Wie hätten Sie’s denn gern? Statt „Breaking Bad“ und „True Detective“ vielleicht mal ein Deep-Talk in Spielfilmlänge mit Dietmar Dath über seine bisher mehr als 40 erschienen Bücher? Oder dem mit „Der Zauberer“ auf Thomas Manns Spuren wandelnden Iren Colm Tóibín zusehen, der auf Einladung des Goethe-Instituts Toronto seine US-Kollegin Susan Bernofsky fragt, wie, bitte, sie Thomas Manns „Zauberberg“ ins Englische übersetzt? Eine hochpolitische Diskussion über die Systemrelevanz von Literatur in Corona-Zeiten aus dem Literaturforum im Brecht-Haus? Oder doch lieber sich selbst und die lieben Kleinen mit Saša Stanišić und „Hey, hey, hey, Taxi!“ bespaßen?
Möglich wird das Ganze auf der Plattform literaturkanal.tv, die das Literaturhaus Berlin gerade freigeschaltet hat. In der Fasanenstraße nennen sie das Angebot augenzwinkernd, aber nicht ohne Hintergedanken, das „Netflix für Literatur“ und werben mit dem Slogan „Wir kümmern uns ums Programm. Sie sich ums Popcorn.“
Die Idee ist, wenn man so will, Corona geschuldet. Während Literatursendungen in Fernsehen und Hörfunk gefühlt auf dem Rückzug sind, haben sich Literaturveranstalter in den letzten zwei Jahren digital enorm professionalisiert – und das nicht nur deutschland-, sondern weltweit. Auch am Literaturhaus Berlin, wo man den eigenen Youtube-Kanal vor der Pandemie eher vom Hörensagen kannte, war die Lernkurve steil: Man investierte in Technik und zog, der Not gehorchend, qualitativ hochwertige und spannende Digitalprogramme auf. So konnten Autorinnen und Autoren immerhin weiter auftreten – die auf die Honorare dringend angewiesen sind. „Es sind in Corona-Zeiten so viele tolle Formate entstanden, die aber nur vereinzelt, lokal wahrgenommen werden“, sagt die Literaturhaus-Co-Chefin Janika Gelinek. „Warum muss man sich durch Tonnen von Youtube-Material wühlen, um die Perlen zu finden? Wieso das Digitale nicht ein Stück weiterdenken?“