FAZ-Lesetipp

"Warum man rechte Verlage auf der Buchmesse aushalten muss"

27. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Ihre Forderung, rechte Verlage von der Buchmesse auszuladen, korrigieren Saba-Nur Cheema und Meron Mendel. Kritik gibt es dennoch. Den Grund erläutern sie in einem lesenswerten Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.  

Die Freude auf die Frankfurter Buchmesse währte für die Autor*innen des FAZ-Artikels, Saba-Nur Cheema, Antirassismus-Trainerin und Beraterin des Bundesinnenministeriums zum Thema Muslimfeindlichkeit, und Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, in diesem Jahr nur kurz. Zu groß war der Ärger über den prominenten Platz, den der Jungeuropa-Verlag auf der Frankfurter Buchmesse zugewiesen bekommen hat.

In ihrem sehr lesenswerten Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27. Oktober erinnern sie an die Messeerfahrungen des Jahres 2017. Damals war der Stand der Bildungsstätte Anne Frank nur wenige Meter neben Antaios platziert und damit waren häufig bekannte Gesichter der neurechten und rechtsradikalen Szene in unmittelbarer Nähe zu Cheema, Mendel und ihren Kolleg*innen. Während sie sich an Gespräche mit unbelehrbaren Rechtsgesinnten mit einem Schmunzeln erinnerten, waren die Besucher vom Nachbarstand aggressiver, erinnern sie sich. „Kollegen wurden teilweise eingeschüchtert und auch bedroht, endlose aufgezwungene Gespräche sollten uns erschöpfen und auslaugen.“

Dann weisen die Autor*innen auf das Argument der Frankfurter Buchmesse und Messedirektor Juergen Boos hin: Man muss die Meinungen oder die Präsenz von Menschen aushalten, die man nicht gerne hier hätte.

„Das ist richtig und ein demokratisches Prinzip - dass auch diejenigen, die gegen Meinungsfreiheit sind, vom Recht der Meinungsfreiheit Gebrauch machen können“, schreiben Cheema und Mendel. „Obwohl wir vorige Woche für den Ausschluss der rechten Verlage eintraten, ist uns heute umso klarer, was unter anderem in Anbetracht der juristischen Einschätzungen dagegen spricht - auch wenn der Ausschluss von Rechtsextremen auf den ersten Blick wirksamer und sympathischer erscheint.“

Deutliche Kritik üben sie aber an der Platzierung des rechten Verlags in diesem Jahr. Während man 2018 einen „eleganten Weg“ gefunden habe, alle rechten Verlage weitab vom Schuss zu platzieren, habe man sie in diesem Jahr prominent platziert.

Außerdem bemängelten sie die Boykott-Aktion von Autor*innen und Aktivist*innen, die die Aufmerksamkeit für den Verlag steigerten „Statt mehr Repräsentanz von Gegenstimmen zu erreichen, hat man mit dem Boykott ein Eigentor geschossen. Eine wehrhafte Demokratie garantiere Meinungsfreiheit und bezieht gegenüber Gegnern zugleich klar Position.“

Zuletzt weisen Saba-Nur Cheema und Meron Mendel am Beispiel Erika Steinbach noch auf die Gefahr hin, die von der Symbiose von rechten Intellektuellen und klassischen Neonazis ausgeht.

Der gesamte, sehr differenzierte und lesenswerte Artikel kann im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27. Oktober gelesen werden. Online ist der Artikel hinter einer Bezahlschranke hier zu lesen: Meinungsfreiheit: Auch rechte Verlage sind auf der Buchmesse (faz.net)