Rechte Verlage auf der Frankfurter Buchmesse

“Ein Boykott ist nicht die einzig richtige Antwort”

22. Oktober 2021
Sabine Cronau und Charline Vorherr

Die Diskussion um den Auftritt rechter Verlage reißt nicht ab. Und rührt an das Selbstverständnis der Frankfurter Buchmesse. Das Echo einer Debatte, die Autorin Jasmina Kuhnke mit ihrer Messe-Absage angestoßen hat – und die nach den Messetagen in der Branche noch länger nachhallen dürfte. 

Die Frankfurter Buchmesse versteht sich als Bühne für gesellschaftliche Debatten – und rückt manchmal selbst ins Auge des Sturms, vor allem bei der Frage nach den Grenzen der Meinungsfreiheit.  

Warum dürfen rechte Verlage in den Frankfurter Messehallen ausstellen? Darüber wird seit Jahren immer wieder neu diskutiert und die Frankfurter Buchmesse bleibt ihrer Antwort dazu treu, die da lautet: Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, gerade für eine Buchmesse. Und die Grenze, ob sich ein Verlag mit seinem Programm auf dem Boden der Rechtsstaatlichkeit bewegt und in Frankfurt ausstellen darf, ziehen die Gerichte, nicht einzelne Akteure wie die Buchmesse – die zudem noch juristische Probleme bekommen könnte, wenn sie einzelne Verlage einfach ausschließt. 

Diese klare Haltung pro Meinungsfreiheit hat der Buchmesse in den vergangenen Jahren schon einige konfliktbeladene Situationen beschert: 

  • 2017 kam es auf der Buchmesse zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der rechten Szene und Gegendemonstranten. Messedirektor Juergen Boos wurde damals auf offener Bühne angefeindet – durch lautstarke Proteste von rechts. 

  • 2018 setzte Satiriker und EU-Politiker Martin Sonneborn („Die Partei“) den Szenen des Vorjahres eigene starke Bilder entgegen: Gegen eine Veranstaltung mit Björn Höcke protestierte er verkleidet als Hitler-Attentäter Stauffenberg. Kurz vorher hatte der Götz Kubitscheks neurechter Antaios Verlag mit einer angeblichen Verkaufsnachricht Schlagzeilen gemacht – ein Fake, der dafür sorgte, dass sich der Verlag unter vermeintlich neuer Flagge stolz an einem prominenten Messeplatz präsentieren konnte. 

  • 2021 bekommt die Diskussion um rechte Aussteller nun eine neue Dimension – durch die Perspektive einer Autorin, die sich von der Präsenz rechter Verlage ganz persönlich bedroht fühlt. Jasmina Kuhnke macht sich als „Quattromilf“ auf Twitter gegen Rassismus stark und ist dadurch massiven, auch sehr konkreten Anfeindungen ausgesetzt, die sie und ihre Familie schon zum Umzug gezwungen haben.  

Kuhnke hat jetzt bei Rowohlt ihren ersten Roman „Schwarzes Herz“ veröffentlicht, den sie als Überraschungsgast auf der ARD-Buchmessenacht vorstellen wollte. Als sie erfuhr, dass auch rechte Verlage wie der „Jungeuropa Verlag“ in Frankfurt ausstellen (und zwar in unmittelbarer Nähe zur ZDF-Bühne „Blaues Sofa“), sagte sie ihren Auftritt ab.  

Rassismus ist keine Meinung

Ihre lesenswerte und gerade mit Blick auf Jungeuropa-Verleger Philip Stein auch sehr detaillierte Begründung auf Twitter: Es sei absehbar, dass über den Verlag und Autor*innen hinaus auch weitere Rechtsextreme die Messe besuchen würden – was eine Gefahr für sie persönlich „unübersehbar gegenwärtig“ mache: „Von der persönlichen Betroffenheit abgesehen, empfinde ich es als untragbar, Nazis Raum zu bieten, sich darstellen zu dürfen“, schreibt Kuhnke: „Rassismus und Antisemitismus sind keine Meinung und das Argument der Meinungsfreiheit somit obsolet.“ Gleichzeitig erinnert sie Verleger*innen und nicht betroffene Autor*innen an ihre Mitverantwortung: „Ihr duldet, dass Nazis gemeinsam mit euch ausstellen.“ 

Diese Position teilen viele Unterstützer im Netz. Die Debatte beschert der Buchmesse in diesem Jahr eine Prominenz in den sozialen Medien, die sie sich wohl lieber mit anderen Themen gewünscht hätte: Der Hashtag #buchmesse kletterte zwischenzeitlich auf Platz 6 der Twitter-Charts. Unter der Begründung der Buchmesse, warum sie rechte Verlage in die Hallen lässt, finden sich allein auf Twitter mehr als 1.000 Kommentare. 

Autor*innen solidarisieren sich

Nach Jasmina Kuhnke haben weitere Autor*innen ihre Buchmesse-Teilnahme abgesagt, darunter Annabelle Mandeng („Umwege sind auch Wege“, Eden Books), Nikeata Thompson („Schwarz auf weiß“, Heyne) und Influencer Riccardo Simonetti („Mama, ich bin schwul“, Goldmann). Und nicht nur den deutschen Feuilletons, sondern auch der „Washington Post“ ist die Diskussion um rechte Aussteller und den Boykott der Autor*innen einen größeren Artikel wert. 

Die öffentliche Debatte dreht sich um die Freiheit des Wortes und Zensur, um Solidarität mit denen, die Rassismus erleben, aber auch um Privilegien: Autor Raul Krauthausen („Wie kann ich was bewegen?“, Edition Körber), der ebenfalls auf der ARD-Buchmessebühne lesen sollte und sich dem Boykott angeschlossen hat, schreibt dazu auf Twitter: „Ich weiß, dass ich privilegiert genug bin, trotz sichtbarer Behinderung auf der Frankfurter Buchmesse verhältnismäßig unbehelligt unterwegs zu sein. Dieses Privileg haben nicht alle, die aufgrund ihrer sichtbaren Existenz Angriffsziel der Neuen Rechten sind. Ich möchte und werde mein Buch nicht in einem Klima promoten, in dem Schwarze Frauen und People of Color ihre Teilnahme aufgrund der Gefahr von rechts absagen müssen.“ 

Zu den Autor*innen, die den Frankfurter Bühnen nun fernbleiben, gehört ebenso Evein Obulor, Herausgeberin der Anthologie „Schwarz wird großgeschrieben“. Die Entscheidung, auf eine Lesung zu verzichten, hat sie gemeinsam mit ihrem Verlag &Töchter getroffen: „Wir akzeptieren es nicht, dass Schwarze Menschen auf der Messe aufgrund der Anwesenheit rechtsextremer Verlage nicht sicher sind“, heißt es in einem Statement, das der Verlag über Instagram geteilt hat. Im Gespräch mit dem Börsenblatt betonen die Verlegerinnen am Messestand, sie würden sich wünschen, dass ein rechtsextremer Verlag nicht auf der Buchmesse sein dürfe: „Wir finden auch nicht, dass das Argument der Meinungsfreiheit hier zählt, weil Rassismus keine Meinung ist.” 

Gegen den Hass im Herzen der Buchmesse

Evein Obulor, Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt Heidelberg und Koordinatorin der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus, ergänzt: „In verschiedenen Statements haben die Frankfurter Buchmesse und der Börsenverein den Wert der Meinungsfreiheit betont. Ich sehe aber nicht, wie eine Gefährdung der Sicherheit von BIPoC durch die Präsenz rechtsextremer und rassistischer Akteur*innen an zentraler Stelle der Buchmesse zu einer Förderung der Meinungsfreiheit beitragen könnte.” Stattdessen nehme sie deren Präsenz als konkrete und ernstzunehmende Gefährdung wahr, die das Ziel ihres Buches, Schwarze Perspektiven in den Fokus zu rücken, auf der Messe unmöglich mache. 

Die Buchmesse müsse ihre Verantwortung gegenüber den eingeladenen Autor*innen wahrnehmen, fordert Obulor: “Nötig wäre, dass sie dazu alle zur Verfügung stehenden Mittel ergreift, Verlage von der Teilnahme auszuschließen, die rassistische, antisemitische und rechtsextreme Texte bewerben, die von bekennenden Rechtsradikalen geführt werden, und deren Verachtung der Meinungsfreiheit bekannt ist.” Meinungsfreiheit: Das bedeutet für Evein Obulor jedenfalls nicht, Rechtsextreme „glücklich“ zu machen (Verleger P. Stein bezüglich des Standorts seines Verlags auf der Messe) “und ihrem Hass im Herz der Buchmesse Raum zu geben.”  

Ich sehe nicht, wie eine Gefährdung der Sicherheit von BIPoC durch die Präsenz rechtsextremer Akteur*innen an zentraler Stelle der Buchmesse zu einer Förderung der Meinungsfreiheit beitragen könnte.

Evein Obulor

Ist ein Boykott überhaupt der richtige Weg?

Evein Obulor hat sich gegen einen Auftritt in Frankfurt entschieden. Aber ist ein Messeboykott tatsächlich der beste Weg, um den Konflikt um die Grenzen der Meinungsfreiheit zu lösen? Da gehen die Ansichten auseinander. Beispielsweise schreibt die “taz” in einem Kommentar, ein Boykott sei nicht die richtige Form der Solidarisierung: „Aus einem Grund, der banaler klingt, als er ist: weil man dann nicht auf der Messe ist. Man würde die dort gelebte Diversität verkleinern. Als 2017 die Präsenz neurechter Verlage schon einmal Thema war, gab es gute Diskussionen rund um die Initiative Verlage gegen rechts.“ 

Auch Autorin Jagoda Marinić, die am Messe-Donnerstag mit ihrem Schriftstellerkolleg*innen Matthias Politycki und Verlegerin Antje Kunstmann über das Thema “Schreiben & Cancel Culture” diskutierte, hält einen Buchmesse-Boykott wenig zielführend. Aus ihrer Sicht wäre es hilfreicher, die Gelegenheit für eine größere gesamtgesellschaftliche Debatte zu nutzen. Das Problem allein auf die Buchmesse abzuwälzen, greife zu kurz, meint die Autorin im Messegespräch mit dem Börsenblatt: „Es ist krass, dass es jedes Jahr nur auf der Buchmesse zu diesen extremen Ausschlussforderungen kommt. Warum wird nicht die bundesweite Rechtslage insgesamt diskutiert? Warum wird nicht grundsätzlicher hinterfragt, wie wir überhaupt mit den wachsenden extremen Kräften umgehen werden, die sich zunehmend institutionalisieren? Kann eine notwendige Debatte über wehrhafte Demokratie wirklich nur in dieser reflexhaften Weise geführt werden, statt kluge Strategien zu finden?“ 

Die Antwort ist m.E. nicht ein Boykott, sondern im Gegenteil: mehr Präsenz von BIPOC, Juden und Verbündeten, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen.

Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank

Ein Gegenrezept: Noch mehr Präsenz und Diversität!

Wenn Autor*innen jetzt aus berechtigen Gründen nicht zur Buchmesse kommen würden, sei das natürlich ihr gutes Recht, so Marinić: “Aber daraus zu schließen, dass alle anderen das Privileg hätten, nicht an Leib und Leb’ bedroht zu sein, ist eine merkwürdige Weiterentwicklung der Debatte.“ Ein Boykottaufruf suggeriere anderen bedrohten Autor*innen, wie sie sich zu verhalten hätten, dabei müssten auch diese über ihren Umgang mit der Situation frei entscheiden dürfen: „Es gibt viele Personen, die ebenso bedroht sind und den Boykott nicht als die einzig richtige Antwort empfinden. Sie möchten vielmehr die Messebühnen nutzen, um die Menschen von ihren Ideen zu überzeugen. Das sollten wir respektieren und wertschätzen - ebenso wie die Tatsache, dass es manche eben nicht können.“ 

Schade findet sie, dass durch die mediale Fokussierung auf diese Debatte „all den großartigen Büchern“ Öffentlichkeit fehlt, die nach zwei Jahren Corona endlich auf der Buchmesse zu sehen sind. „Wir hatten viele neue Bücher von Autorinnen mit Migrationsgeschichte, mit Minderheitenperspektive. Wenn die Stimmen dieser Autorinnen jetzt davon überschattet werden, dass wir uns nur auf ein Debattenthema konzentrieren, finde ich das sehr bedauerlich.“ 

Statt Boykott lieber deutliche Präsenz: Diesen Weg würde auch Meron Mendel bevorzugen, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Er teilte auf Twitter die Empörung über die Anwesenheit von rechten Verlagen auf der Buchmesse, aber: „Die Antwort ist m.E. nicht ein Boykott, sondern im Gegenteil: mehr Präsenz von BIPOC, Juden und Verbündeten, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen.“ 

Was sagt die Buchmesse?

Buchmesse und Börsenverein hatten sich bereits am Mittwoch in einem ausführlichen Statement zu der öffentlichen Diskussion über rechte Aussteller geäußert (mehr dazu hier). Die beiden internationalen Verlegerverbände FEP und IPA stärken der Buchmesse in ihrer Position den Rücken. Sie beziehen in einer gemeinsamen Erklärung Position und betonen, dass alle Verlage, die sich im staatlichen Rechtsrahmen bewegen, zur Messe zugelassen werden sollten – als Bekenntnis zur Meinungs- und Publikationsfreiheit. Viele Buchmessen in Europa seien mit einer ähnlichen Situation konfrontiert, so Peter Kraus vom Cleff, Präsident des europäischen Verlegerverbands FEP und ab Januar neuer Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Auch wenn wir ihre Werte nicht teilen – solange sich diese Verlage in den rechtlich definierten Grenzen bewegen, müssen wir an unserem Kampf gegen jede Form von Zensur festhalten.“ (Das ganze Statement hier)

Die Buchmesse selber betont zudem mit Nachdruck, dass die Sicherheit auf dem Messegelände gegeben sei. An allen Tagen seien in den Hallen verstärkt Einsatzkräfte der Polizei sowohl in zivil als auch in Uniform unterwegs, die jedem Hinweis auf Bedrohungen sofort nachgehen würden. So sei neben der Sicherheit für das allgemeine Publikum auch der Schutz von politisch verfolgten Autor*innen oder von Gästen aus der Politik gewährleistet. 

Jagoda Marinić macht deutlich, dass der öffentliche Raum in den letzten Jahren insgesamt polarisierter und bedrohlicher geworden sei, dass sie aber auf die jahrelange Expertise beim Erstellen von Sicherheitskonzepten für internationale Größen auf der Buchmesse vertraut - und erinnert in diesem Zusammenhang beispielsweise an den störungsfreien Messe-Auftritt des indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie 2015. 

Auch wenn wir ihre Werte nicht teilen – solange sich diese Verlage in den rechtlich definierten Grenzen bewegen, müssen wir an unserem Kampf gegen jede Form von Zensur festhalten.

Peter Kraus vom Cleff

Rowohlt: "Diskussion dringend erforderlich”

Klar ist aber auch: Mit Sicherheitskonzepten allein wird das Thema nicht vom Tisch zu kriegen sein. Das zeigt eine Stellungnahme von Jasmina Kuhnkes Verlag Rowohlt, der die Messe-Absage seiner Autorin auf Twitter sehr deutlich kommentiert: Auf der Messe sei an prominenter Stelle ein Verlag vertreten, der öffentlich die „Abschiebung“ von Kuhnke gefordert habe, so Rowohlt: „Die Meinungsfreiheit ist auch und gerade im Rahmen einer Buchmesse ein Gut, dass entschieden verteidigt werden muss. Doch dieses Recht stößt an seine Grenzen, wenn die Sicherheit und die Grundrechte anderer bedroht werden.“  

Die Absage von Autor*innen werde ein Verlust für die Messe und ihre Besucher*innen sein, ergänzt der Verlag: „Eine Diskussion zwischen Autor*innen und ihren Verlagen, mit der Buchmesse und dem Börsenverein über dieses Thema ist jetzt dringend erforderlich.“  

Wie die vielfache Solidarisierung mit den Betroffenen durch Verlage und Buchhändler*innen im Netz zeigt (etwa in der Facebook-Gruppe Buchhandelstreff), dürfte die Debatte mit dem gemeinsamen Statement von Buchmesse und Börsenverein jedenfalls noch lange nicht ausdiskutiert sein.  

Ein Wunsch: Kluge Strategien gegen rechts entwickeln

Die Verlegerinnen von &Töchter wünschen sich im Anschluss an die Messe, dass die Branche den Autor*innen zuhört. Das bedeute, diesen Stimmen eine Bühne zu  geben - in Büchern, aber auch in Veranstaltungen, bei denen sich Autor*innen sicher fühlen und ihre Meinungen und Visionen ausdrücken könnten: „Wenn man genau zuhört, versteht man auch besser, was die Beweggründe waren, die Auftritte abzusagen.“ 

Jagoda Marinić würde sich vor der nächsten Messe zunächst eine umfassendere öffentliche Auseinandersetzung mit der Rechtslage wünschen. „Sollten sich Verlage einklagen können, müssen wir schon vor der Buchmesse eine zivilgesellschaftliche Strategie finden und nicht den großen Eklat in der Messewoche abwarten.“ Die Vorbereitungen für die Bücher gingen so unter. Die Autorin weist auch auf die Gefahr hin, dass sich nach der Aufmerksamkeit für rechte Verlage in diesem Jahr künftig wieder mehr Publizisten aus dem gleichen Spektrum anmelden könnten.  

Dass es kreative Strategien gegen rechts gibt – daran hat sie keinen Zweifel und verweist beispielsweise auf Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank, der 2017 direkt neben den rechten Verlagen mit einer Kampagne für Vielfalt für Aufklärung gesorgt hat. „Ich finde es schade, dass die Erfahrungen der Vergangenheit in dieser Hinsicht weniger genutzt werden.“  

Wie man sich dem konfliktbeladenen Thema kreativ nähern kann, zeigte übrigens der Katapult Verlag gleich zu Beginn der Buchmesse 2021: Er verteilte kurzerhand sein Sonderheft über „Rechte Gefahr in der Mitte der Gesellschaft“ am Stand des Jungeuropa Verlags. Und zwar großflächig und mit dem Twitter-Nachsatz: „Keine Ursache“. 

Update: Auch Ciani-Sophia Hoeder, Autorin bei Hanserblau ("Wut und Böse") und Gründerin des Online-Magazins Rosamag, hat ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse 2021 abgesagt, die heute für das allgemeine Publikum öffnet.

Sie schreibt in einem Statement, das der Verlag verschickt hat: "Mit Blick auf die Zukunft wünsche ich mir, dass sich die Frankfurter Buchmesse als ausgewiesene Institution des literarischen Lebens in Deutschland nicht nur als Wirtschaftsunternehmen begreift, das Verträge mit jeglichen Verlagen schließt", so Hoeder: "Vielmehr wäre es wichtig, dass die Frankfurter Buchmesse ihre politische Strahlkraft als Vertretung einer weißen Mehrheitsgesellschaft ernst nimmt und für eine diverse Gesellschaft eintritt, in der auch BIPoC und jüdische Menschen gehört, ernst genommen und willkommen geheißen werden. Das würde aktiv und in Zukunft bedeuten, dass die Messe keine Vertragsschlüsse mehr mit rechten Verlagen vollzieht. Oder müssen nach wie vor BIPoC und jüdische Menschen diesen Kampf alleine führen?"

Hoeder hat einen entsprechenden Appell initiiert, den knapp 150 Unterstützer*innen aus Kultur, Journalismus und Wissenschaft unterzeichnet haben - darunter Meron Mendel, der Verlag &Töchter, Musikerin Sookee und Tänzerin Motsi Mabuse, aber auch die Autor*innen, die sich, wie Ciani-Sophia Hoeder von der diesjährigen Buchmesse zurückgezogen haben. Unter der Überschrift "Wir stehen nicht neben Rechtsradikalen" fordern sie die Buchmesse auf, entsprechenden Verlagen keine Plattform mehr zu bieten.