Ukraine

Ukrainischer Kinderbuchautor Volodymyr Vakulenko ermordet

29. November 2022
Redaktion Börsenblatt

Seit der Besetzung des Gebiets Charkiw im Frühjahr wurde der ukrainische Kinderbuchautor Volodymyr Vakulenko vermisst. DNA-Tests nach der Entdeckung eines Massengrabs im Zuge der Befreiung bestätigten, dass es sich bei einer der 400 Leichen um den Schriftsteller handelt.

Das Massengrab mit mehr als 400 Menschen wurde Anfang September durch ukrainische Truppen in der Stadt Izium entdeckt. Bei den anschließenden Beerdigungen führte der örtliche Bestattungsdienst ein Tagebuch mit Informationen über die Opfer, das den Journalisten von Suspilne, der Öffentliche Rundfunk der Ukraine, überreicht wurde. Ein Foto und ein anschließender DNA-Test zeigte, dass es sich bei einem der Opfer um den Schriftsteller Volodymyr Vakulenko handelte. Davon berichtet das ukrainische Nachrichtenportal Prava.

Vakulenko war ein Kinderbuchautor, Dichter und Träger zahlreicher Literaturpreise und war für sein gesellschaftliches Engagement bekannt. Mit der „Gegenliteratur“ hatte er sein eigenes Genre geschaffen, in dem sich Postmoderne, Neoklassizismus und Absurdismus vermischen. Er verschwand im März 2022 gemeinsam mit seinem Sohn aus seinem Haus im Dorf Kapitolivka in der Nähe von Izium im Gebiet Charkiw. Die Eltern des Schriftstellers suchte mehr als ein halbes Jahr lang nach ihrem Sohn – nun wurde er von russischen Besatzern gekidnappt und ermordet.

Volodymyr Valkulenko war seit März vermisst

Im April berichtete auch der PEN America vom Verschwinden Vakulenkos und seines Sohnes Vitalii. Er nannte die Entführung „entsetzlich und ungerecht“ forderte damals seine sofortige Freilassung und eine Untersuchung der Umstände seiner Entführung.

"Die russischen Besatzungstruppen bestrafen Vakulenko dafür, dass er im Rahmen seines Rechts auf Selbstdarstellung gehandelt hat; dass sie auch seinen Sohn entführen, ist unbeschreiblich erschütternd“, so Polina Sadowskaja, Direktorin der Eurasien-Programme bei PEN America im April 2022. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Ermittlungen zu Vakulenkos Verschwinden fortgesetzt werden. Die Risiken, denen Schriftsteller in der Ukraine ausgesetzt sind, sind unermesslich, und es müssen alle möglichen Schritte unternommen werden, um sie zu schützen und ihre Rechte zu verteidigen."

Seine Ex-Frau Iryna Novitska vermutete damals, dass die russischen Besatzungstruppen Vakulenko wegen seiner pro-ukrainischen Aktivitäten ins Visier genommen hatten. Der Schriftsteller nahm unter anderem an der Maidan-Revolution teil und meldete sich in der Vergangenheit freiwillig für die ukrainische Armee.