalia nicht dabei war. Außerdem sind die Büchertische besser geworden, weil die Buchhändler:innen sehr viel Zeit und Energie in die Zusammenstellung investieren, genau wie in ihren Läden. Thalia reiht sich dann einfach ein. Ich glaube, das funktioniert auch ganz gut.
Wie sehen die Zukunftspläne der lit.COLOGNE aus? Könnte das Publikum eventuell zu alt werden, muss sich etwas verändern?
Rainer Osnowski: Wir haben ein jüngeres Publikum als klassische Kulturveranstaltungen. Die Themen, die vor allem junge Kolleg:innen in die Programmrunde einbringen, stoßen bei jungen Menschen auf Interesse.
Es ist also gar nicht nötig, dass sich das Literaturfest verjüngt?
Rainer Osnowski: Wir müssen uns immer infrage stellen und überlegen, wie wir das junge Publikum erreichen. Wir starten zum Beispiel zusammen mit Thalia im Mai den Versuch, die Booktok-Community anzusprechen. Und ein neues Konzept, die lit.COLOGNE POP, trifft genau den Nerv junger Erwachsener zwischen 18 und 28. Diese Idee hat wirklich eingeschlagen. Die lit.COLOGNE POP findet jetzt zum 3. Mal statt, an zwei Tagen zu Beginn der lit.COLOGNE. Sie ist ein kleines, eigenständiges Festival im Festival. Ich wette, da werden Leute auch neugierig auf das "normale" Programm der lit.COLOGNE.
Was wünschen Sie sich für die lit.COLOGNE zum 25. Geburtstag?
Rainer Osnowski: Wie vor jedem Festival hoffen wir, dass wir von Absagen verschont bleiben. Und ich wünsche mir, dass unsere Ideen, die wir mit dem jeweiligen Programm verbinden, auch dieses Jahr wieder aufgehen. Das sind also relativ langweilige Wünsche, aber das reicht mir schon.