Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb trauert

Verlegerin Maria Müller-Sommer ist tot

29. August 2023
Redaktion Börsenblatt

Am 27. August ist Maria Müller-Sommer, die Senior-Chefin und Gesellschafterin der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH in Berlin, im Alter von 101 Jahren gestorben.

Maria Müller-Sommer

"Günter Grass, Christa und Gerhard Wolf, George Tabori, deren Werke sie mit Leidenschaft und Liebe vertrat, gingen ihr voraus. In ihren letzten Stunden hörte sie Mozart", schreibt das Team des Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs in einer Trauernotiz zum Tod von Maria Müller-Sommer. "Wir sind traurig, dass so viele Jahre des gemeinsamen Denkens, Arbeitens und Lebens vorüber sind." 

Und weiter: "Wir sind glücklich, dass wir sie bis zuletzt unter dem Dach des Verlages bei uns haben und für sie sorgen konnten und sie uns an ihrer Lebensklugheit teilnehmen ließ. Ihre Disziplin, vor allem ihre große Menschenliebe haben uns begleitet und beeindruckt. Sie war uns – auch in unsicheren Zeiten – ein Fels in der Brandung." Sie sei, wie Peter von Becker anlässlich ihres 100. Geburtstages schrieb, "der Esprit des Jahrhunderts". Das Verlagsteam schließt: "In unseren Herzen wird sie dies bleiben – Fels und Esprit."

Maria Müller-Sommer wurde am 4. Mai 1922 in Berlin geboren. Sie studierte dort Theaterwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte – mit einer Arbeit zur Zensur in der Berliner Theaterlandschaft promovierte sie 1945. Ein Jahr später begann sie als Dramaturgin bei der 1931 gegründeten Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH. Sie kaufte Anteile des Verlags, wurde 1950 alleinige Geschäftsführende Gesellschafterin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (1990), den Verdienstorden des Landes Berlin (2002) und die Ernst-Reuter-Plakette (2017) (Quelle: Wikipedia).

"Eine der großen Verlegerpersönlichkeiten unserer Zeit"

"Mit Maria Sommer verlieren wir eine der großen Verlegerpersönlichkeiten unserer Zeit", trauert Moritz Staemmler im Namen des Vorstands, der Geschäftsstelle und der Mitglieder des Verbands Deutscher Bühnen- und Medienverlage (VDB) in einem separaten Nachruf. Sie habe die Theater- und Medienwelt über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. "Dabei war sie stets vertrauensvoll und integer, hat auf Augenhöhe agiert und die unschätzbare Fähigkeit besessen, sich auch auf die Argumente des Gegenübers einzulassen und Kompromisse eingehen zu können. Sie wird uns fehlen."

Neben der Arbeit für ihre Autorinnen und Autoren sei Maria Müller-Sommer auch immer ihr Engagement in den Gremien verschiedener Verbände wichtig gewesen, in denen sie sich stets für die Rechte der Urheberinnen und Urheber eingesetzt habe. So war sie 1956 Gründungsmitglied und im Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft, war 25 Jahre lang Verwaltungsratsvorsitzende der Verwertungsgesellschaft WORT und bis zuletzt deren Ehrenpräsidentin, vertrat als Vizepräsidentin des Zentrums Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts dieses Zentrum im Exekutivkomitee in Paris und leitete im Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage jahrzehntelang die Verhandlungen mit dem Bühnenverein und den Rundfunkanstalten zur Weiterentwicklung der Vertragsbedingungen der Autorinnen und Autoren und Verlage, würdigt der VDB ihre Verdienste. Unter ihrer Leitung sei unter anderem das über Jahrzehnte geltende Regelwerk "Regelsammlung" als Grundlage für Vergütungen von Bühnenaufführungen und Sendungen im Hörfunk und Fernsehen entwickelt worden.