Außerdem bemängelt Kämmerlings die Debattenmüdigkeit – vor allem die der Autoren. „Dass ein monatelanger Ausnahmezustand keine lautstarken Wortmeldungen prominenter Schriftsteller provoziert, wäre früher undenkbar gewesen“. Kämmerlings hat die Proteste gegen die Schließung von Buchhandlungen vermisst. „Zu Zeiten von Frisch, Peter Weiss und dem jungen Walser“ hätte es das nicht gegeben, meint er.
„Der Literaturbetrieb im 20. Jahrhundert war durch und durch international – die Intellektuellenszenen … waren eng miteinander vernetzt.“ Heute habe man für jedes Land einen Fachmann. „Zugleich nimmt man Debatten selbst in den Nachbarländern nicht mehr zur Kenntnis. Unsere Probleme vom Klimawandel über den Rechtspopulismus bis zur Pandemie sind global, aber die Literaturszenen bleiben hübsch getrennt.“
Was Richard Kämmerlings noch zur Debattenmüdigkeit der Verlage, Autoren und Literaturkritik sowie zur „Provinzialisierung“ zu sagen hat, können Sie im Artikel "Das Ende der Literatur" in der „Welt am Sonntag“ vom 21. Juni (Nr. 25) auf Seite 49 nachlesen.
Debattenmüdigkeit, Verlegerinnenkarrussel und Provinzialisierung: Was sagen Sie? Könnte die Buchbranche wieder einen Hauch der Debattenkultur des 20. Jahrhunderts ertragen oder hat sich die Debatte einfach ins Netz verschoben?