Ihre Ostfriesenkrimis wurden bisher sechs Millionen Mal verkauft. Der S. Fischer Verlag ist begeistert, von der fantastischen Leserbindung, die Sie unermüdlich herstellen. Wie machen Sie das?
Ich schreibe nicht für mich oder für meinen alten Deutschlehrer, ich schreibe ausschließlich für meine Leser. Meine Fans tragen mich, ihre Flüsterpropaganda hat mich im ganzen Land bekannt gemacht. Vor drei Wochen hatten meine Frau, die Kinderbuchautorin und Kinderliedermacherin Bettina Göschl, und ich eine Signierstunde zu der 1.200 Leute kamen. Ich genieße es.
Wird Ihnen das nicht auch mal zu viel?
Sehr selten. Beim Zahnarzt vielleicht. Wenn ich in Norden ins Café ten Cate gehe, habe ich meine Autogrammkarten selbstverständlich dabei. Ich liebe meine Leser und sie lieben mich zurück.
"Früher hätte man solche Nestbeschmutzer bei Nebel ins Watt gejagt", hieß es kürzlich über Sie in einem Kommentar einer Zeitung an Ihrem Wohnort Norden. Ist vielleicht anderen der Trubel zu viel?
Die Tourismusmanager sind überglücklich, weil die Ostfriesenkrimis Norden und die ganze Region bekannt gemacht haben. Aber ich polarisiere natürlich, die einen sind begeistert, die anderen hassen was ich tue. In der Regel perlt Kritik an mir ab, aber in diesem Fall habe ich Strafanzeige erstattet. Die Ostfriesen wissen, was passiert, wenn jemand bei Nebel ins Watt geht… Der PEN-Club hat meine Entscheidung übrigens ausdrücklich begrüßt.
Am 20. Februar 2020 erscheint mit "Ostfriesenhölle" Band 14 der Ostfriesenkrimi-Reihe. Ihre Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen ist dann 16 Jahre im Amt. Wie lange noch?
Wenn ich hier erzählen würde, dass Ann Kathrin Klaasen aufhört und die Reihe beendet ist, würde es wohl einen Shitstorm geben. Einen kleinen Vorgeschmack darauf hatte ich schon, als ich den Chef der Mordkommission Ubbo Heide in den Ruhestand geschickt habe. Das hat den Lesern nicht gefallen und ich habe ihn wieder zurückgeholt.
Sie gelten als "König des Taschenbuchs". Zumindest der Buchhandel würde sich über ein Hardcover von Ihnen freuen.
Mir sind meine Leser wichtiger. Die sagen mir: "Klaus-Peter, wir finden es schön, dass du deine Bücher jetzt nicht teuer machst."
"… driftet Wolf auch immer wieder ins Platte und Alberne ab", schreibt ein Rezensent auf Crimicouch.de. Ärgern Sie sich über schlechte Kritiken? Oder darüber, dass Sie im Feuilleton faktisch nicht vorkommen?
Das macht mir nichts aus. Inzwischen ist es für die Literaturkritik ja auch peinlicher als für mich. Wollen die mich jetzt nach so langer Zeit entdecken? Vielleicht müsste ich mir eher Sorgen machen, wenn sie mich finden. Mein Lieblingsbeispiel ist Johannes Mario Simmel, den ich sehr verehrt habe. Ich stand morgens in der Schlange, wenn ein neuer Roman von ihm erschien, in den Feuilletons, die ich las, fand er nicht statt. Noch schlimmer war, wenn sie auf ihn losgegangen sind. Die besten Kritiker sind meine Leser. Übrigens gibt es auch Literaturkritiker, die mein Werk von Anfang an begleitet haben.
Erst schreiben Sie Ihre Bücher mit Füller in eine Kladde, dann wird diktiert. Warum?
Das Sprechen ist ein zweiter Arbeitsgang. Sätze hören sich stumm gelesen oft gut an, laut gelesen funktioniert dann aber oft etwas nicht. In diesem zweiten Arbeitsgang verändere ich noch einiges. Ich höre manchmal, meine Bücher würden sich lesen, als würde man in der Kneipe eine Geschichte erzählt bekommen. Das nehme ich als Kompliment.
Und dann lesen Sie alles noch einmal im Tonstudio: Ihre Ostfriesenkrimis, die gemeinsamen Arbeiten mit Bettina Göschl und auch die Kinderbücher und -lieder Ihrer Frau erscheinen in hohen Auflagen bei Jumbo Medien in Hamburg.
Ich liebe diese Arbeit mit meinem Regisseur, dem Jumbo-Verleger Ulrich Maske! Auf diesem Wege lerne ich meine Figuren noch einmal genauer kennen. Es wurde am Anfang oft belächelt, dass ich die Hörfassung nicht einem Schauspieler überlasse, sondern selber lese. Wir haben es versucht… Man muss sagen, die Fans wollen die Stimme des Autors, der seine eigenen Figuren interpretiert. Klar könnten andere das besser. Ich habe zwar 150 Stunden Fernsehen gemacht, aber ich bin kein Sprecher oder Schauspieler.
Geldsorgen sind für Sie spätestens seit den Ostfriesenkrimis kein Thema mehr. Das war nicht immer so…
Ich habe mit 26 einen Verlag gegen die Wand gefahren und hatte 2,7 Millionen D-Mark schulden. Allein die Zinsen waren kaum zu bezahlen. Heute geht es mir finanziell gut und ich versuche, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben,
zum Beispiel bin ich Schirmherr für ein Hospiz am Meer. Mein Lebensstil hat sich nicht groß verändert. Was mir wirklich etwas bedeutet ist: Das Geld hat mich frei gemacht. Erst seit ungefähr zehn Jahren bin ich wirklich ein freier Schriftsteller. Niemand redet mir mehr rein.
Wie viele Lesungen absolvieren Sie pro Jahr? Wie profitiert der Buchhandel?
Zusammen mit meiner Frau absolviere ich pro Jahr gut 150 literarisch-musikalische Abende. Ich lese, Bettina Göschl singt Krimilieder. Ich liebe diese Veranstaltungen und freue mich auf jede einzelne! In der Regel sind Buchhandlungen die Organisatoren und Gastgeber, und wie man hört, ist es für sie sehr lohnenswert. Wir sitzen gerade am Terminplan für den Herbst 2020.
Welche Bücher lesen Sie selbst gern? Wer sind Ihre Lieblingsautoren?
Ich lese ständig. Gerade habe ich die halbe Nacht "Nennen wir dich doch Piepmatz" gelesen, ein Bilderbuch aus dem Jumbo Verlag, in dem ein junger Vogel sein Gedächtnis verliert. Zauberhaft! Genau wie meine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen liebe ich Kinder- und Bilderbücher. Da ist oft so viel Poesie drin. Natürlich lese ich auch Kriminalromane, zuletzt "Wolfsspiel" von Christian Jaschinski (Gmeiner Verlag).
Und zum Schluss: Wofür steht Ihr Zopf? Wann kommt er ab?
Den haben mir meine Töchter geflochten, als ich vor ewig langer Zeit an einem Piratenbuch arbeitete. Als ich zum Friseur wollte, sagte meine Tochter Maxi den bemerkenswerten Satz: "Du kannst dir doch nicht meinen Zopf abschneiden lassen!" Jetzt dürfte ich das wohl, aber er ist mein Markenzeichen geworden und bleibt dran.
DATEN UND FAKTEN
• Aktuelle Titel: "Ostfriesennacht", Band 13 der Ostfriesenkrimi-Reihe, und "Todesspiel im Hafen", Band 3 und Finale der Dr. Sommerfeldt-Trilogie; außerdem erschien am 15. März "Mein Ostfriesland", ein Buch von Klaus-Peter
Wolf über seine Wahlheimat mit Beiträgen über, von und mit den realen Figuren seiner Romane, herausgegeben von Holger Bloem.
• Planung: Am 20. Februar 2020 erscheint Band 14 der Ostfriesenkrimi-Reihe, "Ostfriesenhölle"; im Juni 2020 kommt ein neuer Standalone.
• Verkaufte Exemplare: Von den Ostfriesenkrimis wurden bisher sechs Millionen Exemplare verkauft; neun Bände stiegen von 0 auf 1 in die Bestsellerliste ein.
• Hörbuch: 55 Titel von Klaus-Peter Wolf sind bei Jumbo Medien erschienen, darunter die Nordseedetektive-Reihe, die Wolf zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl schreibt (bisher 120.000 verkauftet Exemplare).
• TV: Mehrere Ostfriesenkrimis wurden – in enger Zusammenarbeit mit dem Autor – für das Fernsehen verfilmt; sie laufen zur Primetime im ZDF.
• Marketing: Regelmäßig umfangreiche Bestseller-Kampagnen mit POS-Material; Online- und Social-Media-Kampagne, lokale Anzeigenschaltung, Kooperation mit der Tourismuszentrale Norden-Norddeich und
Weser-Ems-Bus, Pressearbeit / Kommunikation über Autorenfigur