Interview mit Klaus-Peter Wolf zu seinem "Museum"

"Man sieht immer mehr Selfies mit dem froschgrünen Twingo"

8. September 2022
Matthias Glatthor

In der vorigen Woche hat im ostfriesischen Norddeich ein temporäres "Museum" zum Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf die Türen geöffnet. Zu bestaunen sind dort etwa Requisiten aus den TV-Verfilmungen (ZDF) seiner Ostfriesenkrimis. Im Interview spricht der Autor über das Projekt, sein Lieblings-Exponat und sein soziales Engagement.

Herr Wolf, wie ist es, ein eigenes "Museum" zu haben?

Naja, zunächst ist es eine Ausstellung zur Welt meiner Ostfriesenkrimis. Aber es ist schon komisch, wenn ich sehe, wie bewegt die Menschen sind und die Ausstellungsstücke betrachten. Wir haben einige Requisiten der Romanverfilmungen dort, auch Übersetzungen der Bücher, Originalmanuskripte und drei Videos mit Hintergrundgesprächen zwischen Bettina Göschl und mir zu den Figuren der Romane und zum Leben in Ostfriesland. Ich hatte Angst, so etwas fühlt sich an, als sei man schon gestorben. Aber das Gegenteil ist der Fall – ich fühle mich sehr lebendig, ja bestätigt und bin stolz.

Wie entstand die Idee – haben Sie am Projekt mitgearbeitet?

Die Idee kam von der Touristik. Dort begannen Ilona Eilts und andere, Exponate zu sammeln. Sie kriegten immer mehr mit, wie viele Fans nach Ostfriesland kommen, auf den Spuren der Romane. Letztendlich entstand es also durch Leserinnen und Leser, die die Bücher mit allen Sinnen erleben wollten. Das Café ten Cate wurde geradezu zu einem Wallfahrtsort, es gibt Stadtführungen – ich glaube, das Ganze entspricht einfach einem Wunsch vieler Fans. Der neue Tourismus-Direktor Stefan Krieger möchte das Ganze gern noch weiter ausbauen. Ich werde ihn dabei tatkräftig unterstützen, mein Verlag und die Filmproduktion ebenfalls.

Woher stammen die Exponate? Was haben Sie aus Ihrem Fundus beigesteuert?

Zum Beispiel einen Füller, mit dem ich zwei Romane geschrieben habe und ein paar handschriftliche Manuskripte. Vieles hat uns die Filmproduktion zur Verfügung gestellt, manchmal sind es auch Fotos, die Fans geschossen haben. Vor der Ausstellung steht der froschgrüne Twingo, den Ann Kathrin Klaasen in meinen Romanen fährt. Im Internet und Social Media sieht man jetzt immer mehr Fotos von Menschen, die den Wagen streicheln oder sich mit ihm fotografieren lassen. Meine Kommissarin fährt deswegen einen alten Twingo, weil ich Autoverfolgungsjagden in Filmen todlangweilig finde. Ich denke, mit dem Twingo habe ich ein deutliches Signal dagegen gesetzt.

Ihr Lieblingsstück?

Mein Lieblingsstück ist der Füller. Vielleicht sehr unspektakulär, wenn man ihn anschaut, doch ich habe das Gefühl, aus ihm flossen die besten Geschichten. Manchmal ist es so, als würde ich dem Füller beim Schreiben zusehen.

Hat Ihre Frau tatkräftig mitgeholfen?

Natürlich war Bettina mit dabei, schließlich ist sie Teil dieser Welt. Einige Exponate stammen auch von ihr, sie ist ja eine Freundin von Ann Kathrin Klaasen, die ihre Bilderbücher liebt und so sind auch unsere gemeinsamen Kinderbücher, 'Die Nordseedetektive', dort ausgestellt. Die Fans finden besonders die chinesischen, russischen und anderen fremdsprachigen Ausgaben spannend. Ich sah sie davorstehen und rätseln, was das wohl für eine Sprache sei, in der das Buch da erschienen ist.

Wie viele Fans haben die Ausstellung schon besucht?

Es hat ja gerade erst eröffnet. Im Moment ist jede Führung ausgebucht.

Werden Sie auch selbst in der Ausstellung anzutreffen sein?

Ich bin gerne im Kontakt mit meinen Fans – man trifft mich ständig in Norden auch im Supermarkt oder in meinem Lieblingscafé und natürlich auch immer mal wieder in der Ausstellung. Die Fans wissen, dass sie mich gerne ansprechen können, wir machen Selfies und ich bin überhaupt nicht publikumsscheu.

... vielleicht auch mit einer Lesung?

Zusammen mit meiner Frau Bettina Göschl mache ich ständig literarisch-musikalische Krimiabende im ganzen Land. Natürlich auch in Norddeich, wo die Ausstellung im Dörper Weg ist. Die Ausstellungsfläche selbst ist dafür aber zu klein. Bei der letzten Signierstunde in Norddeich sind 1.200 Fans gekommen. Wir brauchen also immer große Säle.

Der Eintritt wird für das Hospiz am Meer gespendet, wie wichtig war Ihnen das?

Als Schirmherr für das Hospiz am Meer habe ich natürlich versucht, so viel Geld wie möglich fürs Hospiz aufzutreiben. Es gibt Weinflaschen mit meinen Porträt drauf, Golfbälle, gestrickte Lesezeichen, kleine Klaus-Peter-Püppchen, Tassen mit Sprüchen aus den Büchern drauf, T-Shirts und natürlich einen Band mit meinen Kolumnen. Von all diesen Merchandising-Artikeln bekomme ich keinen Cent, sondern alles geht ans Hospiz. Inzwischen gibt es – ja, es kommt mir selber komisch vor – sogar signierte Christbaumkugeln. Ich empfinde es als Verpflichtung, meine Popularität einzusetzen, um eine gute Sache vorwärts zu bringen.

Das "Museum" hat vier Monate geöffnet – was geschieht danach damit?

Wir suchen für die Filmproduktion – wir verfilmen zwei Romane pro Jahr – Räume, in denen wir unsere Polizeiinspektion für die Dreharbeiten aufbauen können. Es gibt in Norden kein Studio. Unser Traum, den wir gemeinsam mit dem Tourismusdirektor Stefan Krieger und dem Bürgermeister Florian Eiben träumen, ist, Räume zu finden, in denen wir sechs bis acht Wochen im Jahr drehen können und die den Rest der Zeit als Ausstellungsräume dienen. Dann könnte man noch viel mehr Requisiten unterbringen und die Leserinnen und Leser könnten sich in der Welt bewegen, in der auch real gedreht wird. Daran arbeiten wir.

Über das Museum hatte zunächst die "Nordwest-Zeitung" berichtet. Es sei ein Gemeinschaftsprojekt von Kurverwaltung, Schiwago-Film, Kunstschule Norden und Immobilienfirma Engels & Völkers. Diese stellte dafür eine Dreizimmerwohnung zur Verfügung, die Kunstschule richtete dort die Ausstellung ein.

Das Museum im Dörper Weg 8 in Norddeich, einem Stadtteil von Norden, ist laut "Nordwest-Zeitung" für vier Monate werktags von 11 bis 12 und von 15 bis 16 Uhr geöffnet. Um 11 Uhr und 15 Uhr finden Führungen statt. Buchung bei der Tourist-Information. Der Eintritt beträgt 2,50 Euro und geht an das Hospiz am Meer.

Mehr zum Autor:

Klaus-Peter Wolf (seine Website), 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden – und schreibt mit seinen Ostfriesenkrimis um Kommissarin Ann Kathrin Klaasen einen Bestseller nach dem anderen. Ebenso erfolgreich ist er mit der Spin-off-Trilogie "Rupert Undercover".

In unseren Jahrescharts 2021 Belletristik (TB) belegte er mit "Ostfriesenzorn" (Fischer Tb.; ET: Februar 2021; 15. Fall für Ann Kathrin Klaasen) Platz 4 und mit "Rupert undercover 2 – Ostfriesische Jagd" (Fischer Tb.; ET: Juni 2021) Platz 17. Die Folgebände waren dieses Jahr in unseren Wochencharts (Börsenblatt online: Klaus-Peter Wolf entert mit "Ostfriesensturm" den Thron). Für den 31. Januar 2023 wird der 17. Fall für Ann Kathrin Klaasen angekündigt: "Ostfriesengier" (Fischer Tb.).

Die TV-Verfilmungen seiner Ostfriesenkrimis laufen im ZDF.