Gründer des Eichborn Verlags

Vito von Eichborn ist tot

8. März 2023
Redaktion Börsenblatt

Der Verleger Vito von Eichborn ist am 6. März in Malente im Alter von 79 Jahren gestorben, wie zunächst der NDR unter Bezug auf die Familie von Eichborns meldete.

Vito von Eichborn

Vito von Eichborn, geboren am 7. Dezember 1943 in Hundisburg / Magdeburg, arbeitete nach einem Volontariat beim "Göttinger Tageblatt" (1968–70) als Journalist, verschwand 1971/72 nach Barcelona und war dann von 1973 bis 1980 Lektor des Fischer Taschenbuch Verlags in Frankfurt am Main (initiierte dort die Reihe "Mein Lesebuch", mit Fichte, Böll, von der Grün, Andersch, Kempowski u.a.). 1980 gründete er zusammen mit Matthias Kierzek (Druckerei Fuldaer Verlagsanstalt / FVA) den Eichborn Verlag. "Der Verlag wuchs schnell. Eher schwer verkäufliche Literatur und Sachbücher aller Art wurden aus Erlösen des bestsellerträchtigen Humor- und Geschenkbuch-Programms finanziert. Das Spektrum reichte von lateinamerikanischen Autoren und der Werkausgabe Richard Brautigans über die ersten Bestseller 'Tante Linas Kriegskochbuch' (...), 'Domenica' und Joschka Fischers 'Umbau der Industriegesellschaft' bis zu 'Richard von Weizsäcker im Gespräch'", schrieb von Eichborn auf der Website seines späteren Verlags Vitolibro (dort wird inzwischen ebenfalls der Tod des Verlegers am 6. März bekannt gegeben) – und natürlich dem "Kleinen Arschloch".

1989 übernahm Vito von Eichborn die von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene Reihe "Die Andere Bibliothek" des Greno-Verlags, das finanzierte er mit den Erlösen von Walter Moers "Das kleine Arschloch". 1994 verkaufte er seine Verlagshälfte an Matthias Kierzek wegen strategischer Differenzen und um seine hohen privaten Schulden zu tilgen.

Zunächst blieb von Eichborn noch im Verlag und arbeitete als Berater und Betreuer des Werks von Walter Moers. 1997 folgte dann der Ausstieg und er trat als Geschäftsführer beim Rotbuch Verlag und bei der Europäischen Verlagsanstalt an. Im Mai 1999 kaufte er den Europa Verlag für die Senator Entertainment AG aus Berlin und verlegte den Sitz des Verlages nach Hamburg. Besonders erfolgreich wurde seine Werkausgabe von Noam Chomsky. 2004 ging Senator konkurs, ein Jahr später der Verlag, so von Eichborn auf der Vitolibro-Website. "Die Andere Bibliothek" hat 2012 beim Aufbau Verlag eine Heimat gefunden und der Eichborn Verlag ist seit 2011 ein Imprint von Bastei Lübbe.

Vito von Eichborn war seit 2005 selbständig als Publizist tätig, zudem als Herausgeber, Lektor, literarischer Agent und Autor. Auch für das Börsenblatt schrieb er Kolumnen. Er lebte seit 2007 in Timmdorf (Gemeinde Malente) und gründete – in den zwei Jahren dazwischen, in denen er auf Mallorca lebte (2010 bis 2012) –  den Verlag Vitolibro. Dort veröffentlichte er zunächst "zu Unrecht vergriffene Bücher". Seit 2016 bestand der Schwerpunkt des Verlags aus norddeutschen Regionalia.