Über Milan Kunderas Tod berichtete eine Sprecherin der Milan-Kundera-Bibliothek in Brünn am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
"Milan Kunderas Werk zeigt den Menschen in seiner Schönheit und in seinem Schrecken. Die Literatur des 20. Jahrhunderts wäre unvollständig ohne ihn", so sein deutscher Verleger Jo Lendle.
Milan Kundera wurde am 1. April 1929 im tschechischen Brünn in eine kunstbegabte Familie hineingeboren. Schon früh lernte er das Klavierspielen und noch als Schüler übersetzte er Gedichte des russischen Dichters Wladimir Majakowski. Seine ersten eigenen Dichtungen veröffentlichte er 1946.
Nach dem zweiten Weltkrieg war Kundera Arbeiter und Jazzmusik und studierte Musik und Literatur an der Prager Karls-Universität und später Regie und Drehbuch an der Prager Filmakademie.
Nach dem Studium arbeitete er als Dozent für Weltliteratur. Sein Debüt-Gedichtband "Der Mensch: Ein weiter Garten" erschien 1953 – dort setzte er sich, aus einer überzeugten kommunistischen Grundperspektive heraus, kritisch mit dem Sozialistischen Realismus auseinander. Erst Ende der 1960er Jahre entfernte sich Kundera von der Politik und legte einen Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Beziehungen.
In seinen späteren Lebensjahren beschloss Kundera Werke aus dieser Zeit nicht mehr übersetzen oder publizieren zu lassen – weil er damals angepasst war.
In den 1960er Jahren folgten unter anderem mit dem Roman "Der Scherz" und dem "Buch der lächerlichen Liebe" schließlich Geschichten, in denen er seiner wachsenden Kritik an den Verhältnissen in der kommunistischen Tschechoslowakei Ausdruck verlieh, in dem er Kritik am Regime mit den Konflikten des Einzelnen verband.
Nach dem Prager Frühling rechnete Milan Kundera mit seiner kommunistischen Vergangenheit ab, seine Lehrtätigkeit wurde beendet und seine Bücher aus Bibliotheken entfernt. Er wurde zur Persona non grata im tschechischen Kulturbetrieb.
1975 erhielt Kundera einen Lehrauftrag an der Universität Rennes. Ab dann lebte er in Frankreich. Durch das Erscheinen von ""Das Buch vom Lachen und Vergessen" aus dem Jahr 1978 entzog man Kunderas tschechische Staatsbürgerschaft, woraufhin er 1981 die französische annahm.
1984 erschien schließlich mit "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" sein bekanntester Roman der in international bekannt machte.
Mit "Die Langsamkeit" und "Die Unsterblichkeit" erschienen die ersten Romane in französischer Sprache Kunderas.
Für sein Schaffen wurde Kundera vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und dem Staatspreis für Literatur der Tschechischen Republik. 2023 wurde er mit der Milan-Kundera-Bibliothek in seinem Geburtsort Brünn geehrt. Am 11. Juli starb Milan Kundera im Alter von 94 Jahren.
Auf Deutsch erscheint sein Werk bei Hanser und Fischer.