Nach Jasmina Kuhnke haben weitere Autor*innen ihre Buchmesse-Teilnahme abgesagt, darunter Annabelle Mandeng („Umwege sind auch Wege“, Eden Books), Nikeata Thompson („Schwarz auf weiß“, Heyne) und Influencer Riccardo Simonetti („Mama, ich bin schwul“, Goldmann). Und nicht nur den deutschen Feuilletons, sondern auch der „Washington Post“ ist die Diskussion um rechte Aussteller und den Boykott der Autor*innen einen größeren Artikel wert.
Die öffentliche Debatte dreht sich um die Freiheit des Wortes und Zensur, um Solidarität mit denen, die Rassismus erleben, aber auch um Privilegien: Autor Raul Krauthausen („Wie kann ich was bewegen?“, Edition Körber), der ebenfalls auf der ARD-Buchmessebühne lesen sollte und sich dem Boykott angeschlossen hat, schreibt dazu auf Twitter: „Ich weiß, dass ich privilegiert genug bin, trotz sichtbarer Behinderung auf der Frankfurter Buchmesse verhältnismäßig unbehelligt unterwegs zu sein. Dieses Privileg haben nicht alle, die aufgrund ihrer sichtbaren Existenz Angriffsziel der Neuen Rechten sind. Ich möchte und werde mein Buch nicht in einem Klima promoten, in dem Schwarze Frauen und People of Color ihre Teilnahme aufgrund der Gefahr von rechts absagen müssen.“
Zu den Autor*innen, die den Frankfurter Bühnen nun fernbleiben, gehört ebenso Evein Obulor, Herausgeberin der Anthologie „Schwarz wird großgeschrieben“. Die Entscheidung, auf eine Lesung zu verzichten, hat sie gemeinsam mit ihrem Verlag &Töchter getroffen: „Wir akzeptieren es nicht, dass Schwarze Menschen auf der Messe aufgrund der Anwesenheit rechtsextremer Verlage nicht sicher sind“, heißt es in einem Statement, das der Verlag über Instagram geteilt hat. Im Gespräch mit dem Börsenblatt betonen die Verlegerinnen am Messestand, sie würden sich wünschen, dass ein rechtsextremer Verlag nicht auf der Buchmesse sein dürfe: „Wir finden auch nicht, dass das Argument der Meinungsfreiheit hier zählt, weil Rassismus keine Meinung ist.”
Es geht nicht nur um Sicherheit vor direkter Gewalt. Rechte Hetzverlage und ihr Publikum sind in Frankfurt erfahrungsgemäß (!) übergriffig. Dem wäre mit klügerer Platzierung sowie öffentlich sichtbaren Strategien wie in Leipzig (Diskussionsoffensive, Besetzung der Themen durch aufklärerisch engagierte Bündnisse) zu begegnen.