Natürlich ließe sich argumentieren, dass ‚Queerer Kanon?‘ nur ein Nischenpublikum anspricht. So einfach ist es mit der Repräsentation jedoch nicht. Queere Literatur setzt sich immer mit dem Status quo auseinander – das geht jede*n etwas an. Im Literaturbetrieb scheint es an einigen Stellen an Interesse bzw. Kenntnis queerer Literatur zu mangeln. Die Kritik ordnet etwa queere Texte aus Unkenntnis oft nicht in bestehende Traditionen ein. Dabei würde es ohne queere Menschen Kultur, wie wir sie heute kennen, nicht geben. Es ist der Rand, der die Mitte nährt. Queere Literatur hat es schon immer gegeben, von Sappho bis de l‘Horizon.
Wir wünschen uns mehr Mut und Neugierde im Umgang damit, aber auch weniger Exotisierung. Vor allem aber glauben wir daran, dass Leser*innen mehr zugetraut werden darf. Das hat u.a. der Erfolg des Buchpreisgewinners ‚Blutbuch‘ bewiesen. Queere Literatur ist kein Trendthema. Sie hat Tradition(en) und eine komplexe Geschichte.