Begründung der Jury:
Wie durch Unkenntnis Unachtsamkeiten und Missverständnisse zu Katastrophen werden…
Im Kindergarten liebt Charly die großen gelben Dreiräder, mit denen er mit wehenden Haaren durch die Gegend rasen kann. Jeder kommt einmal an die Reihe, man muss teilen. Daher die Überraschung, als er in die 1. Klasse kommt: auf dem Schulhof gibt es nur ein tolles Gerät mit 4 Rädern, das er unbedingt ausprobieren möchte. Nur gibt es da ein Problem. Camille, der Junge, der es besetzt, ist nicht bereit, es zu verlassen. Aus Wut über diese Ungerechtigkeit zerrt ihn Charly von seinem „egoistischen Spielzeug“ herunter – ein Skandal! Die Tat macht ihn sofort unbeliebt. Denn niemand kann sich vorstellen, dass er einfach keine Ahnung von Behinderung hatte. Anstatt ihm Camilles Situation zu erklären und ihm die Verhaltensregeln zu erklären, die er nicht kennt, wird er von allen verurteilt und abgestraft. Auf sich selbst zurückgeworfen und in einer Spirale von Missverständnissen feststeckend, isoliert sich Charly und verliert immer mehr den Anschluss… Ein großer schwarzer Baum scheint in ihm zu wachsen, der ihn mit seinem ganzen Gewicht erdrückt.
„Starke, lustige, freche Geschichten“, kündigt die Reihe an – und die drei Adjektive beschreiben Charlys Erzählung perfekt. Seine Naivität bringt uns zum Lächeln, seine Verzweiflung erschüttert uns, die blinde Autorität, mit der er konfrontiert wird, trifft uns hart. Man möchte ihm helfen. Man möchte denjenigen die Augen öffnen, die ihn „wie einen giftigen Pilz“ anschauen. Und man seufzt erleichtert, wenn sich endlich eine warme Hand auf seine legt. Schließlich findet er den Weg zurück in die Schule, dank eines geschickten und unerwarteten Umweges, voller Trost und Zuneigung. Ein intensiver und fesselnder Roman, dessen wunderschöner Einband mit seinen lebensprallen Illustrationen sich zu einem Poster auffalten lässt – zum Sammeln, das gilt auch für die Emotionen