Maja Klaudat: Katzen empfinden rhythmische menschliche Stimmen als angenehm. Ganz egal, ob jemand langsam oder schnell, laut oder leise liest. Durch Gespräche mit den pädagogischen Mitarbeiter:innen wissen die Kinder, dass die Katzen sich in ihrem eigenen Tempo nähern möchten und nicht jede Katze sofort gestreichelt werden kann. Durch diese zurückhaltende Herangehensweise haben die Katzen die Möglichkeit, Vertrauen gegenüber Menschen zu fassen. Davon profitieren besonders zurückhaltende Katzen, die vielleicht schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und daher besonders schwere Vermittlungschancen haben. Da die Katzen außerhalb des Projekts nur selten mit Kindern in Berührung kommen, haben wir die Hoffnung, dass sich die Tiere nicht nur an unsere erwachsenen ehrenamtlichen Helfer:innen, sondern auch an Kinder gewöhnen. Dadurch steigen wiederum die Chancen zur Vermittlung in ein Für-immer-Zuhause in einer lieben Familie.
Die Kinder spenden uns das Wertvollste, was sie haben: Ihre Zeit. Da wir ein Tierschutzverein sind, der auf jegliche Art von Spenden angewiesen ist, ist uns diese Geste viel Wert. Auch für die Kinder hat das Katzenvorlesen große Vorteile. In erster Linie ist es für Kinder gedacht, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben oder sich beim Vorlesen – insbesondere vor Erwachsenen – unter Druck gesetzt fühlen. Wir bekommen regelmäßig positive Rückmeldungen von Kindern und Eltern. Die häufigste: "Das macht total Spaß!". Aber auch bei der Lesekompetenz ist eine Entwicklung erkennbar. Laut Eltern ist zu beobachten, dass sich die Kinder mehr für Bücher interessieren und selbstständig überlegen, aus welchem Buch sie den Katzen als nächstes vorlesen möchten. Besonders bei Kindern, die Lesen mit negativen Gefühlen verbinden, zeigt sich schnell, dass Spaß als neues Gefühl hinzukommt.