Auszeichnung

Kirsten Fuchs erhält Sebald-Literaturpreis 2022

20. Juli 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Berliner Autorin Kirsten Fuchs hat beim diesjährigen W.-G.-Sebald-Literaturwettbewerb zum Thema "Erinnerung und Gedächtnis" mit ihrem Text "Sneaker" die Jury überzeugt. Erstmals wählte die Jury noch zwei weitere Titel aus.
 

Die Jury (Hans Jürgen Balmes (S. Fischer), Janika Gelinek (Literaturhaus Berlin), Heike Gfrereis (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Jo Lendle (Hanser) und Thomas Sparr (Suhrkamp)) benannte zum ersten Mal noch zwei weitere Titel als Shortlist: "Kurilensee" von Sophia Klink (München) und "Körper aus Wörtern" von Anja Kümmel (Berlin).

Das Motiv der zweiten Ausschreibung lautete diesmal "Natur und Zerstörung“, zu dem Autor:innen aus dem In- und Ausland einen unveröffentlichten deutschsprachigen Prosatext (Erzählung oder Auszug aus einem größeren Projekt) einreichen konnten. 325 Texte wurden eingereicht und der Jury anonymisiert vorgelegt. Wie bei der erstmaligen Vergabe des W.-G.-Sebald-Literaturpreises 2020 fällte die Jury ihre Entscheidung, ohne den Namen der Verfasserin zu kennen.

Die Auszeichnung von Kirsten Fuchs' "Sneaker" begründeten die Jurymitglieder wie folgt: "Die Jury zeichnet mit Sneaker einen Text aus, der das in Sebalds Werk zentrale Motiv der Zerstörung konsequent in die Zukunft überführt. In einer Welt, die durch Feuer und Stürme unbewohnbar geworden und in der die Quarantäne zum Dauerzustand geworden ist, bringt der unvermittelte Besuch einer Amsel dem Protagonisten das Verlorene zu Bewusstsein und erweckt in ihm den Wunsch, aus seinem rundum digital verwalteten Alltag in das unbekannte Draußen auszubrechen. Damit stellt der Text sprachlich pointiert, witzig und klug aus der Perspektive einer buchstäblich isolierten jugendlichen Hauptfigur die Frage, was es eigentlich heißt, sich der Wirklichkeit zu stellen, in welchem Verhältnis Sicherheit und Freiheit stehen, und wie es sich in einer Welt leben lässt, in der die Zerstörung irreversibel geworden ist."

Die Preisverleihung findet am 16. Juni 2023 in Sonthofen statt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Deutschen Sebald Gesellschaft zusammen mit den Städten Kempten/Allgäu und Sonthofen sowie der Gemeinde Wertach vergeben und würdigt die Auseinandersetzung mit Motiven, die im Lebenswerk des im Allgäu geborenen und in Großbritannien verstorbenen Schriftstellers W. G. Sebald zentral sind.