Studie zur Mediennutzung von Kleinkindern

Jedes vierte Kleinkind hängt täglich an Handy & Co.

29. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Knapp ein Viertel der Zwei- bis Fünfjährigen nutzen täglich smarte Geräte wie Handys, Tablets, Laptops oder Sprachassistenten. Trotz allem ist das Buch bei ihnen weiterhin das beliebteste Medium. Das zeigen erste Ergebnisse der Studie miniKIM 2023 über die Mediennutzung von Kleinkindern.

Die ersten Ergebnisse der Studie miniKIM 2023 über die Mediennutzung von Kleinkindern wurden am 26. April bei einem Fachkongress der Stiftung Digitale Chancen und der Stiftung Ravensburger Verlag in Berlin vorgestellt, teilt die Stiftung Ravensburger Verlag mit. Es ist eines der wichtigsten Themen für Eltern: 89 Prozent der Mütter und Väter in Deutschland interessiert der Umgang von Kindern mit Medien, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Dieses Thema steht damit an dritter Stelle nach Erziehung und Gesundheitsfragen.

Die Studie miniKIM 2023 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) hat genau das näher untersucht: Insgesamt wurden 600 Haupterziehende von 2- bis 5-Jährigen zur Mediennutzung ihrer Kinder befragt.

  • In diesem Alter nutzen 23 Prozent der Mädchen und Jungen bereits täglich mindestens ein Gerät mit Internetzugang wie Smartphones, Tablets, Laptops oder Sprachassistenten.
  • Nimmt man Mediatheken, Streaming-Dienste, Computerspiele oder Apps dazu, sind es 44 Prozent, die täglich digitale Angebote nutzen.

"Was die Medienausstattung der Haushalte betrifft, sind deutlich mehr Sprachassistenten zuhause verfügbar. Auch hat eine steigende Anzahl Familien ein Abo bei einem Pay-TV-Anbieter oder einem Streamingdienst", erklärt miniKIM-Studienleiter Thomas Rathgeb die Veränderungen seit der letzten Untersuchung aus dem Jahr 2020. Inzwischen haben vier von fünf Familien mit Kleinkindern ein Streaming-Abo.

Gegenüber 2020 hat auch der direkte Zugang der Kinder zu smarten Geräten zugenommen:

  • Mit einer Steigerung um 50 Prozent hat nun jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung, bei den Vorschulkindern (4–5 Jahre) sind es bereits 28 Prozent.
  • Ebenso ist der Zugang der Kinder zu einem Streaming-Abo von acht auf aktuell 13 Prozent angestiegen.
  • Jedes zehnte Kind im Alter von zwei bis fünf Jahren hat nach Angaben der Eltern bereits ein eigenes Handy oder Smartphone.

Laut Studienleiter Rathgeb haben Familien eine sehr umfangreiche Medienausstattung. Indem Eltern diese Medien zunehmend auch kleinen Kindern zugänglich machten, wachse aber auch deren Verantwortung, die Mediennutzung zu begleiten und altersgerecht zu gestalten.

Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Kindgerechte Zugänge zum Internet" der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) würden zeigen, dass auch jüngere Kinder sich mittels digitaler Medien mit Gleichaltrigen austauschen und gemeinsam spielen und lernen möchten. "Die aktuell verfügbare Angebotslandschaft kann dieses Bedürfnis jedoch nur teilweise erfüllen", sagt Sebastian Gutknecht, Direktor der BzKJ. "Deshalb haben wir in 2024 ein Förderprogramm für Angebote aufgelegt, die Kindern altersgerechte digitale Erfahrungen ermöglichen und Orientierung bieten."

Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen, die das Forschungsprojekt durchführt, unterstreicht das Kinderrecht auf freie Meinungsäußerung und gesellschaftliche Teilhabe: "Auch kleinere Kinder sollten Zugang zu digitaler Kommunikation und Interaktion haben und bei der Nutzung unterstützt werden, um ein gutes Aufwachsen mit Medien zu gewährleisten."

Gerätebesitz Kinder 2020 zu 2023:

  • Tablet: 14 Prozent ⇒ 21 Prozent
  • (Smart-)TV: 14 Prozent ⇒ 21 Prozent
  • Streaming-Abo: 8 Prozent ⇒ 13 Prozent
  • Handy/Smartphone: 4 Prozent ⇒ 10 Prozent
  • Sprachassistent: 3 Prozent ⇒ 8 Prozent

Mediennutzung 2023: tägliche Nutzung (Auswahl):

So sieht die Mediennutzung der 2–5-Jährigen laut mpfs-Studie aus:

  • Buch: 62 Prozent
  • Hörspiele / Hörbücher / Podcasts: 37 Prozent
  • Musik: 31 Prozent
  • Radio: 19 Prozent
  • Kostenpflichtige Streamingdienste: 21 Prozent
  • Videoportale: 19 Prozent
  • Mediatheken / Websites / Apps der TV-Sender: 15 Prozent
  • Fernsehen: 14 Prozent
  • Handy / Smartphone: 8 Prozent
  • Digitale Spiele: 4 Prozent

Die beliebteste Freizeitaktivität ist allerdings "Draußen spielen" (76 Prozent). 

Zum Fachkongress:

Kinder beim Aufwachsen in einer digitalen Gesellschaft zu begleiten und von klein auf zu fördern, ist eine Anforderung an die frühkindliche Bildung, mit der sich Politik und Wissenschaft ebenso auseinandersetzen wie pädagogische Fachkräfte in der Praxis vor Ort. In einem mehrjährigen Forschungs- und Praxisprojekt haben sich die Stiftung Ravensburger Verlag und die Stiftung Digitale Chancen mit der Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie befasst. Der Fachkongress "Frühkindliche Medienbildung" am 26. April 2024 in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin hat an die Projektergebnisse angeknüpft und stellte aktuelle Entwicklungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik vor.

Download: Erste Ergebnisse der miniKIM-Studie 2023