Simbabwe war schon immer ein gewalttätiger und repressiver Staat. […] Der neue Nationalstaat, entstanden durch einen brutalen Freiheitskampf, in dem von beiden Seiten Gräueltaten verübt
wurden, war ebenso gewalttätig.
(Aus der Friedenspreisrede von Tsitsi Dangarembga)
Tsitsi Dangarembga, geboren am 14. Februar 1959 in Mutoko im Nordosten des heutigen Simbabwe, ist zweimal für längere Zeit aus ihrem Heimatland weggegangen, einmal als Kind mit ihren Eltern nach England, das andere Mal als junger Mensch nach Berlin, um dort Filmwissenschaften zu studieren.
Aus England kehrt die Familie 1965 zurück ins damalige Südrhodesien, das kurz vor der Unabhängigkeit steht, initiiert durch die dort lebende weiße Elite. Tsitsi bringt die Sprache – Englisch – und die Liebe zur Literatur mit. Aus dieser Leidenschaft entsteht 1984 ihr Roman "Nervous Conditions" (dt. "Aufbrechen", übersetzt von Ilija Trojanow), der erste Teil ihrer autobiografisch geprägten Tambudzai-Trilogie, der 1988 in Großbritannien veröffentlicht wird.
In Berlin lernt sie ab 1989 in Theorie und Praxis alles über die Produktion von Filmen. Noch in Deutschland dreht sie erste Dokumentationen, unter anderem über eine jahrhundertalte Speckstein-Skulptur des Zimbabwe Birds, die sich bis 2000 im Ethnologischen Museum in Dahlem befindet und dann als Dauerleihgabe zurückgegeben wird.
Zurück in Simbabwe produziert sie mit ihrem deutschen Ehemann Olaf Koschke durch die 1992 gemeinsam gegründete Filmgesellschaft Nyerai Films Dokumentar- und Spielfilme, die sich mit der Gegenwart des Landes beschäftigen. Sie führt Regie, schreibt Drehbücher, arbeitet als Produzentin. Mit dem Institute of Creative Arts for Progress in Africa bilden beide zudem seit Jahren interessierte Frauen in der Filmarbeit aus und veröffentlichen Sammlungen von Kurzgeschichten heimischer Schriftsteller:innen.
Währenddessen schreibt sie mit "The Book of Not" (2006, dt. "Verleugnen", 2022) und "This Mournable Body" (2018, dt. "Überleben", 2021) die beiden weiteren Teile ihrer Trilogie, die Anette Grube ins Deutsche übersetzt. Für ihre Filme und Romane, aber auch für ihren Einsatz für Frieden und Freiheit erhält sie zahlreiche Nominierungen und Preise, wie 2021 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.