Wer wird heiß gehandelt?
Am 7. Oktober wird der Literaturnobelpreis bekanntgegeben – und das Karussell der Kandidatinnen und Kandidaten dreht sich. Neu ist indes ihre Auswahl.
Am 7. Oktober wird der Literaturnobelpreis bekanntgegeben – und das Karussell der Kandidatinnen und Kandidaten dreht sich. Neu ist indes ihre Auswahl.
Morgen um 13 Uhr wird in dem prachtvollen Rokokosaal der Schwedischen Akademie in der Stockholmer Altstadt eine kleine, unscheinbare Tür aufgehen: Herauskommen werden der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, und das Akademiemitglied Anders Olsson. Diesmal wird Olsson als Vorsitzender des neuen "Nobelkomitees" verkünden, wer den mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) dotierten Literaturnobelpreis bekommen wird, denn die Akademie hat ihre Arbeitsweise verändert. Von den 18 Mitgliedern – zuletzt komplettiert durch die Journalistin und Schriftstellerin Ingrid Carlberg ("Raoul Wallenberg") und Schriftsteller Steve Sem-Sandberg ("Die Elenden von Lódz", "Die Erwählten") - bestimmen jetzt fünf Mitglieder "in engem Kontakt mit den anderen Mitgliedern" die Auswahl. Ihnen hat ein externes Gremium mit zehn Gebietsexperten, die bei Bedarf anonym bleiben dürfen, im Januar eine Kandidatinnenübersicht samt Argumentationen für einzelne Sprachräume geliefert; insbesondere für den spanischsprachigen, indischsprachigen, ostasiatischen, slawischen, arabischen und persischen Sprachraum. Dieses Konstrukt gilt zunächst bis 2024; dann schaut man, ob es sich bewährt hat.
Wer hat diesmal Chancen? Auch wenn die Schwedische Akademie stets alle im Blick haben wollte, ist der Preis bislang nur 16-mal an Autoren und Autorinnen außerhalb des europäischen und nordamerikanischen Kulturkreises verliehen worden – und auch nur 16-mal an Frauen. Da gäbe es also Aufholbedarf.
Daueranwärter sind der 91-jährige syrische Lyriker Ali Ahmad Said (alias "Adonis") und der 83-jährige kenianische Schriftsteller N’gugi wa Thiong’o.
Auch der Japaner Haruki Murakami steht schon lange auf der Liste der gehandelten Anwärter, aber da der Preis 2017 an seinen Landsmann Kazuo Ishiguro verliehen wurde, sind die Auguren mehr als skeptisch. Ebenso sieht es bei den US-Schriftstellerinnen Joyce Carol Oates und Anne Carson aus – im vergangenen Jahr erhielt Louise Glück den Preis.
Heiß gehandelt werden von den Buchmachern derzeit die Russin Ljudmila Ulitzkaja, die Kanadierin Margaret Atwood und Maryse Condé aus dem französischen Überseegebiet Guadeloupe. Auf die vordersten Plätze ist gerade der Rumäne Mircea Cartarescu gerückt, noch vor dem Niederländer Cees Nooteboom, dem Albaner Ismail Kadare, dem Briten Ian McEwan und dem indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie. Ganz neu dabei: die französische Autorin Annie Ernaux.